Kapitel 2 - Basis

278 26 3
                                    


Regen kann ein Fluch oder ein Segen sein;
Wasser ist leicht zu finden, aber in der Kälte unterkühlt man sich schnell.
Halte dich warm!


Mit einer Art futuristischem Lasergeräusch tauchten überall in der Ferne Strahlen aus dem Himmel auf, die in der Nähe des Meeres auf den Boden trafen. Genauer gesagt waren es sieben Strahlen in den Farben der Stämme. Der lilafarbene befand sich etwa in der Richtung, aus der ich mit den anderen vorhin gekommen war. Allerdings war es jetzt dunkel und im Urwald da unten konnte man sicher nicht mal die Hand vor Augen sehen. Ehrlich gesagt, war ich nicht sonderlich scharf darauf mitten in der Nacht durchs Unterholz zu kriechen. 

Lance sah das anscheinend anders. Die ganze Zeit, in der wir gewartet hatten, hatte er sich so wenig wie möglich bewegt, doch jetzt war er einer der ersten, der aufstand.

„Worauf wartet ihr?", herrschte er uns an. „Los! Wir haben nicht ewig Zeit."

Himaya erhob sich sofort. Nicky und ich warfen uns einen Blick zu, ehe wir uns den beiden anderen anschlossen. Bevor wir uns an den Abstieg wagten, schaute ich noch einmal über die Schulter. Fast alle anderen Stämme waren noch da und beratschlagten sich leise flüsternd. Nur der grüne Stamm war schon auf und davon.

„Hey, Nicky?", fragte ich atemlos, als wir den Fuß des Berges erreicht hatten. Nickys nackte Schultern glänzten vor Schweiß im roten Licht des Monsterturms. „Woher kommst du?"

Nicky blieb kurz stehen und wartete auf mich. „Australien", sagte er schüchtern. „Und du?"

„Brasilien. Himaya und ich haben uns gefragt, wie es kommt, dass wir uns alle verstehen, obwohl wir doch eigentlich unterschiedliche Sprachen sprechen."

„Ruhe dahinten!", fauchte Lance von weiter vorne.

Ich dachte gar nicht dran, mich von ihm rumkommandieren zu lassen. Nicky sah aus, als würde er am liebsten auf Lance hören, aber mein auffordernder Blick brachte ihn dann doch zum Reden. „Ich glaube", begann er leise, sodass Lance es nicht mitbekam, „das könnte was mit diesem Ding hier zu tun haben." Er wedelte mit seinem Implantatarm herum.

„Oh." Als ich versucht hatte, das Ding abzunehmen, hatte es mir Kopfschmerzen bereitet - als wäre es mit meinem Gehirn verbunden. „Du meinst, das könnte als Übersetzer gedacht sein?"

Nicky nickte. „Vielleicht kann das noch andere Sachen. Uns orten vielleicht. Uns abhören."

Ich schluckte. Das klang nach einer ziemlichen Verschwörungstheorie, aber es war einfach eine Tatsache, dass jemand 28 Jugendliche aus aller Herren Länder auf eine ausgestorbene Insel mit einem gigantischen Turm gebracht, ihnen einen Universalübersetzer implantiert und sie dann allein gelassen hatte.

„Wer würde so was tun?", fragte ich.

Himaya vor mir schnaubte und drehte sich um. Ihre Augen funkelten dank der bunten Lichtstrahlen, die durch Lücken im Blätterdach fielen. „Irgendwelche alten, weißen Männer, darauf kannst du Gift nehmen."

„Und was soll das jetzt bitte heißen?" Lance hatte sich zu uns gesellt und starrte Himaya feindselig an.

Sie ließ sich nicht einschüchtern und richtete sich auf. „Das heißt", sagte sie laut, „dass so ziemlich alle gottverdammten Katastrophen in der Weltgeschichte von alten, weißen Männern ausgelöst wurden. Und ohne Scheiß, das hier gehört für mich dazu."

Lance war ein ganzes Stück größer als sie, aber Himayas Blick war eiskalt. Lance spuckte vor ihr auf den Boden, wandte sich ab und ging weiter.

ARKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt