Chapter 35 - Louis

545 72 22
                                    

"I know we didn't end it like we're supposed to" What A Time (ft. Niall Horan) - Julia Michaels, Niall Horan

...

In Gedanken versunken starrte ich an die graue Decke über mir. Sie war anscheinend schon etwas älter und könnte einen neuen Anstrich gut gebrauchen, denn an manchen Stellen bröckelte bereits die Farbe ab. Die harte Matratze kratzte mich am Rücken, doch ich war es leid, eine neue Liegeposition zu finden und so blieb ich einfach weiterhin mit angewinkelten Beinen und den Armen hinter dem Kopf verschränkt auf dem Bett liegen.

Selbst als die Tür geöffnet und mein Zellenwärter herein trat, blieb ich still liegen. Ich wusste nicht, ob er mich für das Essen oder meinen Freigang holte, denn jegliches Zeitgefühl ging hier drinnen irgendwie verloren. Es gab keine Fenster, an denen ich den Stand der Sonne sehen konnte, keine Uhren, die ich ablesen könnte und Wecker ebenso wenig.

"Mr. Tomlinson? Es ist Zeit für das Mittagessen."

Ich setzte mich auf und starrte meinen Zellenwärter einen Moment lang an. Er war vielleicht ein wenig älter als ich und hatte dunkelblonde Locken, die mich ein wenig an Harry erinnerten. Natürlich mit dem Unterschied, dass Harry viel hübscher war. Ich warf einen Blick auf das Namensschild, dass an seinem Hemd befestigt war und zwang mich zu einem Lächeln.

"Kann ich Sie etwas fragen, Ashton?"

"Natürlich, fragen Sie ruhig, Mr. Tomlinson."

Er lächelte mich mit einem so freundlichen Lächeln an, dass mir tatsächlich ein wenig warm ums Herz wurde. "Wäre es eventuell möglich, dass ich etwas lesen könnte? Vielleicht ein Buch oder eine Zeitschrift?"

Ashton sah mich kurz ein wenig verwirrt an, ehe er seinen Blick über meinen leeren Schreibtisch wandern ließ. Er zog die Augenbrauen zusammen. "Hat man Ihnen denn gar nichts angeboten?" Ich schüttelte den Kopf. Sofort kehrte das freundliche Lächeln auf sein Gesicht zurück. "Ich werde mich darum kümmern. Kommen Sie jetzt mit mir zum Mittagessen?"

"Natürlich", seufzte ich und streckte meine Arme nach vorne aus, woraufhin er die Handschellen um meine Handgelenke befestigte und mich anschließend hinaus auf den Flur und in Richtung Kantine führte.

"Heute gibt es Ravioli", ließ er mich wissen, woraufhin ich nur kurz nickte und seinen weiteren Redeschwall, in dem er zunächst über seine Lieblingsgerichte und anschließend über seine Kochkünste berichtete, ausblendete. So nett er auch war, irgendwie konnte ich mich nicht darauf einlassen und plötzlich kam ich mir unglaublich undankbar vor. Ich sollte froh sein, dass er sich überhaupt die Mühe machte, mit so einem wie mir ins Gespräch kommen zu wollen. Denn eigentlich war das Personal hier genauso schweigsam wie ich im Moment und man wurde in der Regel angeguckt wie ein komisches Insekt oder wie ein gruseliges Ungeheuer.

"So, da wären wir", lächelte Ashton, als wir an meinem Tisch hielten und er mir meine Handschellen wieder abnahm. Ich blickte auf den dampfenden Teller vor mir und wollte meinem Zellwerter gerade auf Widersehen sagen, als er sich mir gegenüber an den Tisch setzte. Ich hob fragend eine Augenbraue. Normalerweise stellten sich die Wärter in kleinen Grüppchen irgendwo in den Raum und warteten, bis ihr Häftling fertig gegessen hatte, bevor sie ihn wieder zurück brachten. Dass sich ein Wärter zu einem Häftling an den Tisch setzte, hatte ich hier noch nie gesehen.

"Möchten Sie einfach irgendetwas oder eine bestimmte Richtung?", fragte er und faltete die Hände vor sich auf dem Tisch. "Wegen des Buches meine ich." Ich zuckte mit den Schultern. Ashton nickte, ließ sich jedoch von meiner Wortkargheit nicht einschüchtern. "Wie war ihr Tag bisher? Sie waren heute Vormittag für die Wäscherei eingetragen, richtig?" Ich nickte erneut und begann nun, die Ravioli zu essen. "Und am Nachmittag in ihrer Freizeit? Haben Sie sich für eine Aktivität eingetragen?" Ich schüttelte den Kopf. "Wie wäre es denn mit Basketball?"

Heart Attack - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt