Zäune sind großartig, um kleinere Dinosaurier fernzuhalten.
„Es ist zu weit."
„Ist es nicht."
„Diese Diskussion hält uns von der eigentlichen Arbeit ab."
„Wir müssen es versuchen!"
Alle zwölf von uns standen vor dem Zaun und blickten aufs Meer hinaus, wo auf einer Sandbank in etwa zweihundert Metern Entfernung ein tiefblauer Lichtstrahl mit einer Versorgungssonde erschienen war.
„Wir brauchen was auch immer da drin ist", sagte Lance eindringlich. „Es ist das Risiko wert."
Die Entfernung, Seeskorpione, Haie und was auch immer sonst noch zwischen uns und der Sonde lauerte, hatte aber auch ihn bisher am Strand gehalten. Doch Lance wurde unruhiger, je weiter sich die Lichtkugel an ihrer Kette der Erde näherte, und er war nicht der Einzige.
„Ich gehe auch mit", sagte Nicky und zog sich ihr Kartoffelsack-Shirt über den Kopf.
„Ich auch." Kemen tat es ihr gleich und hatte dabei sogar ein Grinsen auf den Lippen. Er mochte Herausforderungen.Sophie zog zwar ihr Oberteil nicht aus, steckte aber ihren Speer in den Sand und trat grimmig einen Schritt vor.
„Ho, warte mal." Lance hielt sie zurück. „Du kannst nicht mit."
„Und wieso das nicht?", fragte sie angriffslustig.
„Du bist – na ja – ein Mädchen", druckste er herum.
Sophie schnaubte. „Ich bin schneller da, als du." Und mit diesen Worten erübrigte sich alles andere, als sie über den Sand sprintete und sich in die Fluten warf. Nicky und Kemen folgten ihr, Lance brauchte ein paar Sekunden, um den Schock zu verdauen.
Ich krabbelte hastig zurück durch den Zaun und mithilfe von Priscillas Leiterkonstruktion aufs Hüttendach. Von dort aus hatte ich einen guten Blick auf Sophies hellen Haarschopf, der sich gradlinig auf die Sonde zubewegte. Yin warf mir das Fernglas aufs Dach, während alle anderen langsam wieder an die Arbeit gingen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich in der Sonne saß und nicht mithalf, aber irgendjemand sollte den Beobachtungsposten beibehalten. Sonst war das immer Diego, aber es fiel mir gerade zu schwer, Sophie und die anderen aus den Augen zu lassen. Ich wäre sowieso unkonzentriert, solange ich sie nicht in Sicherheit wusste. Was, wenn man so darüber nachdachte, vermutlich eine ziemliche Schwäche meinerseits war.
„Sie sind an der Sonde!", rief ich eine Weile später vom Dach. Mehr oder weniger erschöpftes Jubeln war die Antwort.Ich spähte weiter durchs Fernglas, konnte aber nicht erkennen, was sie aus der Sonde herausholten. Es dauerte allerdings nicht lange, bis sie sich alle auf den Rückweg machten. Wir nahmen sie am Strand in Empfang. Sophie kam als Erste an, die langen blonden Haare tropfnass, Sand an den Füßen und ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Später sagte sie mir, sie habe sich da zum ersten Mal auf der ARK mutig gefühlt, und nützlich. Sie war wie eine Seegöttin, die sich entschieden hatte, das Land zu erobern, nur um zu bemerken, dass die Welt ihr bereits zu Füßen lag.
Alle vier trugen je einen großen grauen Rucksack.
„Die Ausbeute ist gigantisch!", verkündete Nicky, ebenfalls strahlend und außer Atem.
Um sich lange hier aufzuhalten war der Strand uns zu gefährlich, also zogen wir uns hinter den Zaun zurück und die vier Helden des Tages kippten die Inhalte der Rucksäcke ins Gras.Es waren viele Kleidungsstücke dabei, alle in schwarz und dunklen Brauntönen, beinahe alles davon war aus Leder oder Wildleder, soweit ich das erkennen konnte. Es gab sogar tatsächliche Stiefel – eine ungerade Anzahl zwar, aber ich wollte mich nicht beschweren. Nicky sortierte die Sachen schnell auseinander und präsentierte uns sechs lederne Trinkschläuche, die sich dazwischen geschlichen hatten. Außerdem gab es eine glänzende, fabrikneue Stahlaxt, die Pablo Luftsprünge machen ließ und eine ebenso neue Spitzhacke. Die besten Werkzeuge und Waffen, die wir bisher zu Gesicht bekommen hatten.
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ARK
AdventureWir alle blätterten gleichzeitig die nächste Seite um und fanden endlich ein bisschen mehr Text vor. „Sieben Stämme", las Lance vor. „Doch nur ein Stamm kann überleben." 28 Teenager. 7 Stämme. 1 Ziel. Unendlich viele Bedrohungen.