Kapitel 6

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Der Wind kam uns hart entgegen und ohne Helm wäre es sehr unangenehm gewesen. Nathan schien das aber nichts auszumachen. Mit einer Sonnenbrille auf der Nase saß er ganz locker vor mir und es machte ihm sichtlich Spaß. Am Anfang war ich total verkrampft und klammerte mich wie verrückt an ihn. Doch nach ein paar Minuten wurde es besser und ich beruhigte mich etwas. Ich sah die vorbei rauschenden Bäume und Häuser und ich lächelte. Irgendwie war es ein tolles Gefühl auf diesem Ding zu sitzen. Ich fühlte mich so frei und unabhängig, wie ich mich noch nie gefühlt hatte und es war einfach unglaublich. Viel zu schnell kamen wir bei den Browns Zuhause an.

"Und, war doch gar nicht so schlimm?", grinste er und nahm mir seinen Helm ab. Ohne ihm zu antworten stolzierte ich an ihm vorbei ins Haus. Ich lief kurzerhand in die Küche zum Kühlschrank und nahm mir eine kleine Flasche Wasser.
"Wer bist du denn?" Vor Schreck ließ ich diese Fallen und drehte mich um. Vor mir stand ein Mann, ungefähr so alt wie Nathaniel. Seine dunklen, fast schwarzen Augen blickten mich neugierig aber auch belustigt an.
"K- Kaici."
Grinsend reichte er mir seine Hand. "Ich bin Shawn. Du bist also die berühmte Kaici White." Verwirrt hob ich schnell die zum Glück noch geschlossene Flasche auf und sah wieder zu ihm auf. Er war um einiges größer als ich, aber noch nicht größer als Nath.
"Berühmte Kaici?"
"Er hat ja gar nicht gesagt, wie gut du aussiehst", umging er meine Frage und musterte mich lächelnd von oben bis unten.
"Wer?" Skeptisch stemmte ich meine Hände in die Hüften.
"Nathan." Dieser tauchte genau in dem Moment in der Tür auf.

"Shawn! Du bist ja schon hier." Er ging zu ihm und schlug kurz bei ihm ein.
"Ja, ich weiß ja wo euer Ersatzschlüssel liegt und hatte keine Lust draußen zu warten." Verstehend nickte er und guckte dann zu mir. "Wie ich sehe habt ihr euch schon kennengelernt."
"Kann man so sagen." Danach herrschte erstmal Stille im Raum. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr darauf zu warten, bis jemand etwas sagen würde. Mit einem nicken und kleinem Lächeln Richtung Shawn verschwand ich ins Wohnzimmer und stellte den Fernseher an. Ich liebte Two and a half men und kannte fast jede Folge. Ich lachte gerade darüber, wie Alan sich über seinen Boxter S freute und mit seiner Frauenkarre angab, da bekam ich Hunger und stand auf. Als ich jedoch zur Küche kam, war die Tür angelehnt und ich hörte die Jungs leise reden.

"Du hättest mir ja ruhig mal sagen können, dass jetzt so ein heißes Mädchen bei euch wohnt", tadelte Shawn seinen Kumpel. Auch, wenn er es nicht zu mir direkt gesagt hatte, wurde ich leicht rot. Komplimente bekam ich so gut wie nie, weshalb mein Selbstbewusstsein so gut wie gar nicht vorhanden war. Ich fühlte mich nicht hübsch, tat aber immer so arrogant, damit niemand meine Selbstzweifel bemerkte.
"Ich hatte sie seit Jahren nicht gesehen. Ich war total überrascht, als sie plötzlich im Raum stand."
"Und, läuft da was?" Man konnte sein Grinsen etwa zehn Meilen gegen den Wind hören. Gespannt wartete ich auf Nathan's Antwort.
"Sicher nicht. Sie ist eine arrogante Tussi. Zwar heiß, aber das ändert nichts. Außerdem würde mein Dad mich killen, wenn ich was mit ihr anfangen würde. Sie ist immerhin die Tochter seines besten Freundes."
"Also wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne mein Glück bei ihr versuchen. Sie wirkt auf mich gar nicht so arrogant und eingebildet, wie du sagst." Ich konnte sehen, wie sich Nathaniel's Gesichtsmuskel kurz anspannten. Nur ganz kurz sah er nicht gerade begeistert aus. Doch es war wirklich nur für eine Sekunde, sodass ich mich auch geirrt hätte können.
"Nein, nein. Versuch es ruhig. Aber ich hab dich gewarnt."

Ich hatte genug gehört und machte ein paar Geräusche, sodass es sich anhörte, als würde ich jetzt erst kommen. Kurz darauf schlug ich die Tür auf und sofort verstummten ihre Gespräche. Das war ja gar nicht auffällig. Möglichst gelangweilt lief ich zum Kühlschrank und suchte nach irgendwas essbarem. Auf das Vorhandene hatte ich aber keine Lust, weshalb ich nach Mehl, Zucker und allen anderen Zutaten für Cupcakes Ausschau hielt. Ich holte Schüsseln und alles raus und stellte sie auf die Ablage. Ich schlug Eier auf, gab Mehl, Butter, Zucker und den Rest hinzu und verrührte das ganze.

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