Kapitel 18

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Niemand war schnell genug, um Leander aufzuhalten. Kurz blitzte Feuer auf und im nächsten Moment waren Schreie zu hören.

„Du bleibt hier", brüllte Keno, bevor er sie endlich losließ. Sobald er lossprintete, brach ein riesiger Tumult aus.

Anastasia stand in der Mitte des Schlachtfelds. Um sie herum waren erneut Kämpfe losgebrochen. Sie konnte sehen, dass Leander das Feuer beschwor und den Wind gezielt über die Wiese peitschen ließ.

Auch Adrik wirbelte durch die Masse. Dabei schwang er jetzt ein riesiges Schwert, das immer wieder in der Sonne aufblitzte. Anastasia ahnte, dass er es einem der Toten abgenommen hatte. Er ließ es gezielt durch die Luft zischen. Als jemand vor ihm auftauchte und einen seiner Schläge gezielt parierte, drehte Adrik sich kunstvoll. Im nächsten Moment sauste das Schwert nach unten und bevor es den Körper erreichte, wandte Anastasia sich ab.

Sie durfte sich nicht mit dem Bild, das sich ihr bot ablenken. Was jetzt zählte waren ihre Brüder, die sie so schnell wie möglich erreichen musste.

Nach bereits wenigen Sekunden entdeckte sie Isaak, der sich gerade im Kampf mit einem Hybriden befand. Die Beiden drehten sich im Kreis, bereit dem anderen den tödlichen Hieb zu erreichen. Selbst aus der Entfernung konnte Anastasia die verbissenen Mienen sehen. Dem Hybriden klebten bereits die verschwitzten Haare im Gesicht. Er schien erschöpft.

Plötzlich sackte er nach vorne und Anastasia sah erschrocken hinter ihn. Alex stand dort und zog ausdruckslos einen kleinen Dolch aus dem Rücken des jetzt Toten.

Isaak, der ihn kurz beleidigt ansah, deutete in ihre Richtung und endlich setzte sich Anastasia in Bewegung.

Ihre Füße schienen über den Waldboden zu schweben.

Die Sonne stand inzwischen ein Stückchen über dem Horizont und tauchte die Szenerie in ihr schwaches Licht. Anastasia hielt jedoch nicht inne. Sie würde morgen einen neuen Sommermorgen erleben. Sie war sich sicher. Sie musste sich sicher sein.

„Pass auf!"

Anastasias Warnruf kam zu spät. Bevor Alex oder Isaak sich umdrehen konnten, wurden sie zu Boden gerissen. Laute Rufe waren zu hören und für einen kurzen Moment spielte sich alles in Zeitlupe ab.

Ihre Brüder, die nur noch wenige Meter von ihr entfernt waren, wurden auf den Boden gedrückt und so sehr sie sich auch wehrten, waren die Hybriden hinter ihnen unnachgiebig.

Anastasias Herz begann zu rasen und die Panik schnürte ihr die Kehle zu. Sie spürte, dass ihre Hände zitterten.

Sie nahm all ihre Kräfte zusammen. So schnell sie konnte lief sie los. Ihr Blick war stur auf ihre Brüder gerichtet, als wäre sie in einem Tunnel.

Es galt für sie nur die Beiden zu beschützen.

Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor bis sie sie erreichte. Die Hybriden hatten sie schon lange erspäht und einer der Beiden knurrte sie bedrohlich an. Es war eine Warnung, die auf eine sture Wand traf.

„Ich möchte dir nichts tun Mädchen. Also bleib lieber auf Abstand.", warnte er sie. Aber Anastasia hörte nur ein lautes Rauschen in ihren Ohren, das ihr die Sinne vernebelte. Sie machte einen weiteren Schritt auf ihre Brüder zu, die immer noch dabei waren sich zu wehren. Es schien, als würden sie ihre Schwester gar nicht bemerken.

Anastasia lehnte sich nach vorne, machte sich auf einen Angriff bereit. Adrenalin rauschte durch ihre Adern und sie spannte ihre Muskeln an. Auch wenn sie noch nie gut im Kämpfen war, würden ihre Kenntnisse jetzt reichen müssen.

„Wenn du dich mit einem von uns anlegst, dann legst du dich mit uns allen an.", rief sie dem Hybriden als Antwort zu und dessen Miene verfinsterte sich augenblicklich. Anastasia hoffte, dass Kenos Männer seiner Gefährtin nichts antun würden, sonst hätte sie jetzt ein riesiges Problem.

Nachtgeflüster - Der zersplitterte KontinentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt