Kapitel 10

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Eine halbe Stunde später saßen wir im Blue und nippten an unserem Bier. Beziehungsweise Shawn nippte daran. Er hatte sich einen gefälschten Ausweise besorgt, weigerte sich aber, mir auch eins zu bestellen. Nathan entschied sich, genau wie ich, für eine Cola. Er sagte, er müsse nüchtern bleiben, immerhin sei das ja in gewisser weise ein Einsatz. Während sich die beiden Kerle vor mir über irgendeine Football Mannschaft unterhielten, sah ich mich in dem Café um. Es war schön, gemütlich und hatte etwas cooles. Es befanden sich, obwohl es erst halb acht war, schon viele Leute dort. Hauptsächlich jugendliche, aber auch einige schon etwas ältere Menschen.
Nach einer viertel Stunde Langeweile lief ein Mann, etwa um die fünfundzwanzig, mit einem Mikro auf die Bühne. Er sah nicht schlecht aus mit seinen dunkelblonden Haaren und dem drei tage Bart.
"Hey, Leute. Ich bin Daniel, der Besitzer dieses schicken Cafés. Schön, dass schon so viele hier sind und ich hoffe,es folgen noch viele weitere. Ich habe mir ein neues Konzept überlegt. Und zwar Karaoke. Einmal in der Woche wird es einen Karaoke Abend geben. Und anstatt jetzt noch lange um den heißen Brei zu reden, würde ich sagen, fangen wir an. Ich wünsche euch viel Spaß." Nach einem kleinem Applaus stellte sich der erste schon auf die Bühne und begann lauthals Wannabe von dem Spice Girls zu singen. Ganz ehrlich, es war gerade mal acht Uhr und der war schon Hacke dicht. Manchmal frage ich mich echt, was mit der Menschheit los ist.

"Der klingt ja grauenvoll." Nathan neben mir verzog das Gesicht. Ja stimmt, der Möchtegern Eminem da auf der Bühne mit den viel zu weiten Hosen konnte nicht singen. Aber dann sollte der werte Herr es doch besser machen.
"Anstatt ihn zu beleidigen, mach es doch besser. Er traut sich jedenfalls was und hat sichtlich Spaß."
"Wenn ich mich zugesoffen hätte, hätte ich auch Spaß, aber stattdessen muss ich auf Miss-ich-bin-so-toll-und-unwiderstehlich aufpassen. Glaub mir, das erste wäre mir tausendmal lieber, aber das geht ja leider nicht." Schon wieder. Er traf mich mit seinen Worten mitten ins Herz. Ja, er mochte mich nicht, aber es immer wieder so zum Ausdruck zu bringen war überflüssig. Ich wusste es ja auch so.
Plötzlich stand Andy mit zwei anderen Typen vor uns.
"Hey, Alter." Er schlug bei Shawn und Nathan ein. Dann fiel sein Blick auf mich. "Oh und wen haben wir denn da?!" Er nahm meine Hand und hauchte mir einen Kuss darauf. "Du sieht echt schön aus. Dein Freund kann sich glücklich schätzen, solange er dich noch hat."
Mit einem Mal spürte ich Nathaniel's Hand ein meiner Hüfte und er zog mich näher zu sich, sodass Andy meine Hand loslassen musste. "Finger weg von ihr", knurrte er und bedachte seinen angeblichen Kumpel mit einem Blick, der töten könnte.
Genervt entwand ich mich aus seinem Griff. "Ich hol mir was zu trinken." Schnell lief ich zu der kleinen Bar, die ich kurz zuvor entdeckt hatte. Dieser Daniel hatte aus dem Café auch eine Art Bar gemacht. Die Idee an sich war gar nicht schlecht.
"Ein Wasser mit viel Eis und einer Scheibe Zitrone bitte." Während sich der Barkeeper daran machte, mein Getränk zuzubereiten, drehte ich mich zu den Jungs um. Shawn und Andy lachten gerade über etwas, während mein angeblicher Freund stumm daneben saß und grimmig aussah. Meine Güte, der hatte ja echt nur schlechte Laune. Das lag bestimmt am fehlendem Sex. Er hatte anscheinend keine Freundin, sonst hätte ich die sicherlich schon längst mal zu Gesicht bekommen. Aber das war ja auch kein Wunder. Er sah gut aus, keine Frage. Okay, gut war etwas untertrieben, aber mit diesem bärbeißigem Ausdruck, der irgendwie immer wenn ich den Raum betrete, in seinem Gesicht lag, verschreckte er ja jede Frau. Das kann einen echt einschüchtern. Wenn der so weiter machen würde, würde es alleine sterben. Er müsste ja nur mal Lächeln. Dann würden ihm die Frauen nicht alle weglaufen. Bei Gelegenheit sollte ich ihn da echt mal drauf ansprechen. Dann konnte er jemand anderen auf den Wecker gehen mit seinen Stimmungsschwankungen, die schlimmer waren als bei einem pubertierendem Mädchen.

"Hier bitte, die Dame." Grinsend schob mir der Barkeeper mein Wasser zu. Ich wollte meinen Geldbeutel rausholen, doch jemand kam mir zuvor und gab dem kleinem Italiener hinter dem Tresen drei Dollar.
"Der geht auf mich." Andy blickte schief grinsend zu mir runter.
"Das wäre zwar nicht nötig gewesen, aber vielen Dank." Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Nathan uns mit zusammengekniffenen Augen beobachtete. Er machte mir manchmal echt Angst.
"Dein Freund kann einem echt Angst einjagen, wenn er so guckt", grinste Andy, als ob er Gedankenlesern könnte. Seufzend zuckte ich mit den Schultern. "Ja, er ist manchmal etwas einschüchternd, aber im Grunde, ist er so weich wie ein rosa Plüschbär."
Andy lachte. "Ich kenne ihn inzwischen seit drei Jahren, und in der Zeit, wo wir nun ganz gut befreundet sind, war er noch nie weich, wie du es gerade bezeichnet hast."
"Das ist alles nur Tarnung, damit niemand erkennt, dass er eigentlich bei Filmen wie Titanic oder Pearl Harbor in Tränen ausbricht und heult wie ein kleines fünfjähriges Mädchen, dem das Eis runter gefallen ist und es kein neues kriegt." Wenn Nathan rausbekommen würde, was ich seinem Kumpel für Schwachsinn erzählt hatte, wäre ich ganz sicher tot. Aber das war es wert.
"Das ist jetzt ein Scherz, oder?" Andy konnte sich kaum noch halten vor Lachen. Vorsichtig schielte ich wieder zu meinem Freund und konnte mir nun kaum ein Lachen verkneifen. So sauer, wie in diesem Moment, hatte ich ihn noch nie dreinblicken sehen. Als Andy dann auch noch seine Hand auf meinen Unterarm legt, stand Nathaniel ruckartig auf und kam mit schnellen Schritten zu uns.

"Kaici, ich muss mit dir sprechen."
"Tut mir leid, Schatz, aber wie du siehst unterhalte ich mich hier gerade."
"Das ist mir egal." Ohne auf eine Antwort zu warten zog er mich nach draußen und stellte sich mit verschränkten Armen vor mich. "Was sollte das gerade?"
"Was meinst du?"
"Du weißt ganz genau, wovon ich rede." Seine Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen.
"Nein, tue ich nicht." Wie ein bockiges Kind verschränkte ich nun auch meine Arme vor der Brust und probierte mich ein wenig größer zu machen. Neben Nathan sah ich aus wie ein Zwerg und so sollte er mich nicht wahrnehmen.
"Na dann kläre ich dich mal auf. Ich spreche davon, dass du dich an Andy ranschmeißt, obwohl er denkt, wir wären zusammen. Das ganze ziehe ich hier nur ab, damit du in Sicherheit bist, aber du bist da nicht gerade hilfreich."
"Ich habe mich nicht an ihn rangeschmissen. Wir haben uns nur unterhalten. Er ist nett, ganz im Gegensatz zu dir. Und ich glaube kaum, dass ich, wenn ich mich mit jemandem mal etwas unterhalte, die Ermittlungen oder meine Sicherheit gefährde. Jetzt reg dich mal ab. Ich schlafe ja nicht mit ihm. So eine bin ich nicht." Ohne weiteres lief ich an ihm vorbei wieder nach drinnen und setzte mich neben Shawn, der sich nicht von der Stelle gerührt hatte.
"Was hat er jetzt schon wieder gemacht?" Leicht genervt aber auch amüsiert sah Shawn mich an.
Seufzend stützte ich meinen Kopf auf die Hände. "Dein bester Freund übertreibt mal wieder maßlos. Nur, weil ich mich mit Andy unterhalten habe, labert er irgendwas davon, ich würde die Ermittlungen und mein Wohl gefährden. Meine Güte, der soll mal locker werden."
Grinsend legte er eine Hand auf meine Schulter. "Nimm ihm das nicht übel. Er hat nur Angst um dich."
Verächtlich schnaufte ich. "Na sicher. Er sorgt sich ja unglaublich um mich."
"Das tut er, auch wenn er es nicht so zeigt. Na ja er zeigt es eigentlich recht deutlich. Er verhält sich echt nie so." So gerne ich ihm auch glauben wollte, ich konnte nicht. Er hatte mir oft genug gezeigt, dass er mich nicht mochte geschweige denn sich Sorgen um mich machte.

"Wenn du das sagst." Ohne zu fragen schnappte ich mir Shawn's Bier und trank die Hälfte aus.
"Kaici, du wirst dich hier jetzt nicht besaufen und auch sonst keinen Alkohol trinken. Pfoten weg von meinem Bier. Du bist erst siebzehn und darfst keinen Alkohol."
"Du doch auch noch nicht", nörgelte ich. Normalerweise trank ich nicht, aber irgendwie hatte ich in diesem Moment das Bedürfnis mir die Birne wegzusaufen.
"Ich bin schon zwanzig und hab nur noch ein Jahr. Dann darf ich das auch legal. Du hast da aber noch eine längere Zeit vor dir, also vergiss es. Außerdem musst du nüchtern bleiben. Schon vergessen, dass ein gefährlicher alter Sack dich umbringen will?"
"So alt war der jetzt auch nicht."
"Ist doch egal. Du hältst dich bitte von allem, was deinen klaren Zustand beeinträchtigt, fern. Verstanden?"
Nickend widmete ich mich Nathan's Cola, die noch immer auf dem Tisch stand. Dieser kam in diesem Moment auch zu uns.
"Wir fahren Heim! Es ist etwas passiert."

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Hey Leute,
Ich hoffe, euch geht es allen gut. Im Moment fehlt mir irgendwie die Kreativität, daher weiß ich nicht, ob ich rechtzeitig in 4 Tagen uploaden kann. Bin insgesamt aber auch ein bisschen schreibfaul zurzeit. xD

Ich möchte mich dann nochmal bedanken für die Reads, Votes und comments. <3
Vor allem bei Originella . Danke für deine Unterstützung und dein 'Engagement' . <3

Deswegen habe ich mal eine Frage an euch: wart ihr schon mal so richtig verliebt? So wie es in Büchern immer beschrieben wird, mit bauchkribbeln, dass das Herz sofort schneller schlägt und, dass wenn ihr von der Person berührt werdet, eure Haut kribbelt oder wie auch immer? XD <3

Hmm ja, das war's dann auch mal wieder. Würde mich über einen Kommentar oder ein Vote wirklich freuen. :)
Habt noch einen tollen Tag!

Laura xx

My Personal BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt