Kapitel 23

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Ich hatte es wirklich versucht. Ich hatte den ganzen Tag über versucht mit ihr zu sprechen, doch sie wollte einfach nicht zuhören. Ihre ganze Aufmerksamkeit lag bei der Hochzeit ihrer Mutter. So befand ich mich gerade auch leider mit ihr im Auto auf dem Weg dorthin. Ich wollte weder ihr noch den anderen die Hochzeit und den Abend ruinieren, daher beschloss ich es einfach über mich ergehen zu lassen.
,,Ich bin so aufgeregt, dabei ist es nicht einmal unsere Hochzeit!'' hörte ich Josy rufen.
,,Unsere?'' entfuhr es mir ausersehen. Früher hätte ich mich über dieses eine kleine Wort mehr als nur gefreut, doch nun? Nun bedeutete es mir rein gar nichts...
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Josy mich mit einem irritierten Blick musterte.
,,Willst du etwa nicht heiraten?'' fragte sie mich und ich hörte die Angst oder die Enttäuschung darin schon.
,,Doch...natürlich...'' brachte ich gezwungen hervor. Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Sie schloss für einen kurzen Moment ihre Arme um mich.
,,Auch darauf freue ich mich schon'' rief sie nun. Dabei wusste sie nicht einmal ansatzweise, dass ich schon mehrmals versucht hatte mit ihr zu sprechen und Schluss zu machen.
Normalerweise würde ich mich jetzt bei Clay und Nick, die bei Karl waren befinden, doch da ich noch nicht mit Josy sprechen konnte, befand ich mich stattdessen gleich auf der Hochzeit ihrer Mutter und Naven.
Dort angekommen traf ich schon auf Naven, während Josy sich auf den Weg zu ihrer Mutter machte.
,,Hey, siehst gut aus'' entgegnete ich Naven, der mich in eine kurze Umarmung schloss. Er fuhr sich etwas nervös durch die Haare und bedankte sich.
,,Ich hoffe nur, dass alles gut ausgeht'' sagte er, was ich verstehen konnte. Naven und ich verstanden uns ziemlich gut. Manchmal vergaß ich sogar den Altersunterschied zwischen uns. Er oder Josy's Mutter waren aber eigentlich noch relativ jung. Joseline war gerade einmal 38 und Naven 39. Wie Joseline noch so jung sein konnte, obwohl Josy bereits 20 war? Das lag einfach daran, dass Joseline Josy mit 18 damals bekommen hatte.

Nachdem alle Gäste ihre Plätze und Naven vorne einnahmen, dauerte es nicht lange bis Joseline mit Josy an ihrer Seite auftauchte. Nachdem sie sich das ja Wort gegeben hatten und Joseline den Strauß warf, wie man es üblicherweise tat, fing ihn ausgerechnet Josy. Sofort schaute sie lächelnd zu mir. Ich erwiderte ihr Lächeln, doch innerlich rief ich nach Hilfe der Jungs. Natürlich wusste ich, dass ich das mit ihr alleine durchstehen musste, da sie meine Freundin war, doch es tat mir wirklich mehr weh, als ich es erwartet hätte.
Bei der Feier, die nach der Zeremonie war, kam Josy nun mit dem Strauß in der Hand auf mich zu.
,,Er ist wunderschön oder?'' kam es von ihr, während sie an dem Strauß roch, ich nickte nur.
,,Wer weiß, vielleicht kommt unsere Hochzeit ja schneller als erwartet'' scherzte sie, doch innerlich meinte sie es ernst. Ich seufzte und beschloss mit ihr zu reden - jetzt. Ich konnte einfach nicht mehr so tun, als wäre alles in Ordnung und dabei zu sehen, wie sie sich immer weitere Hoffnungen oder Vorstellungen mit mir machte. Das war nämlich wesentlich schlimmer als das, was ihr noch bevor stand.
,,Josy, wir müssen dringend reden'' entfuhr es mir schließlich.
,,Jetzt?'' fragte sie etwas irritiert, ich nickte.
Wir liefen vom Platz, auf dem gefeiert wurde. Wir standen uns nun gegenüber, sie starrte mich erwartungsvoll an. Sie bemerkte nun auch, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich fuhr mir durch die Haare und hatte absolut keine Ahnung, wie oder wo ich hätte anfangen sollen.
,,Was ist los?'' fragte sie.
,,Ich...ich...'' stotterte ich schon, da mich das ganze etwas überforderte. Sie nahm meine Hand in ihre und schaute mich zuversichtlich an. Ich atmete einmal tief ein und aus und sprach es endlich aus.
,,Ich habe dich betrogen''
Ihre Augen weiteten sich, während sie langsam ihre Hand von meiner löste.
,,Was?'' kam es leise von ihr.
,,Ich habe dich bet - '' wollte ich erneut sagen, da ich dachte, dass sie mich nicht verstanden hatte, doch das hatte sie klar und deutlich.
,,Mit wem?'' unterbrach sie mich. Ich schluckte und starrte sie an.
,,Clay...'' sagte ich nun leise seinen Namen. Sie machte einen Schritt zurück und schaute mich mit einem Blick an, den ich vermutlich nie wieder vergessen würde.
,,Ich hatte also damals Recht, die ganze Zeit...'' murmelte sie. Ich wollte einen Schritt auf sie zu machen und etwas sagen, doch sie machte einen Schritt zurück und schaute mich erneut an.
,,Wie lange geht das schon mit euch?'' fragte sie.
,,Ich bin mir nicht sicher...lange'' antwortete ich ihr. Sie war für eine Moment ruhig und schien nachzudenken.
,,Das Problem lag nicht zwischen euch - sondern ich war das Problem, weshalb ihr euch nicht verstanden habt...'' schien es ihr nun klar zu werden.
,,Es tut mir l - '' erneut unterbrach sie mich.
,,Spar es dir'' fing sie an.
,,Wie konntest du mir nur die ganze Zeit in die Augen schauen und so tun als wäre nichts? Mir vorhin noch sagen, dass du mich heiraten würdest und mir jetzt erzählst, dass du mich betrogen hättest?'' fuhr sie fort und klang viel mehr verletzt als sauer.
,,Josy, ich - '' sie ließ mich einfach nicht mehr zu Wort kommen.
,,Nein'' sagte sie, während ich sah, wie sich Tränen in ihren Augen bildeten.
,,Ich habe alles für dich getan, George. Ich war immer für dich da und bereit alles aufzugeben, um mit dir eine Zukunft zu haben und das ist der Dank? Das ist das, was ich für dich bin?'' kam es von ihr. Sie drehte sich um und war bereits dabei wieder zu gehen, doch sie drehte sich noch einmal um und schaute mich mit ihren glasigen Augen an.
,,Fahr zur Hölle, George - fahrt doch alle zur Hölle'' rief sie und lief wieder zurück zur Hochzeit. Ich mochte mir nicht einmal vorstellen, wie enttäuscht Naven und Joseline von mir sein würden. Sie nannten mich immer den perfekten Schwiegersohn, doch der war ich nicht. Ich war alles andere, als perfekt.
Das mir ebenfalls Tränen herunter liefen, bemerkte ich erst, als meine Nase anfing zu laufen. Ich stieg in das Auto ein und fuhr nach hause.

Zuhause angekommen saß ich auf unserem Bett und realisierte, dass die Zukunft, die ich einst vor Augen hatte, nun komplett über Bord geschmissen wurde. Es hatte mich wirklich mehr getroffen, als gedacht hätte. Auch, wenn meine Gefühle schon längst bei Clay waren, bedeutete sie mir natürlich immer noch etwas. Wie sie es gesagt hatte, sie war immer für mich da...
Ich rappelte mich auf und fing an meine Klamotten zu packen, damit ich ihr nicht noch einmal gegenüber stehen musste, um meine Sachen abzuholen. Nachdem ich alles in mein Auto verfrachtet hatte, machte ich mich auf den Weg zu Karl, wo auch Nick und Clay waren.


Wow...Josy tut mir echt leid. ゞ



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