Kapitel 24

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"Nathan", schrie ich und ließ mich neben ihn auf die Knie fallen, da er langsam zu Boden sank. Die Kugel hatte ihn in der linken Seite getroffen. Es blutete ziemlich stark, und Nathan verzog schmerzhaft das Gesicht. Nur mit Mühe unterdrückte er ein stöhnen. Da wurden zwei weitere Schüsse abgefeuert, die über unsere Köpfe flogen und in einem Baum stecken blieben. 
"Schieß", presste er hervor. "Ich zittere zu stark, um gut zielen zu können." Panisch sah ich ihn an. Das konnte ich nicht. Ich konnte doch keinen Menschen umbringen. Auch wenn er mich töten wollte. Okay, es war nicht gesagt, dass ich überhaupt traf, aber eine Möglichkeit bestand trotzdem.
Mein Kopf fühlte sich benebelt an und ich konnte kaum klar denken. Nathan saß an den Baum gelehnt, mit eindeutlich starken schmerzen. Er hatte viele Kratzer an den Armen und sogar eine im Gesicht. Und er war blass. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Ich wollte ihm helfen. Dafür sorgen, dass er keine Schmerzen mehr hatte. Aber ich konnte nicht. Das einzige, was ich nun tun konnte, war probieren, Pat zu erschießen, bevor er es tat.
Nervös nahm ich die Pistole fester in die Hand und spähte am Bau Stamm vorbei. Der Gefährlich aussehende Kerl war inzwischen etwas näher gekommen. Er stand nun nur noch ungefähr zehn Meter von uns entfernt hinter einer Borke. Er war allerdings etwas zu breit für diesen dünnen Baum.
Er lud gerade seine Clock, was ich als Chance nahm. Der erste Schuss ging mehr daneben. Ich war einfach viel zu nervös und ängstlich. Wenn ich das versauen würde, wären wir tot. Der Druck auf meinen Schultern war kaum noch zu halten.
Auch der zweite Schuss verfehlte sein Ziel.
Unser Gegner hatte inzwischen seine Waffe neu geladen und schoss zurück. Schnell ging ich in Deckung. Mein Herz raste wie verrückt. Aber das war keine angenehme Aufregung.
Ein wahrer Kugelhagel traf ein und ich lehnte meinen Kopf schwer atmend gegen die schützende Säule. Ich probierte, mich zu beruhigen und zählte innerlich bis drei. Und dann, ohne großartig nachzudenken, trat ich hinter dem Baum hervor. Ich musste es tun. Für Nathan. Er verlor eine Menge Blut, und benötigte dringend ärztliche Hilfe. Ich wusste nicht, was ich tun würde, wenn er wegen mir sterben würde. Immerhin hatte er sein Leben auf's Spiel gesetzt, nur um mich zu beschützen. Okay, es war sein Job, oder würde es bald sein, aber er hatte so viel für mich getan. War einfach da, beruhigte mich, wenn es drauf ankam. Und jetzt war ich dran. Ich musste etwas tun. Für den Jungen, in den ich mich Hals über Kopf verliebt hatte.
Ich wurde, wenn möglich noch blasser, als eh schon, als mir das bewusst wurde. Ich war ich Nathan Brown verliebt. Ich weiß nicht, wann das passiert war, oder wie, aber es ist passiert. Zum ersten Mal war ich in jemanden verknallt, und schon drohte ich ihn wieder zu verlieren.

Pat befand sich gerade nicht in Deckung, obwohl er seine Knarre neu lud. Er dachte sich wohl, dass das nicht nötig sei. Ich war ja nur ein armes hilfloses Mädchen. Aber da hatte er sich getäuscht. Entschlossen hob ich meinen rechten Arm. Mit meiner linken Hand stützte ich die Pistole um besser zielen zu können. Mein zittern hatte sich inzwischen gelegt, was es hoffentlich einfacher machen würde ihn zu treffen.
Genau in dem Moment hob der glatzköpfige Mann den Kopf und starrte mich an. "Du traust dich das doch eh nicht", spottete er, aber in seinen Augen konnte ich etwas wie Furcht ausmachen.
Warum hatte ich nicht schon längst abgedrückt?
Es hätte schon vorbei sein können. Aber ich konnte doch nicht einfach einen Mann erschießen. Ich war nicht stark genug dafür. Manche Leute, wie zum Beispiel mein Vater, sind dafür geschaffen und halten sowas aus. Ich gehörte definitiv nicht zu diesen Menschen.
Die Frage war nur, was ich stattdessen tun sollte.
Pat blickte spöttisch zu mir rüber. "Du bist erbärmlich. Erbärmlich und schwach. Und genau deshalb wirst du sterben."
Meine schwitzigen Hände klammerten sich um die Schießeisen.
"Drück ab, Kaici", kam es schwach von Nathan, der zusammengekauert auf dem Boden hockte. Seine vom Schmerz verzerrte stummer brachte mich auf den Boden zurück.
Als der Gangster in sich zusammen fiel und reglos liegen blieb, fiel ich auch. Ich hatte es getan. Ich hatte einen Menschen getötet. Weiß Gott, er war kein unschuldiger, aber niemand hatte es verdient zu sterben. Er hätte im meinetwegen im Gefängnis verrotten sollen, aber er hatte bestimmt auch Familie. Nur wegen mir wurden sie trauern.
Vor mich selbst ekelnd ließ ich die Tatwaffe fallen und kniete mich vor den Verwundeten. "Kannst du aufstehen? Wir müssen zum Highway. Das ist nicht mehr weit."
Er schüttelte nur den Kopf.
"Bitte", flehte ich. "Bitte steh auf."
"Kaici. Schöne Kaici", murmelte er und lehnte sich vorsichtig zu mir nach vorne. Seine Lippen streiften mich nur ganz kurz. Es war mehr Berührung als Kuss. "Du musst ohne mich weiter. Ich bin nur noch ein Klotz am Bein."
"Vergiss es." Eine Träne rollte über meine Wange. "Du kommst schön mit. Schwing jetzt deinen Arsch hier hoch. Ich bringe dich in ein Krankenhaus und dann wird alles wieder gut."
Er schien mit sich zu ringen, rappelte sich dann aber doch mühselig hoch. Da er aber wirklich wackelig und unsicher auf den Beinen war, legte ich seinen rechten Arm um meine Schultern und stützte ihn so gut es ging.
Man sah ihm den Schmerz deutlich an, denn er schnaufte und stöhnte nicht gerade wenig. Seine linke Hand presste er auf die Wunde, aber es blutete ziemlich stark. Wenn er nicht bald ärztlich Hilfe bekommen würde, wäre es vorbei. Allein beim dem Gedanken wollte ich mich wie eine Kugel zusammen rollen und nie wieder aufstehen.

Das waren die längsten fünf Minuten meines Lebens. Und mit Abstand die schlimmsten. Ich wollte nur, dass es aufhört, und dass er diese Schmerzen los wird. Am liebsten wäre ich an seiner Stelle gewesen, nur damit es ihm gut ging.
Erleichtert atmete ich auf, als wir den Highway erreichten. Glücklicherweise war er ganz gut befahren, sodass sich schnell ein Auto fand, dass anhielt. Die Dame in dem Vierzigern verständigte sofort den Notarzt, der wenige Minuten später eintraf. Es war schwierig, Nathan die ganze Zeit bei Bewusstsein zu halten. Er stand immer wieder kurz davor, die Augen zu schließen.
Der Sanitäter schloss ihn an ein Beatmungsgerät an, nachdem wir im Wagen saßen. Erst wollten sie mich nicht mitfahren lassen, aber ich habe ihnen recht schnell weismachen können, dass ich seine Schwester bin.
Nach einem kurzen Dank an die nette Autofahrerin, schlossen sich die Türen und der Rettungswagen raste los.

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Hey Leute,

Ich hoffe, es geht euch allen gut und ihr hattet/ habt eine schöne Woche. :)

Eigentlich bin ich mit dem Kapitel recht zufrieden, bin mir nur nicht sicher, ob ich es detailliert genug beschrieben habe. Ein Feedback dazu wäre toll :D

Tja, ich bin schon wieder krank, was höchstwahrscheinlich die Folgen sind, wenn man in einem Kindergarten arbeitet. Aber yolo. (Okay, ich hasse dieses Wort abgrundtief xD)

Freut ihr euch schon auf Weihnachten? Ich nicht. XD

Laura xx

P.S. VIELEN DANK FÜR DIE INZWISCHEN ÜBER 3k Reads <3 ja gut, das groß zu schreiben war unnötig aber egal xD

My Personal BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt