Kapitel 1

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"Halt die Fresse! Du hast uns verraten und das wird dir böse zu stehen kommen." Ich fuhr zusammen, als ich die tiefe Stimme hörte.
"Bitte, das war keine Absicht. Wirklich." Eine andere Person redete nun. Diese klang weinerlich und verzweifelt. Ich suchte nach den Stimmen, obwohl mich ein schlechtes Gefühl beschlich. Aber um einfach weg zugehen, war ich viel zu neugierig. Vorsichtig spähte ich um die Hausecke der Bar, in der ich manchmal jobbte. Und was ich da sah, jagte mir eine Heiden Angst ein.
"Du hast den Bullen einige Informationen über mich zukommen lassen. Denkst du ernsthaft, ich lass dich einfach so gehen, du Bastard?" Ein kleiner Mann mit wilden Locken und einer Hornbrille wurde von zwei Gorillas festgehalten. Währenddessen hielt ein anderer, etwas älterer Mann, eine 9mm mit Schalldämpfer vor seinen Kopf.
"Bitte. Die haben mich gezwungen. Ich konnte nicht wieder in den Knast gehen. Meine Freundin hat gerade ein Kind gekriegt. Die hätten mich für acht Jahre da rein gesteckt, und wie mein Kind aufwächst, kann ich nicht verpassen." Dem Kerl rollten ununterbrochen Tränen über die Wangen. Ich hätte weglaufen sollen, aber es war, als wären meine Füße fest im Boden verankert gewesen.
"Ja, jetzt wird dein Kind dich gar nicht mehr kennenlernen." Dann fiel er. Der Schuss. Durch den Schalldämpfer nicht laut, aber laut genug, um zusammenzuzucken. Dabei stolperte ich rückwärts über eine kleine Blechdose, die auf dem Boden lag. Dies war leider so laut, dass nun die Aufmerksamkeit der Männer auf mir lag. Wie festgefroren, starrte ich zu ihnen zurück.
"Scheiße, wir haben einen Zeugen", fluchte der alte Mann. "Pat, Jockey, schnappt sie euch und legt sie um." Sofort stürmten die zwei Muskelprotze auf mich zu. Panik erfasste mich. Wie eine verrückte krabbelte ich auf dem Boden rum, bis ich es schaffte aufzustehen. Ich rannte vom Parkplatz in den großen Park, der ungefähr fünfzig Meter entfernt anfing, hinein.

"Bleib stehen, du Schlampe", hörte ich einen der beiden hinter mir keuchen. Einen Blick hinter mich wagte ich aber nicht. Aus Angst. Schnell sprintete ich durch die schmalen Wege und lief Kreuz und quer durch das Grün. Abschütteln konnte ich meine Verfolger jedoch nicht. Ich war schnell, aber nicht schnell genug. Sie machten wahrscheinlich täglich Sport, man ihnen auch deutlich ansah. Ich rannte durch Büsche und Sträucher. Meine Arme und Beine zerkratzten total, als ich durch einen kleinen Dornbusch lief. Es blutete und brannte höllisch. Das alles blendete ich aber aus.
Nach locker zehn Minuten des Rumrennen, ging mir langsam aber sicher die Puste aus. Dieser Pat und der Jockey kamen immer näher. Gut zehn Meter, dann hätten sie mich. Mir musste dringend etwas einfallen, sonst wäre ich in den nächsten fünf Minuten tot. Da kam der große See in der Mitte des Parks zum Vorschein. Ich rannte zum Steg und sprang samt Klamotten hinein. Das war meine letzte Hoffnung. Ich tauchte so tief wie möglich unter dem Steg lang zurück Richtung Ufer. Blieb aber weiterhin unter Wasser. Gott sei Dank hatte Dad mich früher immer gezwungen mit ihm zum Schwimm und Tauch Training zu gehen. Das war der Grund, weshalb ich sehr gut schwimmen und meine Luft gute zwei Minuten anhalten konnte.

Ich wartete. Mein Herz klopfte heftig gegen meine Brust. Durch das lange laufen, hatte ich kaum noch Luft in meinen Lungen. Scheiße, dachte ich nur, ich werde sterben. Irgendwann ging es nicht mehr. Ich Schwamm nach oben, war aber noch in Schutz des Steges. Angespannt lauschte ich, ob die Männer noch da waren. Ich hörte nichts, blieb aber aus Angst noch etwas länger im Wasser.
Erschöpft zog ich mich aus dem See und ließ mich mit dem Rücken ins Gras fallen. Wo war ich da schon wieder reingeraten?
Nach ein paar Sekunden des Wartens, sprang ich wieder auf und machte, dass ich dort wegkam, da sie jederzeit hätten wiederkommen können. Tropfend nass lief ich auf schnellstem Wege zum naheliegender Polizeirevier. Obwohl ich versuchte möglichst unsichtbar zu bleiben, bekam ich den ein oder anderen komischen Blick zugeworfen. Nicht unbedingt wunderlich, denn ich tropfte von oben bis unten, hatte aufgeschürfte blutende Arme und Dreck in den Haaren.

"Hallo, ich- ich habe gerade gesehen, wie jemand erschossen wurde. Direkt vor mir. Und- und die Killer haben mich gesehen und verfolgt", fing ich an zu stottern, als ich das Revier betrat und eine Kleine Polizistin am Eingang sah. Diese sah mich nur verständnislos an. "Auch wenn heute der erste April ist, über sowas sollte man keine Scherze machen", tadelte sie mich und wollte sich abwenden, doch ich hielt sie zurück.
"Bitte, sie müssen mir glauben. Die bringen mich um, wenn sie mich finden."
"Mädchen", seufzend drehte sie sich wieder zu mir um. "Geh nach Hause und lern für die Schule. Das ist wichtiger, als uns hier zu verarschen. Ihr solltet vielleicht nächstes Mal schlauer sein und nicht zehn Minuten hintereinander hier reinstürzen und probieren uns an der Nase herumzuführen."
"Wer sind denn wir?"
"Na du und deine Freunde. Jetzt geh heim. Wir haben hier echte Fälle zu lösen." Damit verschwand sie im Büro nebenan. Das konnte doch nicht wahr sein. Da hatte ich mir echt den besten Tag ausgesucht, um einen Mord mit anzusehen. Schnellen Schrittes lief ich nach heim. Ohne Plan, was ich nun tun solle.

"Wie siehst du denn aus?", fragte mich meine Mutter. "Los, mach dich trocken, du versaust uns noch den ganzen Boden. Wenn das dein Vater sieht, kriegst du wieder Schläge."
"Er ist nicht mein Vater", knurrte ich sie an. "Genauso wenig, wie du meine Mutter bist, Kristen." Damit stapfte ich nach oben in mein Zimmer. Na ja, Zimmer konnte man das nicht nennen. Es stand nur ein kleines altes Holzbett, das sehr unbequem war, ein dunkler Schrank und ein Tisch mit einem Stuhl dort drin. Nichts buntes, schönes. und eine persönlichen Sachen von mir. 
Schnell zog ich die nassen Sachen aus. Obwohl es schon Frühling war, war es noch recht kühl. Nach einer kurzen Dusche, zog ich mir frische Kleidung an und legte mich hin. Noch immer konnte ich nicht ganz realisieren, was da passiert war.
Ich hatte gesehen, wie jemand mutwillig erschossen wurde.das war keine Kleinigkeit. Wäre Dad noch da gewesen, hätte ich ihn fragen können. Er hätte mir geholfen und diese Dreckskerle hochgenommen. Das war ja auch sein Job. Es war. Er starb vor fünf Jahren bei einem Einsatz. Als FBI Agent hatte er sich immer vielen gefährlichen Situationen auszusetzen, es war aber immer alles gut ausgegangen. Bis zu dem fünfundzwanzigsten Oktober.

Irgendwann war ich eingeschlafen. Ich wachte erst auf, als mein Wecker klingelte. Stöhnend stand ich auf und erstarrte. Ich konnte heute nicht arbeiten gehen. Der Mord geschah auf dem Parkplatz meines Arbeitsplatzes. Dort werden sie mich zu aller erst suchen.
Augenblicklich rief ich bei meinem Chef an und meldete mich krank. Er war nicht sonderlich begeistert davon. Er war aber nie begeistert von irgendwas. Seit ich vor einem Jahr in der Bar angefangen hatte zu jobben, hatte ich ihn noch nie Lächeln gesehen. Ich hatte mal gehört, das läge daran, dass seine Frau ihn betrogen hatte. Ausgerechnet mit seinem besten Freund und er immer noch nicht über sie hinweg wäre. Ob das der Wahrheit entsprach wusste ich nicht, und es war mir eigentlich auch egal.

"Kaici! Komm runter", schrie mich Kristen an. Diese Frau war ja so schlimm. Diese Familie war schlimm.
"Ja", schrie ich zurück. "Ich komme ja gleich."

"Du musst die Einkäufe erledigen. Ich fühl mich nicht gut." Sie hielt mir einen Zettel hin, als ich in die Küche kam.
Widerstrebend nahm ich ihn entgegen. "Du fühlst dich nie gut, wenn es darum geht, irgendwas im Haushalt zu machen."
"Du machst gefällig was ich dir sage. Geh jetzt." Sie schob mich Richtung Haustür. Doch ich hielt gegen. "Ich kann nicht gehen. Ich hab mich krank gemeldet. Wenn das rauskommt, bin ich gefeuert."
"Das ist dann wohl dein Problem." Somit knallte sie mir die Tür vor der Nase zu. Am liebsten hätte ich ihr eine gescheuert. Meine Pflegemutter war nach meinem Pflegevater das schlimmste Wesen, dass ich jemals getroffen hatte. Sie tat nie etwas. Lag nur faul rum oder traf sich mit ihren Freundinnen in irgendwelchen teuren Restaurants. Das Geld dafür verdiente sie aber nicht selbst. Nur Adam ging Arbeiten. Was er genau Tat, wusste ich nicht. Immer wenn ich ihn danach fragte, motzte er mich an, ich solle mich gefälligst um meine eigenen Sachen kümmern.
Wenn dieser aber gerade mal nicht da war, nahm sie mein selbst verdientes Geld. Sobald ich jedoch etwas dagegen sagte oder ich überhaupt etwas zu Wort brachte,was ihr nicht passte, holte sie Adam und ich bekam eine Tracht Prügel. Zu Beginn hatte ich mich gewehrt, doch irgendwann hatte ich gemerkt, dass es nichts brachte und ließ es über mich ergehen.

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Hallo,
Ja, ich bin zurück :D
Ich fange jetzt an alle Kapitel zu überarbeiten und schreibe dann weiter. So viel Zeit hab ich nicht, da ich viel Stress hab, aber ich versuche mein Möglichstes. Ich habe nur ein paar Kleinigkeiten geändert an dem Kapitel, da ich keine wirklichen Ideen hatte. Aber ich finde es ist akzeptabel. :D

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