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Der Flug war Horror gewesen. Es sah so aus als würde sich der Zirkel entzweihen. Kaum hatten wir den Boden des Schlosses betreten, nahmen die Wachposten Caius gefangen. Er hatte sie vor die Wahl gestellt, entweder sie würden sich ihm anschließen, dafür Sorgen, dass ich sterbe oder sie sollen mir in den Tod folgen. Mir tat es in meiner Seele weh dabei zuzusehen wie die Volturi zerbrachen. Ironischerweise hatte Sulpicia nun genau dass erreicht was sie wollte. Sie hätte es sicher sehr gefreut dies Erleben zu dürfen. Stieß einen Seufzer der Verzweiflung aus. Marcus trat an mich heran: "Früher oder später wäre es sowieso so gekommen." "Wie tröstlich." erwiderte ich zynisch. "Wir beide sind nicht skruppelos genug um die Gedankengänge von Caius und Aro zu verstehen." Ich lächelte ihn an: "Vielleicht ja aber ich fühle mich schuldig." "Nein, du bist nur das Tüpfelchen auf dem I. Du hast keine Schuld an der Entwicklung. Ich habe mich sowieso gefragt wie lange die beiden verbrüdert bleiben würden. Nun hat Aro die alleinige Macht und die komplette Unterstützung der Garde. Besser kann es für ihn gar nicht laufen. Jetzt ist er da angekommen wohin er schon immer wollte, an die Spitze." Ich seufzte: "Das klingt so hartherzig aus deinem Mund." "Nein, ich bin ein gebrochener Mann, Beatrix. Ich kann nicht hartherzig sein. Erst recht nicht zu dir." Sah ihn an: "Wirst du bleiben?" "Wenn dann würde ich nur wegen dir bleiben." gestand Marcus, strich über meine Wange: "Das würde den Anforderungen nicht wirklich gerecht. Schätze dich sehr... du bist eine starke wunderschöne Frau aber es wird unmöglich sein dich Aro zu entreißen. Meine Zeit ist gekommen, Kleine. Ich muss gehen um meinen Seelenfrieden zu machen." Betrübt sah ich ihn an: "Marcus bitte bleib." "Würde ich gerne aber es geht nicht. Pass auf dich auf." Dann ging der große Mann mit dem treuen Blick und dem großen Verstand. Diese Welt war ungerecht. Sah ihm hinterher.

Während der wütende Mop Caius Hinrichtungen wollte, angestachelt von keinem geringeren wie Aro. Zog ich mich zurück. Ich wollte nicht dabei sein wenn sie ihm das Leben nahmen. Nun hatte ich zwar einen Verlobten aber alles andere war gescheitert. Marcus zu verlieren schmerzte mich sehr. Gerne hätte ich ihn hierbehalten. Er wäre ein guter Pate geworden. Seufzend schritt ich in die Bibliothek. Möglicherweise würde ein Buch helfen um abzuschalten. Carlisle war mir gefolgt. Er schien besorgt: "Du siehst traurig aus." "Ach Carl, du solltest dich ausruhen." sprach ich. "Mir wurde noch nicht einmal ein Zimmer zugeteilt." scherzte er. "Ich denke du kannst es dir aussuchen. Caius ehemalige Gemächer oder die von Marcus. Mir ist es egal." Carlisle lächelte immer noch, nahm mich in seine Arme: "Mach nicht so ein saures Gesicht. Es steht dir nicht." Meine Mine erhellte sich: "Die Parodie hast du gut drauf." "Ich kenne Aro auch schon lange. Nun komm, zeig mir das Schloss. Ich bin gespannt ob es irgendetwas neues zu entdecken gibt." Eigentlich wollte ich lieber allein sein aber mit Carl zu Zeit zu verbringen schien mir sinnvoller als meinen Gedanken und Sorgen nachzuhängen. Spielte also den Schlossführer. Ich zeigte ihm den Hinterhof, den kleinen Garten an dem es ruhig war. Die Sonne schien von oben auf uns herunter. Sofort fingen wir an im Licht zu glitzern. "Dieser Garten war noch nicht, glaube ich." Wir setzten uns auf die Bank unter dem großen Olivienbaum: "Schön hier, nicht wahr?" "Auf jedenfall." Ich ließ die Seele baumeln: "Carlisle?" "Ja?" "Du weißt, dass wir keine Vegetarier sind?" Er nickte. "Und dass es schwer werden wird Wild für dich zu finden?" Carl lachte auf: "Ich denke, dass ich mich sowieso neu finden muss. Wer weiß vielleicht teste ich ein wenig Blut hm?"

"Ja, ich habe immer noch diese Vision von einer Blutfarm." sprach ich. Interessiert fragte er: "Blutfarm? Was stellst du dir vor?" "Na ja ich dachte, dass man gewisse Menschen entwenden könnte, ihnen einen Schlafplatz, etwas zu essen geben könnte und als Gegenleistung ihr Blut zu fordern. Natürlich nur so viel, dass sie nicht sterben." erklärte ich leise. Carlisle grinste: "Das ist eine super Idee." Es freute mich endlich einen zu haben, der diese Idee zustimmte: "Ich habe nur noch nicht überlegt wie das ganze funktionieren soll." Er nickte: "Natürlich wäre ich bereit dabei zu helfen. Es ist besser keine Leichen zu produzieren und wenn die Menschen uns ihr Blut freiwillig spenden umso besser und Ehrenhafter." Strahlte ihn an: "Wirklich?" "Natürlich, das ist alles einer Frage der Organisation. Wir bräuchten Räumlichkeiten, die nötigen Medizinischen Utensilien und fertig ist die Blutfarm. An Geld dürfte es nicht mangeln. Die Volturi sind gut gestellt, schon immer gewesen." Diese Gedanken lengten mich ab von der unschönen Wirklichkeit die gerade in den Kerkern passieren würde. Caius verdiente den Tod nicht aber... brach meine Gedanken ab. Es quälte mich die Gewissheit zu haben, dass er womöglich in diesen Minuten seine letzten Atemzüge machten. Übrig blieben Aro und ich... die Verlobten... die bald heiraten würden, das Königspaar. Eine große Aufgabe... eine noch viel größere als ich möglicherweise jetzt begreifen konnte. Vom Tellerwäscher zur Königin, welch Sprung. Dabei hatte ich mir immer vorgestellt, eine Frau zu sein, die viel durch die Welt reiste, hier und dort arbeitete... das Leben genießen würde... na ja die Realität war nun eine andere.

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