Chapter 42 - Harry

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"Smile darling don't be sad" Heaven Knows - Five For Fighting

...

"Harreh", quengelte Louis, als ich die Vorhänge zur Seite zog. "Mach das zu, das blendet."

Ich schüttelte nur lachend den Kopf und öffnete das Fenster ein wenig, damit frische Luft ins Zimmer kommen konnte. Einen Moment lang stand ich nur da und ließ mir den kühlen Wind ins Gesicht pusten, bis Louis leise knurrte und nach meiner Hand griff. "Komm zurück", bat er und zog ein wenig daran. Ich nahm noch einen Atemzug, ehe ich schließlich nachgab und zurück zu Louis unter die warme Bettdecke schlüpfte. Doch bevor ich mich hinlegen konnte, schlang er plötzlich seine Arme um meinen Hals und legte sein Kinn auf meiner Schulter ab. Ein wenig überrascht erwiderte ich seine Umarmung, bei der er mich unglaublich fest aber trotzdem voller Liebe an sich drückte.

Gerade, als ich nachfragen wollte, weil sämtliche Gedanken und Befürchtungen über sein Wohlbefinden begonnen hatten, in meinem Kopf herum zu spuken, löste er sich wieder und küsste mich mit solch einer Leidenschaft, dass ich glaubte, mein Herz würde mir gleich aus der Brust springen. Seine Hände, die inzwischen von meinem Nacken hinunter zu meiner Taille gewandert waren, hinterließen ein heftiges Kribbeln auf meiner Haut und ich fragte mich, ob sich all diese Berührungen für ihn genau so intensiv anfühlten wie für mich.

Auf einmal spürte ich einen leicht salzigen Geschmack auf meinen Lippen und löste mich vorsichtig von ihm. "Hey..." Ich konnte die Besorgnis in meiner Stimme kaum verbergen, als ich sein Gesicht in meine Hände nahm und seine feuchten Wangen mir verrieten, dass er tatsächlich weinte. "Lou... was ist los? Hab ich etwas falsches gemacht?" Sofort schüttelte er den Kopf, brachte mein Herz aber trotzdem dazu, sich unangenehm zusammen zu ziehen, als er anfing zu schluchzen. "Hey, hey, hey...", murmelte ich und breitete meine Arme ein wenig aus, woraufhin er sich erneut an mich kuschelte und noch heftiger zu weinen begann. Vorsichtig zog ich ihn näher an mich und wiegte ihn langsam hin und her.

"Tut mir leid...", schniefte er irgendwann mit zitternder Stimme, doch ich schüttelte bloß den Kopf. Und auch, wenn es mir das Herz zerriss, ihn weinen zu hören, so bedeutete es mir trotzdem unglaublich viel, dass er seine Gefühle vor mir nicht verbarg, so wie er es früher einmal getan hatte. "Möchtest du mir erzählen, was los ist?", fragte ich nach einer Weile vorsichtig.

Er löste sich von mir und sofort legte ich meine Hände an seine Wangen, um ihm die Tränen weg zu wischen, bevor ich mich ein wenig vor lehnte, um ihn auf die Stirn zu küssen. Ich wollte ihm auf keinen Fall das Gefühl geben, dass er mir etwas erzählen müsste, was er nicht wollte. Nichts war wichtiger für mich, als dass er sich wohl fühlte. Immer. Er sollte nach all dem was er durchgemacht hatte, endlich einen Ort haben, an dem er alles in seinem Tempo nach seinen Regeln tun konnte. Und nichts würde mich glücklicher machen, als das Gefühl für ihn dieser Ort sein zu können.

"Es ist nicht so-" "Es ist wichtig", fiel ich ihm ins Wort. Ich lächelte ihn an und strich ihm mit den Daumen zärtlich über die Wangen. "Du bist wichtig."

