Kapitel 36 - Ziel

17 2 0
                                    


Die ARK beherbergt unzählige Kreaturen und verschiedenste Lebensräume. Man sollte niemals unvorbereitet losziehen.


Am folgenden Morgen fühlte mein ganzer Körper sich komplett steif an. Jede noch so kleine Bewegung schmerzte und ich musste mich unter Stöhnen aus dem Bett quälen. Mein Auge war nach wie vor geschwollen, aber es pulsierte nicht mehr so stark und die Haut fühlte sich auch nicht mehr so heiß an.

Sophie saß bereits draußen am neu aufgeschichteten Lagerfeuer und hielt Nicky ihren bandagierten Arm hin. Sie sah besser aus, so viel besser als gestern, wo ihr Gesicht weiß wie Schnee gewesen war. Zwar hatte sie trotz allem dicke Augenringe und eine Menge verklebtes Blut in den langen Haaren, aber ihre Lippen waren wieder rosa und ihr Blick war nicht mehr trüb und gehetzt.

Alle versammelten sich um Sophie und schauten zu, wie Nicky begann den Verband abzunehmen, um ihn zu wechseln.

Die letzte Schicht Stoff fiel von Sophies Arm ab und Pablo atmete geräuschvoll durch die Zähne ein. Die Naht hatte gehalten, aber die Haut rund herum wirkte rot und gereizt. Eine hellgelbe Flüssigkeit hatte sich tröpfchenweise gebildet und war in den Verband gesickert.

„Du hast das genäht?", fragte Nastya mit offener Bewunderung. „Woher kannst du so was?"

„Ich mache Kostüme", gab Nicky kühl zurück und hielt Kemen die Hand hin. Sofort reichte er ihr Desinfektionsmittel. Sophie grub die Finger ihrer freien Hand in meinen Oberarm, als das Mittel ihre Wunde berührte, und wimmerte vor Schmerz.

„Sorry", sagte Nicky konzentriert, „aber das muss sein. Verband."

Wenig später war die Wunde neu verbunden und Sophie hatte Antibiotika und Schmerzmittel bekommen. Erschöpft ließ sie sich gegen die Hüttenwand sinken und schloss die Augen.

„Wie schlimm ist es denn?", fragte sie. „Und sei ehrlich."

Nicky setzte sich neben sie und wählte ihre Worte mit Bedacht. „Es ist keine kleine Verletzung. Du hattest einen echt heftigen Schock und hast ziemlich viel Blut verloren. Aber die Naht sieht gut aus und das bisschen Eiter macht mir auch nicht so viel Sorge, ehrlich. Wir haben für eine Woche Antibiotikum für dich. Die Chancen stehen gut, dass es sich nicht entzündet."

Sophie atmete erleichtert auf und ließ sich ein wenig gegen Nicky fallen.

„Du hast mir das Leben gerettet."

Nicky schüttelte den Kopf, aber lächelte ein ganz kleines bisschen. „Du musst dich aber schonen, verstanden? Lass bloß nichts an den Arm dran kommen."

Das Frühstück bestand aus Beeren. Wortkarg saß die Gruppe ums Lagerfeuer herum und wartete darauf, dass jemand das Schweigen brach. Yin fehlte. Es war unübersehbar. Und noch immer hatte niemand Nastya konfrontiert, ihr klargemacht, dass es das Klicken ihrer Waffe gewesen war, das den Therizinosaurus so aggressiv gemacht hatte. Alle anderen wussten es und vielleicht war mir das genug. Vielleicht war ich aber auch einfach zu erschöpft, um Streit anzufangen.

Ich war sogar bereit, die Sache erst einmal so zu belassen. Es war schon alles schlimm genug. Aber dann ließ Nastya die nächste Bombe platzen, während gerade diskutiert wurde, wann wir zur gelben Basis weiterziehen sollten.

„Ihr solltet vielleicht wissen", unterbrach sie die Planung, „dass die Hütte von den Gelben nicht mehr so richtig bewohnbar ist. Nehme ich jedenfalls an."

In der nachfolgenden Stille hallten andere Worte von Nastya in meinem Kopf wider: Deren Basis ist ganz im Westen. Da haben wir angefangen.

„Habt ihr sie auch in ihren Betten erschossen?", fragte Kemen kalt. „Wie den orangefarbenen Stamm?"

ARKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt