Es gibt nichts Besseres als vier starke Wände und ein Dach über dem Kopf, um extremer Hitze oder Kälte zu trotzen.
Am folgenden Morgen wurde es offensichtlich, dass die Gruppe ihren Kampfgeist verloren hatte. Nicht einmal Chiyo versuchte großartig, uns zu motivieren. Wir machten uns auf den Weg zur verlassenen Basis meines Stammes und ich musste heftig schlucken, als ich Lance' Zaun um die Hütte erblickte. Über Nacht hatten wir alle unsere Motivation verloren. Ein Artefakt fehlte uns und somit auch der Hinweis, um das nächste zu finden. Wir hatten keine Aufgabe mehr, keinen Grund zu kämpfen und unsere Leben zu riskieren.
Immerhin redeten Yin und Himaya den ganzen Tag über nichts anderes, was nervig hätte sein können, aber es war eher aufschlussreich.
„Ich bin mir zu hundertzwei Prozent sicher, dass wir an der richtigen Stelle gesucht haben", mischte ich mich ins Gespräch ein, und half den beiden dabei, einen Dodo zu rupfen.
Yin stimmte mir zu, Himaya nach kurzem Zögern auch. „Es kommt mir nur so unwahrscheinlich vor, dass jemand zufällig dort das Artefakt gefunden hat", gab sie zu Bedenken.
„Es muss so gewesen sein", sagte Yin und riss an einer Handvoll grauer Federn. „Wir haben den Hinweis für das Artefakt, kein anderer."
„Das wissen wir nicht", widersprach ich. „Vielleicht gibt es noch andere Wege, Hinweise zu finden." Das wäre jedenfalls wahrscheinlicher, als dass jemand einfach so in den Sumpf vordringt.
Himaya hob die Schultern. „Vielleicht wollten sie auch zum roten Turm und haben das Artefakt zufällig entdeckt. Priscilla musste von ihrer Startposition ja auch da lang."
Ich schüttelte wortlos den Kopf. Die Theorie fühlte sich nicht richtig an. Ich musste an die Fußspuren im Sand denken, die mich ganz am Anfang zu Sophie geführt hatten. Wenn uns damals tatsächlich jemand belauscht hatte, vielleicht hatten sie es irgendwie geschafft, sich die Position der Artefakte zusammenzureimen. Aber das half uns alles nichts. Theorien brachten uns nicht weiter. Wir brauchten einen neuen Plan, ein neues Ziel. Wenn jemand anders das Artefakt an sich genommen hatte, nützte das niemandem was ohne die drei Artefakte von uns. Man brauchte alle sieben für einen Weg nach Hause.
Ich ließ den Blick über unsere Gruppe schweifen. Diego und Pablo, die mit dem Fernglas auf dem Dach saßen. Sophie, Priscilla und Nicky beim Fischen. Tim, Chiyo und Kemen, wie sie den Zaun verbesserten. Drei Stämme, die sich wegen der Artefakte verbündet hatten. Der Frieden würde halten, oder? Es war ausgeschlossen, dass wir anfangen würden einander umzubringen, damit ein Stamm von uns überleben konnte. Oder anfangen würden, fremde Stämme zu eliminieren. Das würde nicht passieren. Dafür waren wir nicht verzweifelt genug. Das hoffte ich zumindest. Es hieß letzten Endes allerdings immer entweder nach den Regeln zu spielen oder trotzig von einem Monster-Dino gefressen werden. Nüchtern wurde mir bewusst, wie viel geringer meine Überlebenschancen heute waren. Wenn wir das fehlende Artefakt und den Hinweis nicht fanden, dann gab es keinen Ausweg für Sophie und mich. Dann musste eine von uns sterben.
***
Wir schlichen uns im Dschungel an der Basis des orangefarbenen Stammes vorbei und wagten uns erst wieder an den Strand, als die Hütte nicht mehr zu sehen war. Keiner sprach viel, Lance' Abwesenheit wog immer noch schwer auf der Gruppe.
Am Abend erreichten wir die verlassen daliegende Basis, in der wir schon einmal übernachtet hatten. Ohne größere Diskussionen wurde die Tür geöffnet und die Betten verteilt. Sophie und ich teilten uns einen Schlafsack und schliefen in einem der unteren Betten, als wir von Nicky wachgerüttelt wurden.
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ARK
AdventureWir alle blätterten gleichzeitig die nächste Seite um und fanden endlich ein bisschen mehr Text vor. „Sieben Stämme", las Lance vor. „Doch nur ein Stamm kann überleben." 28 Teenager. 7 Stämme. 1 Ziel. Unendlich viele Bedrohungen.