Kapitel 4

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"Lassen Sie mich los. Hilfe", schrie ich. Doch niemand kam und half mir. Sofort bekam ich eine verpasst und ich sank in mich zusammen. Weiterhin wurde ich von Jockey festgehalten. Eine Flucht war unmöglich.
"Bitte", schluchzte ich und sah Pat flehentlich an, der mir nur emotionslos ins Gesicht sah. "Halt dein Maul, du Miststück. Ich will es endlich hinter mich bringen. Der Boss ist schon ungeduldig." Dies sagte er eher zu seinem Partner, als zu mir. Ich zitterte am ganzen Körper und ein Schluchzen nach dem anderen erschütterte mich.
"Ich sage auch nichts. Wirklich. Ich war noch nicht bei der Polizei und ich werde auch nicht gehen. Aber bitte, bitte lassen Sie mich laufen." Wieder ein Schlag ins Gesicht. Meine Wange musste inzwischen feuerrot sein, sie viel musste ich schon einstecken. Sie quälten mich, bevor sie mich umbringen wollten.

Ich wollte ab dem Moment nur noch sterben. Kein Leid mehr erfahren. Keine Schmerzen und Angst mehr verspüren. Und dann wurde mir mein Wunsch erfüllt. Pat hob seine 9mm mit Schalldämpfer hoch. Direkt vor meinem Kopf. Das würde quasi eine Hinrichtung werden. "Bitte", war mein letztes Wort. Es war nur ein flüstern. Dann fiel der Schuss.

"Aaaaah", mit einem lauten Schrei saß ich aufrecht im Bett. Ich war Schweiß gebadet und zitterte am ganzen Leib. Ich hörte Schritte und schon stand John mit gezückter Pistole im Zimmer. Als sein Blick auf mich fiel, ließ er seine Waffe sinken und kam näher. "Was ist passiert?", fragte er sanft und setzte sich neben mich.
"Albtraum", brachte ich heraus.
Sofort zog er mich an sich und streichelte über meinen Arm. Er hielt mich im Arm, wie Dad es immer getan hatte. Die Erinnerungen und Trauer überrollten mich, und ich drückte mich an ihn. Schon früher war er wie mein zweiter Vater gewesen. Er wippte etwas hin und her, was mich sehr schnell beruhigte und mich nicht mehr an den Traum denken ließ.
Plötzlich stand Nathan, ebenfalls mit gezückte Knarre in der Tür. "Ist alles gut? Ich hab einen Schrei gehört?" Es war vielleicht ein schlechter Zeitpunkt, aber wie er da so stand in Boxershorts und T-Shirt, das sich eng um seine Muskeln schmiegte, sah er verdammt heiß aus.

"Ja, alles in Ordnung, sie hatte nur einen Albtraum." Sofort nahm er die Pistole runter. "Ach so. Ich geh dann mal wieder runter."
"Ich auch." John machte sich auch auf und wollte wieder runter gehen. Aber ich wollte und konnte nicht allein sein. Ich hätte nicht mehr einschlafen können. "Kann jemand hier bleiben. Bitte", flüsterte ich.
John nickte seinem Sohn zu, der sich seufzend in Bewegung setzte und sich dann neben mich unter die Decke legte. "Ich hoffe du schnarchst nicht." Schon hatte er sich mit dem Rücken zu mir gedreht und - ja wirklich - er klaute mir einfach die Decke.

"Sag mal, geht's noch", motzte ich ihn an. "Zieh mir nicht die Decke weg, es ist kalt.
"Wir haben Frühling, falls du es noch nicht bemerkt hast. Es ist schon recht warm." Er klang genervt, was mich grinsen ließ.
"Wenn dir warm ist, dann brauchst du ja auch keine Decke." Somit krallte ich mich in den dünnen Stoff und zog ihn komplett zu mir rüber. Sofort hatte er sich zu mir umgedreht und starrte mich sauer an.
"Kaici! Ich bin Müde, die Couch ist nicht bequem und wenn ich schon mal eine Nacht hier pennen kann oder eher muss, dann möchte ich das auch tun. Jetzt sei leise und bleib still liegen. Wir teilen uns die Decke. Wenn dich das stört, kannst du auch gerne eine andere von unten holen, ich werde aber nicht nochmal runter Rennen." Innerhalb weniger Sekunden lagen wir beide auf dem Rücken. Schulter an Schulter. Wir sagten nichts mehr. Schlafen konnte ich nicht mehr, deshalb starrte ich nur die Decke an. Ich dachte Nathan schlief schon, doch dann brach er plötzlich die Stille.

"Erzählst du's mir?"
"Was?"
"Was du geträumt hast."
Seufzend krallte ich mich am Bettlaken fest. "Na gut. Weißt du inzwischen, warum ich hier bin?" Er bejahte und ich redete weiter. "Ich hab geträumt, wie Pat und Jockey, die beiden Killer von dem alten, mich geschnappt haben. Sie haben mich geschlagen und getreten und mich schon fast gefoltert. Sie haben mich beschimpft und dann hat mir einer ihre 9mm vor den Kopf gehalten. Ich dachte, sie richten mich hin und als der Schuss fiel, bin ich aufgewacht."
Erst passierte nichts. Doch dann spürte ich, wie er seine Hand auf meine legte und leicht drüber strich. "Wir kriegen die. Dad hat noch viele Bekannte beim FBI und so ganz verlernt hat er seinen Job auch noch nicht, auch wenn er schon seit zwei Jahren im Ruhestand ist."
"Ich weiß. Daddy hat mir immer erzählt, dass er der beste Agent war, den das FBI hatte."
"Das gleiche hat mein Vater über deinen gesagt." Ich konnte ihn Lächeln hören.

"Warum ist John schon im Ruhestand?", wechselte ich das Thema. "Er ist doch erst -wie alt?- einundfünfzig?"
"Er redet nicht gern drüber. Ich weiß nur, dass er beim Einsatz verletzt wurde und nicht mehr arbeiten darf. Am Anfang hat ihn das sehr belastet, immerhin hat er schon von klein auf davon geträumt als Gesetzeshüter zu arbeiten."
"Es muss schwer für ihn sein, seinen geliebten Job aufzugeben."
"Ja, aber er hat was anderes gefunden, was ihm auch Spaß macht, er gibt Schießunterricht."
"Das passt zu ihm", grinste ich.
"Oh ja. Außerdem bin ich jetzt nah dran zum FBI zu gehen. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht mich auszubilden, damit ich die Prüfung ohne weiteres schaffe."
"Willst du das denn?"
"Na klar." Sein Grinsen war mehr als deutlich zu hören. "Ich meine, ich hab 'ne Waffe und die Frauen stehen drauf. Was will Mann mehr?"
"Du bist unmöglich, Nathan. " Er lachte leise. Da bemerkte ich, dass er immer noch über meine Hand Strich. Schnell entzog ich mich ihm und drehte mich auf die Seite, von ihm weg. Obwohl ich ihn echt nicht ausstehen konnte, war er mal ganz nett gewesen. Das konnte er also auch mal sein. Langsam driftete ich weg, es war einfach alles zu anstrengend gewesen. Ich war fast eingeschlafen, da hörte ich noch ein leises "Gute Nacht, Kaici." Kurz darauf wurde mir die Decke über die Schulter gezogen. Augenblicklich schwebte ich davon in einen Traumlosen Schlaf.

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