Kapitel 25

23 1 0
                                    

Ein lautes Rascheln ließ Anastasia aufschrecken und vorsichtig öffnete sie die Augen. Der Wald um sie herum war in ein tiefes Schwarz getaucht. Die einzige Lichtquelle war der Mond, der es schaffte die dichten Baumkronen an einigen Stellen zu durchbrechen.

Anastasia störte das fehlende Licht aber nicht. Dank ihrer Sehkraft, die die der Menschen um einiges überstieg, konnte sie fast so gut wie am Tage sehen. So bemerkte sie auch einen dunklen Schatten, der wenige Meter vor ihr in den Wald huschte. Sie hielt inne. Ihr Körper war angespannt und sie traute sich nicht zu atmen. Sie warf einen Blick über die kleine Lichtung, auf der sie und die anderen sich befanden. Einige Hybriden schliefen wie sie zuvor, an die Bäume gelehnt. Andere hatten es sich auf dem Boden bequem gemacht. Doch keiner von ihnen schien die Unruhe zu bemerken, die Anastasia spürte.

Ihr Blick schweifte weiter zu den Stellen, an denen sie die Wächter vermutete. Henry hatte ihr das System erklärt. Der Grund warum sie nicht mehr angekettet war, sondern sich frei bewegen konnte waren die Wächter.

Das Prinzip ähnelte dem der Militärstädte, die an der Grenze des Landes der jeweiligen Wesen, in regelmäßigen Abständen gebaut wurden war. Nach dieser Technik waren auch die Wächter der Hybriden positioniert wurden.

Als Anastasia an die Militärstädte dachte, zog sich ihr Magen zusammen. Es könnte gut sein, dass Xeron sie auch in dieser Hinsicht belogen hatte und die Militärstädte nicht abgeriegelt waren. Sie sollten immer hin ihr Land vor eindringenden Feinden schützen, auch wenn dies dank der Friedensverträge nur höchst unwahrscheinlich war.

Anastasia schüttelte sich. Es tat gerade nichts zur Sache, ob Isaak mit seinen wilden Theorien Recht hatte.

Sie lauschte. Es waren einige Schritte zu hören, die in weiter Ferne zu erklingen schienen. Sie hätte nach einem unbekannten Geruch suchen können, doch auf Grund der vielen neuen Hybriden, die sie nicht kannte, fiel es ihr schwer sich zu orientieren.

„Fragst du dich wer ich bin?", erklang eine tiefe Stimme hinter ihr.

Mit einem heftigen Ruck wurde Anastasia gegen den Baum hinter ihr gedrückt. Der Stamm presste sich hart in ihren Rücken und gerade als sie um Hilfe rufen wollte, presste der Unbekannte seine Hand auf ihren Mund.

Anastasia begann zu zappeln und versucht sich aus seinem Griff zu befreien, doch der Arm, der ihr unangenehm in den Hals drückte, hielt sie an Ort und Stelle.

Ein raues Lachen ertönte. Es war so leise, dass es niemand wecken würde und doch laut genug, um Anastasia einen kalten Schauer den Rücken hinunter zu jagen. Mit einem Mal starrte sie dem Fremden direkt in die kalten, gelb schimmernden Augen.

Sie erkennte den Hybriden sofort und als er das mitbekam, verzog er die spröden Lippen zu einem angedeuteten Lächeln.

Alistair flüsterte leise und bedrohlich:„ Ich möchte dich etwas fragen und es wäre besser für dich, wenn du mir alles sagst was du weißt."

Er löste seine Hand von ihrem Mund und griff sich an die Hüfte. Im nächsten Moment spürte Anastasia etwas Spitzes an ihrer Brust. Sie brauchte nicht viel Fantasie, um zu erraten, dass es sich um einen hölzernen Pflock handelte.

„Ich möchte gerne wissen, warum ihr es getan habt, wer es getan hat und wie er es getan hat. Antworte lieber schnell. Es gibt Wesen, die sagen, dass ich recht...", er drückte den Pflock gegen ihre Haut und Anastasia konnte einen scharfen Schmerz spüren, „ungeduldig bin."

Tonlos fragte sie:„ Wovon redest du? Ich bin mir keiner Tat bewusst, die dich verärgert haben könnte."

Anastasia bemühte sich ruhig zu bleiben, um Alistair nicht zu verärgern.

Nachtgeflüster - Der zersplitterte KontinentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt