"Oh, all the echoes in my mind cry. There's blood on your lies" Running With The Wolves - AURORA
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Triggerwarnung: sexueller Missbrauch
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Mein Herz raste in meiner Brust und das beklemmende Gefühl wurde immer stärker, je länger Louis schwieg. Wer war das? Woher kannte er Louis? Zayn? Liam? Oder vielleicht jemand ganz anderes, den Louis mir gegenüber noch nie erwähnt hatte? Mein Hals wurde immer trockener und mein Atem schneller. Ich wollte hier weg.
Im Gegensatz zu mir schien Louis überraschend ruhig, als er nun doch meine Hand ergriff und mich hinter sich schob. "Ich warne dich. Rede nie wieder so über ihn." Seine Stimme klang beängstigend kalt und distanziert. Ich hatte absolut keine Ahnung, was gerade in seinem Kopf vor sich ging und es machte mir Angst.
"Drohst du mir etwa?" Der Mann lachte. "Wir wissen doch beide, dass du dir jedes Mal beinahe vor Angst in die Hosen machst, wenn du mich siehst."
Louis ließ meine Hand los und schon im nächsten Moment hörte ich einen dumpfen Schlag. Erschrocken zuckte ich zurück und stolperte dabei über eine Wurzel, sodass ich mich kurz darauf auf dem vereisten Waldboden wieder fand. Völlig orientierungslos konnte ich nur zuhören, wie immer wieder Schläge ertönten, ohne etwas dagegen tun zu können. Ich hatte mich lange nicht mehr so hilflos gefühlt. Plötzlich packte mich jemand an den Schultern und zog mich zurück auf die Beine. Dass es nicht Louis war, erkannte ich an dem groben Griff, der mich am Weglaufen hinderte und dem Geruch nach Alkohol.
"Louis!", rief ich mit zitternder Stimme, doch alles, was ich als Antwort bekam, war bloß ein Lachen. "Harry Styles." Der Mann näherte sich mir und kurz darauf spürte ich eine Hand an meinem Kinn, die mich dazu zwang, den Kopf zu heben. "Endlich lernen wir uns auch einmal kennen."
"Fass ihn nicht an." Louis' Stimme war nicht mehr als ein Flüstern und er klang so unglaublich weit weg. Was war passiert? Hatte dieser andere Kerl ihn verprügelt? Wurde er auch festgehalten, genau wie ich? Wie viele Menschen waren hier? Panik stieg in mir hoch und die kalten Finger, die mir über die Wange strichen, machten es auch nicht gerade besser. Ich drehte das Gesicht weg und versuchte abermals, mich aus den Armes der Person, die hinter mir stand, zu befreien.
"Na na na", lachte der Kerl vor mir und drehte mein Gesicht zurück zu sich. "Weißt du, wer ich bin, Harry?" Ich schwieg. "Bist wohl nicht sehr gesprächig, hm? Wahrscheinlich hast du keine Ahnung, wer ich bin, oder? Aber ich weiß vieles über dich." Er machte eine Pause und seufzte theatralisch. "Eine traurige Geschichte, nicht wahr? Vom blinden Jungen, der der Grund für den Tod seines Stiefvaters war."
"Das war ein Unfall." Mir war, als würde mir jemand die Kehle zudrückten, so wenig Luft drang durch meine Lungen. Das Atmen fiel mir schwer und eine bedrückende Leere breitete sich in mir aus. Er hatte ihn genau getroffen. Er hatte diesen einen Punkt genau getroffen und ich glaubte beinahe, dass er sich dessen auch vollends bewusst war. "Ja, das haben sie dir gesagt. Aber das glaubst du doch nicht wirklich, oder?" Ihm schien meine Reaktion zu gefallen, denn in seiner Stimme schwang eine gewisse Zufriedenheit mit, während ich gerade am liebsten los heulen würde.
Ich rief erneut nach Louis, doch ich bekam keine Antwort. "Er kann dich nicht retten, Harry", lachte der Kerl und jetzt stiegen mir wirklich Tränen in die Augen. "Was habt ihr mit ihm gemacht?" Schweigen. Ich wurde an den Schultern gepackt und unsanft nach vorne geschubst. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, weg zu laufen, doch das wäre furchtbar dämlich. Ich würde mich in meiner Panik bloß verlaufen und außerdem würden mich die beiden vermutlich innerhalb einer Minute wieder eingefangen haben. "Wo bringt ihr mich hin?"
Sie antworteten mir nicht, natürlich taten sie das nicht. Tausend Fragen schossen durch meinen Kopf. Was wollten sie von mir? Wie viele waren hier? Was war mit Louis? Nahmen sie ihn auch mit oder ließen sie ihn hier einsam im Wald erfrieren? Trotz allem versuchte ich, mich zu beruhigen und mir den Weg, den wir zurück legten, gut einzuprägen. Gemma und ich hatten hier früher oft gespielt und ich kannte diesen Wald in und auswendig. Ich wurde oft unterschätzt. Sie würden nicht damit rechnen, dass ich wüsste, wie ich zurück nach Hause kam und vielleicht konnte ich auf diese Weise weglaufen, wenn sich die Gelegenheit bot.
Wir betraten ein Gebäude, ich zählte die Stufen, die wir brauchten, um hinunter zu gingen, merkte mir, wo wir rechts und wo links abbogen. Ich wusste ganz genau wo wir waren. Ein wenig unsanft wurde ich auf einen Stuhl geschubst, ehe mir die Hände hinter dem Rücken zusammen gebunden wurden. "Eine Augenbinde braucht er wohl nicht oder?", fragte ein Mann, es war ein anderer als der, der vorhin mit mir gesprochen hatte. Ich vermutete, dass es derjenige war, der mich festgehalten hatte. "Ich habe Louis nach nebenan gebracht, was machen wir mit ihm?"
Louis war hier? Mein Herz begann augenblicklich, zu rasen. Nebenan. Der Raum nebenan hatte ein Fenster. Ein Fenster, durch das man diesen Raum hier sehen konnte. Das wusste ich, weil Gemma es mir einmal gesagt hatte. Dann konnte Louis mich sehen, oder?
"Erstmal nichts", antwortete der andere Mann. "Den habe ich vorhin ganz schön erwischt, der macht uns erst einmal keinen Ärger. Regelst du das mit der Familie und dem Geld? Ich passe hier auf, dass die beiden keine Probleme machen und sich benehmen." "Wenn du mich brauchst, rufst du an?" Der Mann stimmte zu und Schritte entfernten sich. Eine Tür wurde geschlossen.
"Dann sind wohl jetzt nur noch wir beide hier, hm?" Ich spürte seine Hand an meinem Kinn und wandte ihm widerwillig das Gesicht zu. "Hübsch bist du, das muss man dir lassen. Vielleicht ist es das, was Tomlinson an dir findet." "Was wollen Sie von mir?", fragte ich, ohne auf seine Worte einzugehen. Er lachte. "Das würdest du nicht verstehen, außerdem habe ich keine Lust, dir alles zu erklären. Du kommst schon wieder nach Hause, keine Sorge. Deine Mum wird sicher besorgt sein und sich beeilen, nicht wahr?" "Beeilen womit?" Ich erhielt keine Antwort, stattdessen hörte ich, wie ein Reißverschluss geöffnet wurde.
"Weißt du Harry, mir wird furchtbar schnell langweilig und du bist recht attraktiv. Wollen wir ein wenig Spaß zusammen haben?"
Ehe ich mir über seine Worte wirklich im Klaren werden konnte, steckte er mir seine Finger so weit in den Mund, dass ich würgen musste und ihn deshalb noch ein wenig mehr öffnete. Ich bereute es sofort, als ich daraufhin etwas anderes, über das ich am liebsten nie auch nur einen Gedanken verschwendet hätte, im Mund hatte. Seine Finger gruben sich schmerzhaft in meine Haare und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, musste ich so sehr würgen, dass mir Tränen in die Augen stiegen.
Ich wollte schreien, ich wollte um Hilfe rufen, ich wollte um mich treten, doch ich war zu nichts von diesen Dingen im Stande. Ich versuchte die Geräusche, die der Mann von sich gab, zu überhören, hörte sie dadurch aber nur noch mehr, ebenso wie laute Schläge gegen die Wand neben uns. Und Schreie. Schreie, die meinen Namen riefen. Immer und immer wieder.
Louis. Das Fenster. Er konnte mich sehen.
Inzwischen liefen mir die Tränen in Strömen über die Wangen und ich glaubte, zu ersticken. Die Schläge gegen die Fensterscheibe wurden immer lauter und übertönten nun beinahe die Geräusche des Mannes. Mein Kopf war unglaublich voll und doch so leer. Tausend Gedanken schwirrten darin herum, doch ich bekam keinen richtig zu fassen. Nur einer war klar und deutlich: Louis.
Und mit einem Mal war alles vorbei. Die Geräusche, das Würgen, die Schmerzen. Nur die Tränen liefen noch immer über mein Gesicht. Plötzlich ertönte ein lautes Geräusch neben mir. Das Geräusch von tausenden Scherben, die zerbrachen und klirrend auf dem Boden aufkamen.
Das Fenster.
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1300 Wörter - Ivy
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Heart Attack - Larry Stylinson
Fanfiction"Kein Wort zu niemandem oder ich schneide dir die Kehle durch!" Harry ist ein Träumer, Charmeur und ein echter Romantiker. Louis ist das genaue Gegenteil von ihm und das wird dem kleinen Lockenkopf direkt bei ihrer ersten Begegnung bewusst, als der...