Kapitel 17

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Als die Nacht hereinbrach, erreichten sie ihr Ziel. Es war finster, sodass die Vampire die einzigen waren, die viel erkennen konnten. Den Wald durch Magie zu erhellen, wäre ein reiner Selbstmord. Zu schnell würden ihre Feinde sie sehen. Ein Licht in einer derart dunklen Nacht, in der die Sterne nicht schienen und der Mond die Baumkronen nicht zu durchbrechen wagte, würde auffallen.

Ohne es richtig zu merken, näherte sich Anastasia Leander. Sie wusste nicht warum sie es tat, doch irgendetwas in ihr drängte sie dazu.

Dieser aber beachtete sie nicht. Seine Stirn leicht gerunzelt, starrte er nach vorne, auch wenn er wohl nichts erkennen konnte.

„Siehst du sie?", fragte Anastasia ihn trotzdem überflüssiger Weise. Unangenehm laut hallte das Flüstern durch den totenstillen Wald und ihre Brüder, die neben ihr standen, drehten sich zu ihnen.

Isaak hob seine Hand und legte seinen Zeigefinger an die Lippen. Kein Schmunzeln, kein Witz. Wie jeder hier war er auf das schlimmste vorbereitet und Anastasia war sich sicher, dass sich alle Vorahnungen bewahrheiten würden.

Ihre Hand hing nutzlos an ihrem Körper herunter. Sie wünschte sich, dass Leander diese in seine nahm und sie mit seiner verschränkte. Es war falsch, das wusste Anastasia. Irgendwo hinter diesen Büschen musste sich ihr Gefährte befinden, den sie eigentlich lieben und ehren sollte. Aber alles in ihrem Körper sehnte sich danach Leanders Hand zu nehmen und mit ihm fortzurennen.

Ihre Gedanken kreisten immer noch um den schönsten Moment ihres Lebens. Der Moment, in dem Leanders Lippen auf ihre trafen und ihr alles gaben, was sie sich immer wünschte: Liebe, Geborgenheit und Leidenschaft.

Doch viel zu schnell hatte Alex den traumhaften Augenblick zerstört und dafür gesorgt, dass sie nie erfahren konnte, was Leander ihr hatte sagen wollen. Sie war sich sicher, dass es da etwas gab. Diese wenigen Sekunden, in denen er sich von ihr löste und sie schwerfällig die Augen öffnete. Genau da hatte er etwas Wichtiges erkannt. Doch was war es gewesen?

„Hört ihr das?", flüsterte Alex.

Es war zu spät.

Kaum nahm Anastasia das wild raschelnde Dickicht war, schon fand sie sich auf dem Boden wieder. Über ihr stand ein Mann, der bestimmt doppelt so breit war wie sie und selbst im fahlen Mondlicht konnte sie deutlich seine Augen ausmachen, gelb wie die eines Wolfes.

Ohne richtig zu wissen was sie tat, reagierte sie. Geschickt rollte sie sich zur Seite und trat ihm dabei ein Bein unter dem Körper weg. Das Knie sackte den Wolf weg. Er knurrte laut.

Lauf weg!

Anastasia fegte, blitzschnell wie ein Pfeil, über die Lichtung. Hände griffen nach ihr, sie wich aus. Die Bäume rauschten an ihr vorbei, genau wie die anderen Wesen. Irgendwo konnte sie Isaaks Stimme ausmachen, doch sie wagte es nicht einen Moment stehen zu bleiben. Waffen blitzten auf. Aus dem Augenwinkel erkannte sie Werwölfe, die in ihrer verwandelten Form um die Lichtung streiften. Anastasia ahnte, dass ihre Augen das Geschehende verfolgten und niemanden entkommen ließen. Als sie einen tiefschwarzen Wolf vor sich entdeckte, blieb sie abrupt stehen. Kurz schlitterte sie über den Boden, ehe sie sich mit rudernden Armen fing. Sie starrte dem Wolf, der bestimmt so groß wie sie selbst war, in die goldenen Augen. Er kam ihr bekannt vor. Fast schon bildete sie ein, dass das Zähne fletschen einem höhnischen Lächeln ähnelte. Aber ihr blieb keine Zeit um darüber nachzudenken.

Jemand krachte von der Seite in sie und riss sie zu Boden. Während des Falls drehte er sie unter sich, sodass sie ungebremst mit dem Rücken auf der Erde aufschlug. Der Aufprall presste ihr die Luft aus den Lungen und sie schrie laut auf. Der Mann fixierte ihre Arme über dem Kopf, bevor sie sich wieder fangen konnte.

Nachtgeflüster - Der zersplitterte KontinentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt