Kapitel 9

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"Kaaaaaici." Shawn kam zur Tür rein und fiel mir grinsend in die Arme. In den zwei Wochen, in denen wir uns nun kannten, haben wir uns echt angefreundet. Es war zwar irgendwie komisch, da Nathan und ich uns so weit wie möglich aus dem Weg gingen und fast nie miteinander sprachen. Da ich mich aber wirklich gut mit seinem besten Freund Verstand, war die Situation, wenn wir alle in einem Raum waren, oft seltsam und angespannt. Er hatte nicht auf meinen kleinen Ausbruch vor ein paar Tagen reagiert, was mich wirklich enttäuschte. Ich hatte erhofft, dass wir Freunde sein könnten. Dass wir unbeschwert miteinander umgehen und auch Spaß haben könnten. Aber anscheinend wollte er das nicht. Warum er mich nicht ausstehen konnte, war eine ungeklärte Frage. Ich hatte ihm nie etwas getan. Es war eher anders rum. Er hatte mich immer geärgert. Was auch sein Problem war, ich wollte es wissen und aus der Welt schaffen.

"Shaaaaaawn", äffte ich ihn grinsend nach und umarmte ihn kurz aber kräftig zurück. Als ich mich von ihm löste, blickte ich direkt in die schönsten braunen Augen, welche mich nicht sonderlich begeistert anstarrten. Kurz starrte ich zurück und war quasi in seinem Blick gefangen. Doch als ich meinen gesunden Verstand wieder erlangte, räusperte ich mich und sah schnell wieder weg.
"Und, was machst du gerade so?" Ich starrte runter auf ein Buch, welches ich im Bücherregal von John gefunden hatte.
"Ach, ich lese nur etwas. Ständig hier drin rumzuhängen ist mehr als langweilig und die ganze Zeit Fernsehen gucken geht auch nicht. Dies ist also meine neue Beschäftigung. Obwohl ich sagen muss, dass das Buch nicht gerade gut ist."
"Mach doch was mit uns." Er sah kurz zu seinem besten Freund. Dieser erwiderte seinen Blick nicht, denn der lag noch immer auf mir. Ich wusste, dass er mich nicht dabei haben wollte. Darum lehnte ich höflich ab.
"Ach komm schon. Du langweilst dich hier noch zu Tode."
Seufzend steckte ich meine Hände in die hinteren Hosentaschen. "Was macht ihr denn jetzt?"
"Es findet heute Abend in einem Café hier in der Nähe ein Karaokeabend statt. Wir wollten uns da mit ein paar Freunden treffen."
"Aber Andy kommt auch", warf Nathan ein. Dabei lag in seinem Gesichtsausdruck etwas panisches.
"Was hat das damit zutun?", fragte Shawn. "Ihr seit doch ganz gut befreundet." Er antwortete nicht, also übernahm ich das.
"Er denkt, wir wären zusammen, da dein bester Freund hier", ich deutete auf Nathan, "ihm gesagt hat, dass wir ein Paar sind." Plötzlich prustete Shawn los. "Wirklich?", japste er zwischen zwei Lachanfällen. "Na da hast du dir ja was eingebrockt, Nath."
"Ich weiß", brummte dieser und sah nun überall hin, nur nicht zu mir.
"Warum hast du ihm das gesagt?"
"Du weißt sehr wohl, warum."
"Das war aber nicht gerade deine beste Idee, Bro."
"Ich weiß. Aber was hätte ich machen sollen? Du kennst ihn."
"Ja, aber ich glaube nicht, dass ihr das gefällt." Er deutete mit einem nicken kurz auf mich. Die ignorierten mich vollkommen. Redeten, als wäre ich gar nicht da.
"Ey, Jungs. Ich bin auch noch da."
"Halt gefälligst die Klappe", zischte Nathaniel und widmete sich wieder seinem besten Freund. Meine Verblüffung wandelte sich in Wut. Was war er doch für ein Arschloch. "Shawn?" Dieser ignorierte nun seinen gegenüber und blickte mich entschuldigend an. "Ich schlage vor, wir beenden das ganze hier und gehen ins Blue. Wenn Andy da, spielt ihr einfach weiter das glücklich paar, und gut ist. Meine Fresse, Nath, mach doch nicht so ein Theater draus. Du kannst ihm natürlich auch die Wahrheit über euch sagen, aber ich glaube das käme nicht so gut und er würde viele Fragen stellen."
Seufzend fuhr sich Nathan durch die Haare und mied es mich anzusehen. "Na gut." Dann lagen vier Augen auf mir und ich nickte. "Na schön. Aber du wirst mich nicht küssen oder sonst irgendwo begrabschen. Kapiert? Sonst werde ich dich eigenhändig kastrieren lassen!"
"Nur lassen?", grinste Shawn amüsiert.
"Natürlich." Leicht angewidert sah ich zu dem großen braunäugigen attraktiven Kerl neben mir. "Als ob ich freiwillig seine Eier anfassen würde."

Ohne auf meine - naja, Beleidigung? - einzugehen, wurde mir von Nathan befohlen, mir was anderes anzuziehen. So könnte ich ja niemals in die Öffentlichkeit gehen, ohne eingesperrt zu werden. Also bitte, was war an kurzen Stoffhosen und einem XXL Hemd denn auszusetzen? Es war vielleicht nur ein gammel Outfit, aber so schlimm sah das nun auch nicht aus. Wie er mal gleich wieder übertreiben musste. Genervt lief ich in sein - oder im Moment eher mein - Schlafzimmer. Besonders viele Klamotten hatte ich nicht, denn in der Eile, als ich von Zuhause abgehauen bin, konnte ich nur das nötigste einstecken. John hatte mir zwar ein wenig Geld gegeben, aber es war mir unangenehm. Ich wohnte bei Ihnen umsonst und dazu kam, dass sie mich noch beschützen mussten. Da könnte ich wirklich kein zusätzliches Geld annehmen. So gern ich mir auch mal ein paar schöne Sachen gekauft hätte.
Schnell zog ich mir eine schwarze Jeans, die ich unten etwas hochkrempelte, ein schwarzes etwas weiteres T-Shirt mit der Aufschrift 'Sleeping With Sirens'. Ich liebte die Musik von denen. Da es noch recht kühl draußen war, zog ich eine etwa bis ein wenig unterhalb der Kniekehlen lange schwarze Strickjacke drüber. Meine schwarzen Plateau Sandalen und mein schwarzer Hut durften auch nicht fehlen. Diese ganze 0815 Zeug wie Air Force oder Air Max waren grauenvoll. Deshalb versuchte ich mich immer etwas individuell zu kleiden. Denn mal ehrlich, eine Leggins, bei der man den ganzen Arsch und am besten noch den Schlüpfer sieht und dann noch Air Force? Nein Danke! Nicht schön. Ich meine, jedem das seine, aber das ist es ja, jeder kleidet sich so. Hallo? Hat denn niemand mehr was eigenes und muss sich immer nach allen richten? Warum zieht nicht einfach mal jeder das an, was ihm wirklich gefällt? Scheiß egal, was andere davon halten.
Genau wegen diesem ganzen Quatscht hatte ich zum Teil nicht viele Freunde. Das waren alle solche Kopien von den anderen und damit kam ich nicht klar. Ich wollte Freunde, die sie selbst sind und das tun und sagen, was sie wirklich wollen.

Langsam lief ich wieder nach unten. So wirklich freuen Tat ich mich nicht auf den Abend. Ich meine, ich hätte lieber Gehirn vom Schaf gegessen, als mit Nathan so zu tun, als wären wir ein Paar oder ihn sogar zu Küssen. Okay, das war gelogen. Wenn ich so recht darüber nachdachte, ich hätte wirklich nichts dagegen, die weichen - so sahen sie jedenfalls aus - Lippen dieses heißen Typen auf meinen zu spüren. Verdammt, er sah wirklich verboten gut aus. Schnell schob ich diese Gedanken in den hintersten Teil meines Gehirns und hoffte, sie würden dort für immer bleiben. In diesem Moment kam ich nämlich in die Küche, wo die beiden Werten Herren sehnsüchtig auf mich gewartet hatten. Nein, Spaß. Nathan sah aus, als hatte er gerade in eine Limetten gebissen. Wow, er musste mich wirklich mögen.
Shawn dagegen lächelte mich amüsiert an. Als er mich genauer unter die Lupe nahm, stieß er laut die Luft aus. "Woah! Du siehst echt toll aus." Verlegen blickte ich auf meine Füße. Mein Kopf musste inzwischen die Farbe einer Tomate angenommen haben. Als ich mich wieder trautem, nach oben zu gucken, lächelte ich Shawn leicht an. "Danke."

Ohne, dass er etwas erwidern konnte, zog Nathan ihn und dann auch mich nach draußen zu seinem Auto. Er sah, wenn möglich, nun noch schlechter gelaunt aus. Meine Güte, er sollte echt mal diesen bärbeißigen Gesichtsausdruck ablegen. Der konnte einen echt einschüchtern.

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Vielen Dank für die ganzen Reads, Votes und comments. *-*
Vor allem möchte ich mich bei PippaPhilippa bedanken. Danke, dass du immer so fleißig kommentierst und votest! <3

Ich hoffe das Kapitel gefällt euch.
Kritik ist gerne erwünscht, also, wenn ihr was zu bemächtigt, nur raus damit :D

Und OMG ich muss es euch erzählen. Ich habe mir endlich meine Haare lila gefärbt. Nicht komplett, dafür hatte ich zu viel schiss, aber da ich sehr lange Haare hab, habe ich ungefähr 15cm meine Spitzen lila gefärbt und ICH LIEBE ES! *-*
Und mein Bruder kam so an: "Laura, das ist hässlich. Sieht voll asozial aus."
Danke, Bruderherz, ich liebe dich auch!... XD

Laura xx

My Personal BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt