Kapitel 1 - Stämme

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Das Wetter auf der ARK kann unvorhersehbar sein,
gehe sicher, dass du gut für die Elemente gerüstet bist!


Ich hörte die Geräusche, bevor ich meinen eigenen Körper bemerkte. Der erfrischende Klang von seichten Wellen, und Blättern, die im Wind aneinander raschelten. Irgendwo zirpten Insekten in der warmen Luft.

Unter meinem Körper war feiner Sand. Ich spürte ihn fast überall direkt auf meiner Haut, denn anscheinend trug ich nichts als Unterwäsche aus einem seltsam kratzigen Material.

Die Sonne schien so hell, dass ich meine Augen nicht gleich öffnen konnte. Langsam hob ich eine Hand, um meinen Blick vor dem grellen Licht abzuschirmen und stieß einen Schrei aus: Da war ein diamantförmiges Ding in meinen Unterarm implantiert! Es leuchtete an den Kanten schwach lila und bestand scheinbar aus leichtem Metall. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte ich meine Fingernägel darunter zu schieben und es abzunehmen und schrie direkt noch einmal - es war, als schickte das Teil elektrische Stöße direkt in mein Gehirn.

„Oh mein Gott. Oh mein Gott. Oh mein Gott." Die Stimme eines Mädchens wiederholte die Worte immer und immer wieder. Sie hatte den Kopf auf die Knie gelegt und die Arme um die Beine geschlungen, als wollte sie sich so klein wie möglich machen. Blonde Haare fielen so über ihr Gesicht, dass es nicht zu sehen war.

„Hey." Ich krabbelte durch den warmen Sand auf sie zu. „Hey, ist alles in Ordnung? Wie heißt du?"

Sie blickte auf und das helle Haar fiel ihr auf die Schultern. Ich schaute in die blausten Augen, die ich je gesehen hatte.

„Sophie", sagte sie mit zitternder Stimme.

„Ich bin Luana." Es hörte sich an, als wäre mir das gerade erst wieder eingefallen. Mein eigener Name verursachte ein ganz seltsames Gefühl in meinem Kopf. Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie ich hierhergekommen war, aber es ging nicht. Panik stieg in mir auf, also schluckte ich heftig und konzentrierte mich auf das Mädchen vor mir.

Tränen traten in Sophies Augen, als sie sich umschaute. „Wo sind wir hier?" 

Ich folgte ihrem Blick und hätte auf das Paradies getippt, wäre da nicht das schmerzhafte Implantat in meinem Unterarm gewesen. Hinter uns schwappten sanfte Ozeanwellen an den Strand. Der weiße Sand war fein wie Schnee. Einige Meter von uns entfernt ging der Strand langsam in Erde über, dann in Gras und kurz darauf begannen Palmen und andere Bäume zu wachsen. Der Himmel war von einem kräftigen Blau und beinahe wolkenlos.

Mein Blick kehrte zu Sophie zurück und ich griff nach ihrem rechten Arm. „Du hast das auch!" Ihr Implantat sah fast genauso aus wie meins, allerdings leuchtete es blau statt lila.

Unsere Blicke trafen sich. „Was bedeutet das?" 

Bevor eine von uns auch nur raten konnte, stolperten zwei Jungs durch den Sand in unsere Richtung.

„Ich bin Samir, das ist Asnee", sagte der Kleinere der beiden und sie ließen sich neben uns in den Sand fallen. „Habt ihr eine Ahnung, wie wir hierhergekommen sind?"

„Nein." Sophie schüttelte den Kopf und griff nach Asnees Arm, um sein Implantat zu begutachten, aber er zog ihn weg und blickte sie so böse an, dass ich ihm am liebsten etwas an den Kopf geworfen hätte. 

„Hey!", fauchte Sophie. „Ich will nur sehen, welche Farbe dein Teil hat!"

Samir bekam große Augen und streckte sofort den Arm aus. Sein Diamant leuchtete gelb. Asnee zeigte uns sein Implantat dann doch. Es war grün.

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