Kapitel 11 - Nahrung

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An Stränden gibt es die wenigsten und die schwächsten Bedrohungen, 

aber hier gibt es auch am wenigsten Ressourcen.


In der Nacht hatte ich mir wohl die Wunde an meiner Stirn aufgekratzt und am Morgen war mein Gesicht voller getrocknetem Blut. Die anderen sahen allerdings nicht besser aus. Wir alle hatten uns die Stiche an den Armen und im Gesicht aufgekratzt und hatten überall rote Punkte. Die stärksten von uns wurden von Chiyo eingeteilt, um Pablo zu helfen, denn die erste Aufgabe beim Floßbau war es, Baumstämme und Äste zu sammeln. Diego und Himaya blieben als Wachen in der Basis und der Rest von uns begab sich weiter am Strand entlang nach Westen. Es dauerte ungefähr eine Stunde bis zu der Stelle, wo ein breiter Fluss ins Meer mündete. Der Wind hatte aufgefrischt und das Meer lag unruhig hinter uns, als wir weiter flussaufwärts gingen. Zu unserer Linken wurde der Dschungel immer lichter und wich bald steil zu einem Berg ansteigenden Wiesen, mit Felsen durchsetzt. Um den Berggipfel kreisten entweder sehr große Vögel oder Flugsaurier. Im Uferschlamm gab es Abdrücke von Pfoten und mit langen Krallen bewährten Reptilienfüßen. Jetzt allerdings war es ruhig bis auf einige merkwürdige Tiere, die im schwarzen Sand am Ufer standen und uns beobachteten. Sie waren ungefähr drei Meter lang und hatten winzige, glänzende Federn statt Schuppen. Auf ihren langen Hälsen saßen kleine Köpfe mit schnabelartigen Mäulern und großen Augen. Ihre Bewegungen waren hektisch und ängstlich, die Köpfe zuckten ruhelos hin und her wie bei Vögeln.

„Gallimimus", flüsterte Sophie, ohne ihr Buch zurate zu ziehen. „Sie fressen wahrscheinlich Pflanzen. Oder Fisch."

„Die gibt es hier haufenweise", erklärte Priscilla und machte einen großen Schritt auf die Gruppe Gallimimus zu. Einer von ihnen stieß einen schnappenden Laut aus und sie machten sich auf und davon, so schnell, wie man es so großen Tieren nicht zugetraut hätte. Priscilla führte uns weiter am Wasser entlang durch den schwarzen Sand, bis zu einer Stelle, wo man einige Meter in den Fluss waten und immer noch gut stehen konnte.

„Geht nicht zu weit flussabwärts", warnte sie uns. „Wir haben hier schon Haie gesehen."

Es war mein erstes Mal beim Fischen und die Fische mit dem Speer zu treffen war durch die Spiegelung des Wassers schwierig, aber sie waren zum Glück groß und hatten keine Angst vor uns.

Um uns herum waren viele Vögel ebenfalls mit dem Fischfang beschäftigt. Ein paar sahen aus wie übergroße Möwen, andere wie übergroße Seetaucher, die allem Anschein nach nicht fliegen konnten. Ein Vogel allerdings war größer als alle anderen und Sophie und ich starrten ihm ehrfürchtig hinterher, als er mühelos über das Wasser glitt und einen riesigen Fisch herauszog. Mit ausgebreiteten Flügeln war er sicher sieben Meter breit.

„Was ist das für einer?", fragte ich Sophie, die bisher für fast jedes Tier einen Namen auf Lager hatte.

„Ein Pelagornis, glaube ich, aber Vögel sind nicht meine Stärke." Sie grinste und zuckte die Schultern. Ich sah ihr eine Weile zu, wie sie mit der Speerspitze im Wasser stand, die langen blonden Haare fielen ihr ins Gesicht und sie zog konzentriert die Augenbrauen zusammen.

Am Strand legte Priscilla gerade ihren zweiten Fisch auf einem Palmenblatt ab und ich watete eilig ein paar Meter weiter, um ebenfalls etwas zu Essen zu fangen. Ich hatte gerade einen trägen zwanzig Zentimeter langen Fisch durchbohrt, als Sophie einen spitzen Schrei ausstieß. Priscilla, die am Strand die bereits gefangenen Fische von sich und Yin bewacht hatte, stürzte sich sofort wieder in die Fluten.

„Alles in Ordnung?", rief sie besorgt.

„Ja." Sophie starrte ins Wasser. „Ich hab nur - ich weiß nicht, ist das ein Trilobit? Es sieht aus wie eine riesige Kellerassel, ich hab mich erschreckt." Sie lief rot an und stupste mit dem Speer ein graues Tier an, das sich von der Strömung treiben ließ. Ich konnte verschwommen sehr viele kleine Beinchen erkennen. Es sah wirklich aus wie eine enorm große Kellerassel und ich wollte nicht näher herangehen.

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