Kapitel 8

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Anastasia rieb sich über ihre Handgelenke, an denen sich Schweiß gebildet hatte.

Das war ein Symptom, das äußerst ungewöhnlich für Vampire war und meistens dann auftrat, wenn sie Weihwasser im Blut hatte. Das blockierte ihre Fähigkeiten und schwächte sie enorm.

Doch das konnte bei Anastasia nicht der Fall sein.

Schon seit geraumer Zeit überlegte sie, was mit ihr geschah.

Neben den plötzlichen Schweißausbrüchen, wurde das Gehen für sie zunehmend anstrengend.

„Sind wir denn bald da?", quengelte ihr jüngerer Bruder und Alex, der neben Anastasia lief, antwortete:„ Die Militärstadt, die wir erreichen wollen, liegt ungefähr einen dreistündigen Marsch entfernt. Also ja, wir sind wirklich bald da."

Daraufhin seufzte Isaak und widmete sich wieder seines Weges.

Nachdem sie etwa eine weitere Stunde gelaufen waren, hatten sich Anastasias Symptome verstärkt. Sie waren inzwischen an einem kleinen Fluss angelangt. Als Anastasia ihn betrachtete, brach ihr erneut der Schweiß aus und dieses Mal musste sie stehen bleiben.

Die Anstrengung lähmte ihre Muskeln und ihr Atem ging schwer.

Sie spürte ein unangenehmes Stechen in ihren Lungen und stützte sich erschöpft auf ihren Knien ab.

Ihre Brüder und Nora, die das sofort bemerkten, blieben stehen und sahen Anastasia fragend an.

„Es geht mir gut. Ich brauche nur eine kleine Pause.", sie ließ sich in das trockene Gras fallen und schloss kraftlos die Augen. Ihre Brust hob und senkte sich unregelmäßig und der Schweiß lief ihre Schläfen entlang.

Sofort eilte Alex zu ihr und stützte ihren Rücken. Dann fragte er besorgt:„ Was ist mit dir? Du scheinst zu erkranken, aber das kann nicht möglich sein."

Auch Isaak kniete sich neben sie und legte seine kalte Hand auf ihre brennende Stirn. Anastasia atmete zittrig ein. Die Kälte tat ihrem erhitzten Körper gut und für einen kurzen Moment konnte sie sich entspannen.

„Wir können weiter.", meinte sie schwach und versuchte sich aufzurappeln. Doch dieses Unterfangen erwies sich als äußerst schwierig. Ihre Knie sackten unter ihr zusammen und wäre Alex nicht gewesen, wäre Anastasia direkt nach hinten gekippt.

Er legte sie behutsam in das Gras und Anastasia sah wie er seine Stirn zusammen zog.

Auch Isaak beugte sich über sie und legte erneut seine Hand an ihr Gesicht.

Dann stellte er fest:„ Ich habe dieses Phänomen schon bei einigen Menschen beobachten können. Sie nennen es Fieber. Doch wie kannst du davon betroffen sein?"

Anastasia griff nach Alex' Hand und zwang ihn somit sie anzusehen.

„Es ist egal, wie das passiert ist. Was wichtig ist, ist dass ich schnell wieder laufen kann. Wir müssen uns..."

Anastasia kam nicht dazu ihren Satz zu beenden. Ein starker Schmerz schoss in ihren Kopf und sie stöhnte laut auf.

Isaak hingegen zog seine Hand weg, als hätte er sich verbrannt.

Er klang verzweifelt, als er sagte:„ Wir haben alle Zeit der Welt, wenn es darum geht, uns um unsere Schwester zu kümmern."

„Lasst mich nur ein bisschen schlafen. Mehr brauche ich nicht.", bat sie und ihr Blick glitt zu Nora, die in einiger Entfernung stand und sich die Hand vor den Mund presste.

Anastasia wusste, dass sie derartige Krankheiten in ihrem Land beobachtet hatte.

Sie hatten nicht selten Opfer gefordert. In Noras Augen hatten sich Tränen gebildet und auch das schwache Lächeln, das sie Anastasia schenkte, konnte daran nichts ändern.

Nachtgeflüster - Der zersplitterte KontinentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt