Halte die Augen offen.
Sophie hatte die Hände erhoben und die leeren Handflächen mir zugewandt. Ihr Lächeln war entschuldigend.
„Habt ihr das Rätsel gelöst?", fragte ich, nachdem ich durch eine seichte Stelle im Fluss gestakst war.
Sie schüttelte den Kopf und sagte: „Die anderen sind aber genauso Feuer und Flamme wie wir." Ihre Augen leuchteten, dann senkte sie den Blick. „Sie hatten Angst, du willst mir eine Falle stellen."
Ich lachte unfreiwillig. „Das dachte mein Stamm auch von dir."
„Sie sind mitgekommen", gab sie zu und schaute rechtzeitig hoch, um in meinem Gesicht den Anflug von Angst zu erkennen, den ich nicht verstecken konnte. Wieder hob sie die Hände. „Wir wollen dir nichts tun, wir wollen nur einen Vorschlag machen. Wenn du nicht willst, dann geh wieder, okay? Keiner wird dir folgen."
Ich straffte die Schultern und schüttelte den Kopf. Es mochte leichtsinnig und riskant sein, doch ich folgte ihr zu einem Fels etwa zwanzig Meter den Strand entlang. Dahinter wartete der blaue Stamm auf uns. Ihre Speere steckten im Sand und alle drei hatten die Hände frei und hielten sie so, dass ich es sehen konnte. Das Ganze war gut abgesprochen.
Sophie stellte mir alle drei vor.
Der eine Junge hieß Pablo und war etwas jünger als ich. Er hatte dunkle Haut und kräftige Arme. Seine Hände waren die eines Arbeiters.
Der andere Junge war breit gebaut. Mit seinen kurzen blonden Haaren und dem kantigen Kiefer sah er bedrohlich aus, aber er lächelte, als er sich mir als Tim vorstellte. Neben ihm wirkte das andere Mädchen winzig, sie war sogar noch kleiner als Sophie und sie sah zerbrechlich aus wie eine Elfe. Ihr Name war Yin.
Ich erinnerte mich, die drei auf der Hügelkuppe gesehen zu haben, unter dem Monsterturm.
„Wir tun dir nichts", sagte Tim, der meine Nervosität spürte. „Wir haben einen Vorschlag."
Ich nickte.
„Wir wollen uns mit euch verbünden", erklärte Yin ernst. Sophie, die neben ihr stand, strahlte mich an. „Wir wollen das Rätsel alle zusammen lösen. Das verdoppelt unsere Chancen. Und erhöht die aller anderen."
Was gab es dazu groß zu sagen? Eine Minute später machten wir uns zu fünft auf den Weg zu unserer Basis. Der blaue Stamm hatte bereits alles Wichtige eingepackt. Sie hatten es geschafft, ein paar andere Früchte als Beeren aufzutreiben, aber als ich ihnen von unseren geschlachteten Dodos erzählte, bekamen sie alle leuchtende Augen. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, wie sie sich nach Tagen ohne Fleisch fühlten. Ich wusste im Augenblick nicht einmal, wie lange wir schon auf dieser Insel waren.
Heute war mein Stamm auf meine Rückkehr vorbereitet. Sie waren hinter Lance' Zaun in Stellung gegangen und hatten sich bis an die Zähne bewaffnet.
„Sie wollen sich mit uns verbünden, Lance!", rief ich genervt durch das dichte Geflecht aus Pflanzen und Holz. „Kommt raus, nehmt die Waffen mit, wenn ihr unbedingt wollt."
„Erst, wenn sie ihre abgeben!"
Ich wollte protestieren, aber Sophie drückte mir ein Messer und ihren Speer in die Hände. Die anderen taten es ihr ohne zu zögern, aber leicht angefressen, gleich.
„Okay, ich habe die Hände voller Waffen und kann keine davon benutzen, weil ich total überladen bin, danke, Lance."
Himaya und Nicky kamen bewaffnet aus der Katzenklappe und musterten den blauen Stamm interessiert. Dann grinste Himaya den Jungen (Pablo?) an.
DU LIEST GERADE
ARK
MaceraWir alle blätterten gleichzeitig die nächste Seite um und fanden endlich ein bisschen mehr Text vor. „Sieben Stämme", las Lance vor. „Doch nur ein Stamm kann überleben." 28 Teenager. 7 Stämme. 1 Ziel. Unendlich viele Bedrohungen.