30. Bilder

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Amber

Ich betrete das Haus und als Erstes fällt mir auf, das die Couch ausgetauscht wurde. Sie erstrahlt jetzt in einem herrlichen Schokoladenbraun. Ich muss lachen. ›Darauf kann man wirklich keine Fingerabdrücke mehr erkennen.‹

Liz zieht mich unbeirrt ein Stockwerk höher und wir betreten Adams Schlafzimmer. ›Hier war ich noch nie! Was hat sie bloß vor?‹

Die Mitte des Raumes wird von einem großen Himmelbett dominiert. Liz aber geht zu einem großen Schrank, der in die Wand eingelassen wurde, darin ist viel Platz für Kleidung, er ist aber nur bis zur Hälfte mit Adams Kleidung gefüllt, die andere Seite ist komplett leer. Liz kniet sich hin und holt eine weiße Kiste aus der untersten Ecke des Schrankes hervor. Es wirkt fast so als wäre die Kiste versteckt worden.

Sie geht mit der Kiste zum Bett und deutet mir, mit einer Handbewegung, mich zu ihr zu setzte.

„Ich kümmere mich manchmal noch, um das Reinigen von Adams Anzügen und da ist mir schon vor einigen Jahren diese Kiste ins Auge gesprungen. Ich weiß, das macht man eigentlich nicht, in den privaten Sachen des eigenen Sohnes herum schnüffelt aber … “, sie zuckt mit den Schultern „ … mir ist das egal.“ Und dann grinst sie mich an. „Öffne sie!“, fordert sie mich auf.

Langsam hebe ich den Deckel an und Blicke in mein eigenes Gesicht. ›Ja, es ist mein eigenes Gesicht, das sich auf den sieben Zeichnungen in der Kiste befindet. Mal lache ich, mal spiele ich mit meinen Haaren und auf einer Zeichnung schlafe ich ruhig und friedlich.‹

„Jedes Jahr zum selben Zeitpunkt, kam eine neue Zeichnung dazu. Ich habe Adam nie gefragt, wer die Frau auf den Zeichnungen ist, aber als mir Adam sagte, das er seine Mate gefunden hat und das sie bereits ein sechsjähriges Kind von ihm hat, da habe ich meine Antwort automatisch bekommen. Ich wusste schon, noch bevor du deine Haustür geöffnet hast, wie du aussiehst. Und das Geburtsdatum von Aidan bestätigte meine Vermutung, das Adam an jedem Jahrestag eine neue Zeichnung anfertigt, als ihr euren Spaß zusammen hattet.“ Liz zwinkert mir kurz zu und ich merke wie mein Kopf rot wird. „Ich weiß, ich kann es mir wahrscheinlich gar nicht richtig vorstellen, wie schwer es für dich sein musste, alleine als Mutter ohne Vater für ihr Kind und ich will Adams Schuld keineswegs schmälern. Er hat sich wie ein furchtbares Arschloch aufgeführt und ich kann nachvollziehen, dass du sogar die Stadt verlassen hast, aber glaube mir bitte, mein Sohn hat auch unter der Trennung gelitten.“

„Er hat dir gesagt was passiert ist?“, frage ich nach.

Liz atmet einmal tief aus bevor sie weiter spricht. „An dem Tag als du meinem Sohn den Korb gegeben hast, bin ich Nachmittags noch bei ihm gewesen. Er war völlig aufgelöst und hat mir unter tränen alles gestanden, sogar die fruchtbaren Wörter die er dir an den Kopf geworfen hat.“ Sie blickt traurig zu den Bildern. „Arthur und ich sind wohl auch nicht ganz so unschuldig mit unserer Erziehung daran gewesen. Adam wurde eingetrichtert, dass das Rudel über allem steht. Die Firma, die Menschen hier, die Werwölfe, er soll alles weiterführen. Ich glaube, das Adam sich dadurch, an dem Tag als ihr euch kennengelernt habt, in etwas verrannt hat und er dachte, er müsste dich aufgeben zum Wohle aller anderen.“ Liz seufzt noch Mal auf und blickt mir dann tief in die Augen. „Ich glaube nicht, das diese Gefühle nur durch die Mate-Verbindung existieren. Vielleicht ist der Mate-Bund nur ein Schubs in die richtige Richtung aber was wir daraus machen, das bleibt immer noch uns überlassen.“

Ich sehe mir die Bilder in meiner Hand noch einmal genauer an. ›Sie sind wunderschön und detailreich gezeichnet. Er hat sogar meine Lachfalten gut getroffen und die dunklen Pigmentflecken an meinem Hals stimmen auch überein. Meine Augen strahlen auf den Zeichnungen und meine Haut sieht weich wie Seide aus. Ich kann förmlich die Liebe greifen, mit der diese Bilder angefertigt wurden. Adam hatte mich gar nicht vergessen. Ich war nicht nur eine kurze Bettgeschichte für ihn, so wie ich es all die Jahre dachte. Er hatte mich schon geliebt als er noch gar nicht wusste, das ich seine Mate bin. Diese Bilder sind für mich der Beweis dafür.‹

Meine Mate, ihr Welpe & ich ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt