Kapitel 5

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Gähnend lief ich die Treppe runter in die Küche. "Auch mal aufgestanden", lachte John, der gerade Pfannkuchen machte. Ich sah auf die Uhr. "Es ist doch erst halb zehn", murmelte ich verschlafen.
"Erst ist gut." Grinsend schaufelte er mir einen Pfannkuchen auf den Teller. "Immer noch mit Sirup, Schlagsahne und frischen Erdbeeren?"
"Ja. Das weißt du noch?"
"Klar. Nathaniel fand es immer eklig, dass du zu diesem Sirup Schlagsahne gegessen hast. Er hasst Schlagsahne immer noch."
Lachend nahm ich den Teller entgegen. "Ja, das weiß ich noch. Einmal hat er, als wir draußen gefrühstückt haben, meinen kompletten Pancake genommen und in das Gebüsch geschmissen, als ich grad mal nicht hingeguckt hab."
Er legte seinen Kopf in den Nacken und lachte herzhaft. "Das sieht ihm ähnlich. Er kann es aber echt auf den Tod nicht ausstehen."
"Unverständlich", grinste ich und steckte mir eine Erdbeere in den Mund. "Wo ist er eigentlich?"
"Er hilft ein paar Straßen weiter in einer Werkstatt, um sich was dazu zu verdienen. Da musste er schon um halb neun sein." Ich nickte verstehend und widmete mich wieder meinem Essen. John setzte sich mir gegenüber fing ebenfalls an zu essen.

"Ich hab mit meinem ehemaligen Chef gesprochen. Er hat gesagt, wir sollen heute mal vorbei kommen. Wir kriegen ein Team, dass den Fall bearbeitet."
"Wie stehen die Chancen, dass die gefasst werden?"
"Ich denke mal, sie werden dich suchen. Du bist immerhin ein wichtiger Zeuge, der sie in den Knast bringen könnte. Bis jetzt haben wir nicht viele Anhaltspunkte. Keinen Namen, außer die der zwei Gorillas. Und das sind wahrscheinlich auch nur Spitznamen. Nur das Aussehen. Das ist zu wenig, aber wir werden alles daran setzen. Wenn Sie dich aufspüren sollten, werden wir vorbeireitet sein." Er musste wohl mein besorgtes Gesicht gesehen haben, denn er ließ seine Gabel sinken und sah mich durchdringend an. "Keine Sorge, Kaici. Wir schaffen das. Dir wird nichts passieren. Das FBI Team ist echt gut, ich kenn den Special Agent. Der ist noch ein guter Freund von mir. Außerdem bin ich da. Ich lasse nicht zu, dass dir was passiert. Nathan genauso wenig. Wir passen rund um die Uhr auf dich auf."
Obwohl seine Worte mich ein wenig beruhigten, blieb da die Angst. Die Angst, dass der Traum Wirklichkeit werden könnte.

Zwei Stunden später saßen John und ich im Büro des Special Agent Carter. Er war vielleicht Anfang vierzig und seine Schläfen färbten sich schon leicht grau. Für sein Alter war er wirklich attraktiv, denn er war außerdem groß und muskulös.
"Ich will dir nichts vormachen, Kaici. Es wird nicht leicht werden, die zu fassen", fing er an, nachdem ich ihm alles erzählt hatte, was ich wusste. "Ohne Namen oder andere bedeutungsvolle Anhaltspunkte ist es schier unmöglich. An dem Ort des Geschehens hintres keine Beweise, dass dort ein more ausgeübt wurde. Keine Fingerabdrücke und keine Patronenhülsen." Ich schluckte. Er hatte Recht.
"Dennoch gibt es eine Möglichkeit. Sie werden dich mit großer Sicherheit suchen und dann umbringen wollen. Aber genau dann schlagen wir zu. Außerdem kriegst du rund um die Uhr Schutz. Ob es John, sein Sohn oder einer von uns ist. Egal, aber es sind alle ausgebildete Agents."
"Ich kann aber nicht die ganze Zeit nur im Haus sitzen. Da werde ich wahnsinnig." Ja, ich wollte nicht sterben, aber ein bisschen meiner Freiheit wollte ich schon gerne behalten. Wer ist denn schon gerne über mehrere Tage quasi im Haus eingesperrt ohne was machen zu können?
"Nein, das musst du auch nicht", beschwichtigte mich John. "Aber du wirst niemals alleine vor die Tür gehen. Das musst du mir versprechen. Ernsthaft!"
Mit einem kleinem Lächeln versprach ich es. Er sorgte sich wirklich um mich, was mich sehr berührte. Wie ein Vater, kam es mir in den Sinn.

Agent Carter und John schickten mich kurz darauf vor die Tür. Sie wollte irgendwas besprechen, was nicht für meine Ohren bestimmt war. Ich setzte mich also vor dem Büro auf einen kleinen schwarzen Stuhl und betrachtete meine Fingernägel. Sie müssten mal dringend neu lackiert werden, fiel mir dabei auf. Der schwarze Nagellack blätterte schon ab, was echt nicht schön aussah. Das Problem kennt doch fast jedes Mädchen. Warum kann es keinen Nagellack geben, der mal ein paar Wochen hält? Das wäre doch mal was nützliches.

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