Kapitel 16

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"Danke, dass du noch mal mit mir dahin gegangen bist." Lächelnd reichte ich Nathan eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, nachdem wir am nächsten Tag vom Schießen wieder kamen. Er hatte sein Versprechen wenn auch widerwillig eingelöst und mich erneut mit zu dem Arbeitsplatz von seinem Dad mitgenommen. Dieser hatte zum Glück noch nichts davon mitbekommen, was hoffentlich auch so blieb.
"Das war das letzte mal. Nochmal machen wir das nicht." An seinem Gesichtsausdruck konnte ich klar erkennen, dass er das vollkommen ernst meinte. Daher nickte ich nur. Es hatte nach der Zeit immer besser geklappt, sodass ich neun von zehn Schüssen die Scheibe getroffen habe. Nicht so schlecht für einen Anfänger, würde ich sagen.
"Wir können nur hoffen, dass mein Vater davon nichts mitkriegt." Bevor ich antworten konnte, stand John plötzlich im Raum.
"Was soll ich nicht mitkriegen?" Interessiert sah er uns an, während er seine Jacke auszog und über den Küchenstuhl hing. Er wollte doch erst in einer halben Stunde nach Hause kommen.

"Eh.." Panisch sah Nathan mich an. Nervös blickte ich von ihm zu seinem Vater und wieder zurück. "Du weißt doch, diesen kleinen weißen Teppich, der oben im Flur liegt, und den du so magst?" John nickte und sah mich wartend an. "Nun ja, ich hatte mir ein Glas Kirschsaft mit nach oben in Nathan's Zimmer genommen. Oder wollte es zumindest." Bitte lass ihn diese Lüge glauben. Ich wollte noch nicht sterben. Zögernd fuhr ich fort. "Ich bin dann aber gestolpert und das volle Glas ist auf dem teuren Teppich gelandet. Es war ein Unfall und ich hab sofort probiert den großen Fleck rauszuwaschen, aber es ging nicht. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, da der Teppich sehr teuer war, deshalb bin ich zu Nathan gegangen. Er hat einen neuen, sehr ähnlichen gekauft. Wir haben dann einfach gehofft, dass du nicht merken würdest, dass wir sie ausgetauscht haben. Es tut mir wirklich leid." Gespannt warteten wir auf seine Reaktion.
"Ist schon okay. Es war ja keine Absicht. Aber das nächste mal kommst du bitte einfach zu mir. Okay?" Als ich nickte, verschwand er ins Wohnzimmer. Kaum war er außer Hörweite, atmeten wir erleichtert aus.
"Das war knapp. Wir hätten wirklich anschiss gekriegt."
"Du hast ja richtig Angst vor John", lachte ich.
Beleidigt starrte er mich an. "Ich habe keine Angst vor meinem Vater. Aber er kann auch ziemlich ungemütlich werden. Und nur weil ich eine unschöne Auseinandersetzung vermeiden will, hab ich noch lange keine Angst vor ihm."
"Na sicher", gluckste ich.

"Ach, denk doch, was du willst." Genervt verschwand er aus meinem Sichtfeld. Kurz darauf kam er mit einer großen Einkaufstasche und seinen Autoschlüsseln wieder.
"Wo willst du hin?" War vielleicht nicht meine schlaueste Frage, aber jeder hat doch mal einen dummen Moment. Na ja, bei mir häuften sich nur in letzter Zeit diese Dummen Augenblicke.
Nathaniel warf mir diesen Blick zu, der genau sagte, was er gerade dachte. Und das war definitiv nichts nettes. Na danke auch.
"Kann ich mitkommen?", fragte ich, da er mit nicht antwortete.
"Nein."
"Warum?"
"Weil ich es sage." Genervt stöhnte ich auf. Das war doch nicht sein scheiß ernst.
"Sag mir einen Grund und ich gebe Ruhe."
Da er sich schon auf den Weg zur Haustür gemacht hatte, blieb er nun stehen und drehte sich leicht aggressiv zu mir um. Ruhig brauner. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, sodass eine kleine Falte auf der Stirn entstand. Und sogar mit diesem Gesichtsausdruck sah er noch geil aus. Man, ich hatte echt Probleme.
"Du nervst mich einfach. Ich will nur einmal meine Ruhe haben. Dad ist hier und passt auf dich auf, bis ich wieder da bin, um ihn abzulösen. Heute Abend um neun Uhr kommen Palmer und Hunter, da ich dann was vor hab und mein Vater nicht da ist. Lass mich also bitte einfach durch diese Tür verschwinden und einkaufen gehen. Das ist doch wohl nicht so viel verlangt." Meine Güte, wie konnte er mir mal wieder mit so viel Feindseligkeit gegenüber treten. Ich hatte doch gar nichts gemacht. Mir fiel nun mal so langsam aber sicher die Decke auf den Kopf. Normalerweise musste ich ständig irgendwas machen oder in Bewegung sein, nur da das zurzeit nicht ging, war ich froh, wenn ich zumindest so etwas schwachsinniges machen konnte, wie einkaufen zu gehen.

My Personal BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt