Kapitel 34 - Blut

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Lern schnell, welche Dinosaurier dir am gefährlichsten werden können. Die Gefahr, die von manchen Pflanzenfressern ausgeht, sollte nicht unterschätzt werden.



Der Scheiterhaufen wuchs und wuchs unter unseren Händen. Am Ende standen wir in einer Reihe davor, Pablo mit der brennenden Fackel einen Schritt näher an dem grotesken Holzgebilde als der Rest. Er zögerte.

„Es hätte jeden treffen können", sagte er, ohne sich umzudrehen. „Es tut mir leid, dass du das durchmachen musstest. Du hast Besseres verdient. Und ich hoffe, das hier ist der letzte Scheiterhaufen, den ich jemals anzünden muss." Er senkte die Fackel in das trockene Gras und die Funken breiteten sich aus. Immer größer werdende Flammen fraßen sich durch das Stopfmaterial und begannen schließlich das Holz zu verschlingen. Wir wandten dem Scheiterhaufen den Rücken zu und prozessierten langsam durch den Sand zurück zur Basis.

„Danke", sagte Nicky zu Pablo. „Dass du das immer wieder machst."

Er brummte. „Es ist das Mindeste. Wenn wir sie schon nicht retten konnten, dann können wir zumindest verhindern, dass ihr Körper gefressen wird."

Ich wusste, er sprach nicht nur von Savannah. Sondern auch von Priscilla, Tim und den Mitgliedern des grünen Stammes, für die er auch Scheiterhaufen errichtet hatte. Memento Mori, dachte ich bitter. Sei dir deiner Sterblichkeit bewusst.

Sophie ging schlafen, sobald wir die Hütte wieder erreicht hatten, der Rest von uns setzte sich um das Lagerfeuer herum ins Gras. Der Feuerschein des Scheiterhaufens am Strand spiegelte sich in den seichten Wellen.

„Was denkt ihr, ist auf dem Berg mit dem blauen Turm?", fragte Yin in die stille Runde.

Nur Nastya traute sich, diese Frage zu beantworten. „Was Schlimmes."

„Vielleicht auch nicht", wiedersprach Nicky, doch es klang halbherzig. „Vielleicht ist es nur das Ende der Rätsel und dann der Weg nach Hause."

Ich beobachtete Nastya über die Flammen hinweg. Ihr gräulich-grüner Iro klebte an ihrem Kopf, in ihren dunklen Augen spiegelte sich das Feuer. Sie musterte Nicky, als wolle sie sie gleich an all die Grausamkeiten erinnern, die hier passiert waren, entschied sich aber dagegen und schwieg.

„Wer warst du eigentlich vorher?" Ich hatte gar nichts sagen wollen, aber meine Neugier war stärker. „Was für ein Leben hattest du?"

Nastya erwiderte meinen Blick. „Würdest du nicht glauben."

„Versuch's doch."

Ein halbes Grinsen huschte über das blasse Gesicht. „Sagen wir einfach, ich hatte schon sehr oft die Wahl, ob ich leben will oder nicht. Was für ein Leben das war, ist egal, Hauptsache es ist überhaupt eins."

Sie würde nicht mehr preisgeben, das war mir klar. Aber ich konnte mir trotzdem so einiges über sie zusammenreimen. Sie wusste, wie man mit Waffen umging – abgesehen von dem riesigen Scharfschützengewehr hatte sie mit keiner der Schusswaffen bisher Probleme gehabt. Sie hatte sich innerhalb von Sekunden aus den Fesseln um ihre Handgelenke befreit und ich war mir ziemlich sicher, dass sie auf der ARK nicht zum ersten Mal getötet hatte.

„Denkt ihr, es gibt wirklich einen Ausweg?", fragte Nastya in die Runde und ihre raue Stimme holte mich aus meinen Gedanken zurück. „Könnte auch nur ein großer Witz von denen sein."

Mehrere Leute begannen gleichzeitig zu reden. „Natürlich gibt es einen."

„Es gibt einen."

„Es muss einen geben."

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