Chapter 22 - Louis

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Verträumt betrachtete ich Harry, welcher gerade mit seinen Fingern über die Modellflugzeuge, die auf der Fensterbank standen, fuhr. Eine leichte Staubschicht lag in der Luft und an den Stellen, an denen das goldene Sonnenlicht von draußen durch die Fenster schien, wirkte es beinahe so, als würde die einzelnen Staubkörner tanzen. Als ich eine große Holztruhe öffnete, wirbelte ich dabei so viel Staub auf, dass ich heftig anfing zu husten. Von Harry hörte ich nur ein leises Lachen und verdrehte die Augen, während ich neugierig in die Truhe lugte. Doch außer ein paar alten Kissen und Decken entdeckte ich nichts besonderes. Eine Decke zog ich hervor und warf sie mir um die Schultern, um mich damit an Harry heran zu schleichen.

"Wuaa", rief ich, als ich ihn erreichte, woraufhin er erschrocken zusammen zuckte, dann allerdings lachen musste. Ich schlang meine Arme von hinten um ihn und hüllte ihn so ebenfalls in die flauschige Decke ein. Grinsend legte ich mein Kinn auf seiner Schulter ab und betrachtete von der Seite die niedlichen Grübchen auf seinen Wangen. "Ich bin ein Gespenst", flüsterte ich ihm ins Ohr, woraufhin sein Grinsen nur noch breiter wurde.

"Du spinnst, weißt du das eigentlich?"

"Ja, aber deshalb magst du mich doch so oder?" Spielerisch stupste ich mit meiner Nase gegen seine Wange, ehe ich einen Blick auf das Buch in seinen Händen warf. "Der kleine Prinz?"

"Ist es das?", fragte er. "Ich war mir nicht sicher."

Ich reichte ihm die Enden der Decke, damit er sie festhielt und legte meine Arme von hinten um seinen Bauch, um das Buch aufzuschlagen. "Das ist aber nicht deins oder?"

"Nein." Er schüttelte den Kopf. "Mein Dad hat es mir immer vorgelesen, als ich noch klein war. Also mein... mein Stiefvater, nicht mein leiblicher. In den letzten zwei Jahren, seitdem er nicht mehr da ist, wollte ich es irgendwie immer mal wieder lesen, um mich an ihn zurück erinnern zu können aber... ich wusste nicht wo es ist und selbst wenn ich es gewusst hätte... ich kann es nicht lesen..."

Mein Blick wanderte über die leicht vergilbten Seiten und die vielen schwarzen Buchstaben, mit denen sie geschmückt waren. "Soll ich es dir vorlesen?"

"Nein, musst du nicht, es war nur..."

Doch ehe er den Satz beenden konnte, hatte ich bereits die erste Seite aufgeschlagen und brachte ihn zum Verstummen, indem ich begann, die Wörter vorzulesen. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen und er lehnte sich mit dem Rücken ein wenig mehr gegen meine Brust, während er mir aufmerksam zuhörte.

Eine ganze Weile standen wir so dort und außer meiner Stimme, die so leise war, dass nur Harry sie hören konnte, war es still im Raum. Als es irgendwann allerdings ein wenig unbequem wurde, nahmen wir uns die Decken und Kissen aus der Truhe und breiteten sie auf dem Boden aus. Gerade als ich mich hingesetzt hatte, robbte Harry bereits an mich heran und setzte sich innen zwischen meine Beine, den Rücken an meine Brust gelehnt. In meiner einen Hand hielt ich das Buch, die andere fuhr in immer wiederkehrenden Bewegungen durch Harrys lange Locken, denen ich so hoffnungslos verfallen war. Aber wie könnte ich auch nicht?

"Lou?", unterbrach er mich irgendwann und ich verstummte. Er schüttelte den Kopf. "Ach vergiss es."

"Was liegt dir auf dem Herzen?"

"Ich ähh... nichts."

"Harry." Ich zog das Wort lang und legte das Buch neben und auf den Boden, um ihm sanft in die Seite zu pieksten. "Was ist los?"

"W-warst du schon mal verliebt?"

"Ja."

"So richtig?"

Heart Attack - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt