Kapitel 24 - Durchsucht

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Es ist leicht, sich auf der ARK zu verlaufen, also vergiss deine Karte nicht!

Sie ist ein unbezahlbares Werkzeug fürs Überleben.


Wir schafften es nicht vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause, nicht einmal annährend. Tim musste Chiyo tragen und auch Yins Bein half uns nicht gerade dabei, schnell voranzukommen. Irgendwo zwischen der Basis des orangefarbenen Stammes und der des pinken Stammes holte die Nacht uns ein und wir sammelten alles zusammen, was wir für ein improvisiertes Lagerfeuer brauchten. Für Himaya war das kein Problem und ihre Ruhe steckte mich an. Ohne sie wäre ich schon so oft in Panik verfallen.

Alle waren erschöpft, besonders Diego. Er hatte sich extrem verausgabt und am liebsten hätte ich ihm mehr Essen gegeben, jetzt, da er mal angefangen hatte, tatsächlich an Mahlzeiten teilzunehmen. Aber wir hatten keine einzige Beere und keinen Fetzen Dodofleisch mehr übrig. Die Stimmung war deswegen auch nicht unbedingt die beste, als Nicky und ich uns für die erste Wache meldeten.

„Morgen wird alles wieder besser", murmelte sie und starrte ins Feuer.

Ich stocherte mit einem Stock in der Glut herum. „Meinst du?"

„Klar. Alle haben Hunger und Angst und der Tag war ... na ja. Aber morgen kommen wir nach Hause und jagen und fischen und dann brauchen wir nur noch ein einziges Artefakt."

Wir hatten uns bisher nicht einmal das Rätsel für das letzte Artefakt angesehen. Normalerweise machten Yin und Himaya das immer, aber heute waren sie nicht dazu gekommen. Oder sie waren ein bisschen so wie ich und wollten es gar nicht wissen. Die Rätsel hatten uns von den Klippen von Carnivore Island durch den Sumpf bis auf den Meeresboden und zurück auf eine Bergspitze geschickt. Lance hatte sich für uns geopfert und Priscilla war beim Versuch, die Artefakte zu verteidigen, getötet worden. Und bisher hatten wir uns gut gehalten, auch wenn es sich nicht so anfühlte. Wir waren immer noch zu zehnt. Aber das letzte Artefakt würde es noch einmal in sich haben, davon war ich überzeugt. Heute war die einzige große Herausforderung der grüne Turm gewesen, nicht die Compys im Dschungel. Wären wir nicht so eine große Gruppe, hätten die Compys uns viel mehr zu Schaffen gemacht. Oder hätte Tim Chiyo nicht tragen können. Was hätten wir dann gemacht?

„Denkst du noch manchmal an Lance?", fragte ich leise.

Nicky schaute kurz vom Feuer hoch und nickte. „Ich denke dauernd an ihn. Er war ... nie besonders nett zu mir, nur am Schluss. Ich glaube, in ihm hat viel mehr gesteckt, als er uns zeigen wollte."

Ich lächelte schief und versuchte gar nicht, die Tränen zurückzuhalten, die sich in meinen Augen sammelten. „Er ist mir echt auf die Nerven gegangen", schniefte ich. „Und jetzt fehlt er mir richtig."

Nicky rutschte näher zu mir und legte mir ihren Arm um die Schultern. Schweigend starrten wir in Flammen, bis meine Tränen versiegten.

Am nächsten Morgen wurde allen klar, dass Chiyo schlimmer verletzt war, als sie gestern zugegeben hatte. Ihr gebrochener Knöchel war nach wie vor ihre schlimmste Verletzung, aber der Haufen aus weichem Gestrüpp hatte ihren Sturz nur leicht abgefedert. Die Seite, mit der sie auf dem unnachgiebigen Metall aufgeschlagen war, hatte sich über Nacht dunkellila verfärbt und sie konnte einen Arm kaum benutzen, so stark waren die Schmerzen. Kemen schiente ihren Fuß mit Stöcken und Lianen, schüttelte aber vehement den Kopf, als es darum ging, ob sie wieder laufen konnte.

Bei Sonnenaufgang packten wir alles zusammen und machten uns auf den Weg zur Basis, Chiyo musste wohl oder übel wieder von Tim getragen werden.

„Du bist ein Fliegengewicht, es macht mir nichts aus", versicherte er ihr. „Wir müssen höchstens ein paar Pausen zwischendurch einlegen."

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