"Es ist nur..." Er atmete einmal tief durch. "Ich bin so unglaublich glücklich... mit dir..." Er schien einen Moment zu brauchen, weshalb ich nichts erwiderte, sondern mit den Fingern seine ausgeprägten Wangenknochen entlang fuhr, während er seine Gedanken zu sortieren schien. "Ich weiß, das klingt bescheuert, aber... ich fühle mich bei dir so... angekommen. Ständig denke ich, ich würde jeden Moment aufwachen und das alles wäre nur ein Traum, weil... weil es viel zu schön ist und... ich habe das Gefühl, ich war noch nie so glücklich." Ich schüttelte den Kopf. "Das klingt nicht bescheuert." "Ich... ich will dich die ganze Zeit küssen und umarmen und dir Nahe sein, aber dann denke ich immer, dass... dass du das vielleicht gar nicht willst und... und dass ich klette und dir auf die Nerven gehe und-"

Bevor er sich noch mehr in seinen wirren Gedanken verirren konnte, lehnte ich mich vor und küsste ihn zärtlich, um seinen Redeschwall zu beenden. "Ich will", murmelte ich schlicht, woraufhin er seine Hände ihn meinen Locken vergrub und seine Stirn gegen meine lehnte, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten. Sein warmer Atem traf kaum merklich immer wieder auf meine Lippen und brachte mich beinahe um den Verstand, weshalb ich es irgendwann nicht mehr aushielt und ihn erneut küsste.

"Ich bin dir so unglaublich dankbar", murmelte er leise und fuhr mit seinem Daumen über meine Unterlippe. "...dass du mich daraus geholt hast. Und es tut mir leid, dass ich so abweisend zu dir war und mich nicht gemeldet habe. Ich dachte, du würdest es nicht schaffen." Abermals schüttelte ich den Kopf. "Du warst bloß realistisch. Aber nur dass du es weißt... Auch wenn ich es nicht geschafft hätte, hätte ich dich trotzdem immer wieder besucht... selbst wenn du mich weggeschickt hättest." "Das wäre aber nicht gut für dich gewesen..." Ich glaubte, einen Hauch von Schuld aus seiner Stimme heraus hören zu können. "Du hättest das selbe getan."

"Ja, das hätte ich wahrscheinlich."

"Mach dir nicht so viele Gedanken", bat ich. "Es ist alles okay." "Aber wie soll ich mir denn keine Gedanken machen? Es ist alles so anders und... und jetzt muss ich mir einen Job suchen, eine Wohnung, ein Leben aufbauen... Ich habe ja nicht mal einen vernünftigen Schulabschluss geschweige denn einen Führerschein und-" "Pscht", zischte ich und schüttelte den Kopf. "Jetzt bist du erst einmal glücklich und dann kümmern wir uns um den Rest. Ich helfe dir." Ich nahm seine Hände in meine und drückte sie liebevoll. "Du bist nicht alleine."

"Aber ich will mich euch nicht so aufdrängen, das ist falsch." "Und wenn ich es mir von ganzem Herzen wünsche?" Ich schob die Unterlippe ein wenig vor und brachte ihn dadurch wieder zum Lachen. "Du bist doof", erwiderte er, küsste mich jedoch im nächsten Moment und kuschelte sich so an mich, dass sein Kopf in meinem Schoß lag. Verträumt fuhr ich ihm durch die weichen Haaren und lauschte seinem Atem für eine Weile.

"Niall hat mir vorhin geschrieben, als du noch geschlafen hast. Er hat gefragt, ob wir nachher mit auf den Weihnachtsmarkt gehen wollen. Ein paar Freunde kommen auch mit." Louis brummte leise, klang dabei aber nicht wirklich begeistert. "Komm schon, das macht Spaß, überall ist Musik und es riecht nach Weihnachtsgebäck. Außerdem sind alle fröhlich und wenn ich nett drauf bin, dann spendiere ich dir auch eine heiße Schokolade." "Das mit der heißen Schokolade ist ein Argument." Er drehte sich ein wenig und ich wartete, bis er eine bequeme Position gefunden hatte, ehe ich mit meinen Krauleinheiten fort fuhr. "Aber was ist wenn mich jemand erkennt? Ich hasse das Gefühl, angestarrt zu werden."

"Dann mach die Augen zu." "Das ist nicht so einfach." "Doch", widersprach ich und legte ihm meine Hände über seine Augen, sodass er jetzt vermutlich nichts mehr sehen konnte. Ich grinste. "Ganz einfach."

"Na schön." Er legte seine Hände auf meine und nahm sie von seinen Augen, vielleicht, um mich wieder ansehen zu können. "Aber dann versprich mir, dass du meine Hand nicht loslassen wirst. Die ganze Zeit über nicht." "Versprochen", flüsterte ich. "Und die heiße Schokolade bekomme ich auch." Nun musste ich wieder grinsen und auch er lachte leise.

"Alles, was du willst, Lou."

...

1217 Wörter - Ivy

Heart Attack - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt