Die Berge sind die Heimat der stärksten Carnivoren.
„Es ist eigentlich relativ offensichtlich." Himaya tippte ungeduldig auf der Karte herum. „Der weite Gipfel, zur Hölle noch mal, sie haben es uns eigentlich vorgesagt."
Far's Peak, hieß es auf der Karte. Das war der Berg, der sich hinter einem guten Stück Dschungel direkt dort erhob, wo wir waren.
„Wir brauchen dieses Mal eine bessere Strategie", beharrte Chiyo. Seit Himaya verkündet hatte, wo das nächste Artefakt wahrscheinlich zu finden war, hatte sie darauf bestanden, sich nun doch aufzuteilen. „Wir haben bessere Chancen, wenn nicht alle von uns gehen."
Obwohl ich die Vorstellung von zwei separaten Gruppen nicht gerate toll fand, stimmte ich ihr zu. Es wäre viel besser, wenn jemand hier in der Basis blieb und auf unsere Sachen aufpasste, während wir den Berg bestiegen. In meiner Vorstellung war ich allerdings nie diejenige, die zurückblieb.
Es gab auch von den anderen keine große Widerrede, die einzige Frage war nur, wer ging und wer blieb. Tim schlug vor, auszulosen, aber Chiyo meinte wir müssten hier eine intelligente Entscheidung treffen, die wir nicht dem Zufall überlassen konnten.
„Ich will auf jeden Fall gehen", sagte ich.
„Dann komme ich mit", verkündete Sophie sofort und griff nach meiner Hand.
Ich gab mir Mühe, mir nicht anmerken zu lassen, wie wenig mir das passte. Sie war zwar weniger lebensmüde, seit wir auf South Haven gewesen waren, aber das war trotzdem unnötig unvorsichtig. Außerdem war sie eine der kleinsten aus der Gruppe und hatte somit die kürzesten Beine. Aber ich hätte sie sowieso nicht davon abhalten können, zumindest nicht vor allen anderen.
Tim und Chiyo meldeten sich ebenfalls freiwillig und Chiyo meinte, vier Leute sollten eigentlich genügen. Und so begann die Vorbereitung. Am Abend, als es ruhiger wurde, nahm ich mir Sophie beiseite. „Du musst nicht mitkommen, nur weil ich gehe", sagte ich und zog sie hinter die Hütte, wo wir etwas ungestörter waren.
Sie zog die Augenbrauen hoch. „Du bist für mich tauchen gegangen, obwohl du Angst vor dem Ozean hast", sagte sie.
Ich wusste, ich hatte bei dieser Argumentation nicht unbedingt Vorteile. „Ja, aber das hier ist anders. Ich bin nicht allein und ich bin nicht auf Gefahr aus."
Sie trat näher an mich heran, legte mir beide Arme um den Hals und flüsterte mit den Lippen an meinem Ohr „Wenn du gehst, gehe ich auch."
Darauf fiel mir wirklich nichts mehr ein. Sophie und ich hatten seit dem Tag im Sumpf nicht viele Gelegenheiten gehabt, um auf diese Art zusammen zu sein. Meistens hatten wir nur nachts Zeit dafür, waren entspannt genug dafür.
Jetzt ließ ich mich von ihr auf die Lippen küssen und schloss die Augen. Eigentlich wusste ich gar nicht, wie ich jemals die Finger von ihr lassen konnte. Sogar jetzt, mit Augenringen, schmutzig und mit ungewaschenen Haaren war sie noch wunderschön.
„Wir kommen hier raus", flüsterte sie, als sie sich von mir löste. „Wir kommen alle hier raus."
Ich nickte und schmiegte mich an sie, obwohl in mir immer mehr die Vorstellung wuchs, dass das Wunschdenken war. Wie sollte ich es überstehen, wenn Sophie etwas passierte? Ich hatte keine Antwort darauf. Es durfte einfach nicht so weit kommen. Morgen musste ich sie beschützen, mit allem, was ich hatte. Mit meinem eigenen Leben, wenn nötig.***
Tim, Chiyo, Sophie und ich durften die Nacht durschlafen, damit wir möglichst ausgeruht aufbrechen konnten. Bewaffnet mit den besten Waffen, ausgestattet mit Fackeln und zwei Rucksäcken, brachen wir etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang auf. Über dem Meer färbte sich der Horizont bereits heller, aber im Dschungel war es noch tiefste Nacht. Die Geräusche von Insekten und kleinen Tieren, die außerhalb des Fackelscheins summten und scharrten, waren zum Verrücktwerden.
DU LIEST GERADE
ARK
AdventureWir alle blätterten gleichzeitig die nächste Seite um und fanden endlich ein bisschen mehr Text vor. „Sieben Stämme", las Lance vor. „Doch nur ein Stamm kann überleben." 28 Teenager. 7 Stämme. 1 Ziel. Unendlich viele Bedrohungen.