7. Geburtstag

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Adam

„Alles Gute zum Geburtstag, Welpchen!“

„Herzlichen Glückwunsch, mein Sohn!“

„Glückwunsch mein liebstes Brüderchen! Jetzt gehörst du auch zum alten Eisen.“

Heute ist mein Geburtstag und alle stürmen auf mich ein als ob das ein freudiger Anlass wäre, wieder ein Jahr ohne Partnerin verbracht zu haben. Mit versteinerter Miene nehme ich die Glückwünsche meiner Familie und den anwesenden Rudelmitgliedern entgegen.

Ich hatte mich schon ganz in der früh ans Telefon gehängt und Mike Hill angerufen. Er gehört zum befreundeten Alaska Rudel in Juneau und arbeitet zum Glück in der dortigen Stadtverwaltung. Unter Werwölfen wird sich oft geholfen. Die Zeiten wo man sich bekriegt und sein Territorium abstecken muss, sind schon lange vorbei. Man weiß, wo die jeweiligen Rudel ihre Gebiete haben und lässt diese in Ruhe. Es wird sich höchstens nur noch auf Geschäftsebene bekämpft oder es werden Bündnisse geschmiedet. Es wurde erkannt, dass das ständige morden nur unsere eigene Rasse dezimiert, deshalb leben wir vorwiegend in Frieden miteinander und dies bereits seit fast 80 Jahren. Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Einige kleinere Rudel, die sich den neuen Regeln nicht anpassen wollen. Aber diese werden auf lange Sicht gesehen, nicht überleben können.

Mike hatte im Einwohnermelderegister von Alaska nach einer Amber Williams gesucht und davon gab es nur zwei Stück. Die eine ist 75 Jahre alt und konnte somit ausgeschlossen werden. Die andere lebte tatsächlich 7 Jahre lang in Juneau im Haus einer gewissen Gail Turner. Vermutlich ist das ihre Tante, mütterlicher Seite. Offiziell, lebte dort noch ein kleiner Junge, Namens Aidan Williams, der sechs Jahre alt ist. Das würde alles gut zusammen passen. Zu meinem Pech ist Ambers Tante vor drei Monaten gestorben und Amber erbte das Haus ihrer Tante, was Mike im Haus- und Grundstücksregister nachvollziehen konnte. Dieses Haus hat sie allerdings bereits verkauft und ist mit ihrem Sohn vor circa vier Wochen umgezogen. Wohin konnte Mike nicht mehr nachvollziehen, da nur eine Abmeldung aus dem Register vorliegt und es muss nicht zwingend angegeben werden in welcher Stadt man sich neu anmeldet.

›Mist, kann ich denn wirklich so ein Pech haben.‹

Durch diese Information ist meine Stimmung auf dem absoluten Tiefpunkt gesunken. Da hilft auch kein leckerer Apfelkuchen, den mir meine Mutter immer traditionell zum Geburtstag backt.

„Hey, du machst ein Gesicht, wie sieben Tage Regenwetter. Es ist dein Geburtstag, jetzt entspann dich mal!“, meint Logan zu mir und klopfte mir einmal brüderlich auf die Schulter.

„Du hast leicht reden. Du hast ja deine Mate gefunden und weißt nicht wie frustrierend es ist, seine Mate über Jahre hinweg zu suchen“, gab ich mürrisch zurück.

Logan hatte seine Mate sogar schon ein halbes Jahr nach seinem 21. Geburtstag gefunden.

Dieser Glückspilz.

Louisa ist eine große, schlanke, blonde Frau mit blauen Augen und einem Engelsgesicht. Damals arbeitete sie in einem kleinen Starbucks in Jacksonville in Florida wo Logan und ich den Sommerurlaub verbrachten. Eigentlich waren wir dort, um etwas Spaß zu haben, bevor der Ernst des Lebens in der Firma meines Vaters beginnen sollte aber gleich am ersten Urlaubstag roch Logan seine Mate und es zog ihn wie magisch in diesen Starbucks. Das Ende vom Lied war, das wir zu Zweit in den Urlaub gingen und nach sechs Wochen zu Dritt wieder nach Livingston zurückkehrten. Seit dem sind die zwei ein Herz und eine Seele. Vor fünf Jahren haben die beiden offiziell geheiratet und neun Monate später erblickte schon ihr kleiner Luke das Licht der Welt. Jetzt ist Louisa wieder schwanger und diesmal mit einem Mädchen.

Also die perfekte Familie.

Ich gönne meinem besten Freund sein Glück aber ich bin auch gleichzeitig sehr neidisch darauf und Frage mich, was ich angestellt habe, das ich eben nicht meine Partnerin finden und eine Familie gründen darf.

Es ist frustrierend.

Auch die restlichen Feierlichkeiten lasse ich so über mich ergehen. Meine Familie weiß, dass ich meinen Geburtstag nicht mehr groß feiern will. Es gibt Kaffee, Kuchen und die üblichen Geschenke, die niemand braucht und von denen man eh schon genug zu Hause herumstehen hat.

Später am Abend bespreche ich noch mit meinem Vater die nächsten Geschäftstermine und berichte ihm von meiner letzten Geschäftsreise. Auch für meinen Vater ist das Ganze nicht leicht und er sorgt sich um die Zukunft des Rudels, wenn ich meine Mate nicht finde, dann gibt es offiziell auch keinen Plan B. Aber inoffiziell habe ich ja bereits meinen eigenen Plan B geschmiedet. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wohin Amber gezogen ist und das werde ich auch, auch wenn das bedeutet, dass ich jedes Einwohnermelderegister der ganzen USA auf den Kopf stellen muss.

Nachdem alle Gäste gegangen sind und ich mich von meinen Eltern und meiner kleinen Schwester verabschiedet habe mache ich mich wieder zu Fuß zurück in mein eigenes Haus. Es sind ja nur ein paar hundert Meter und es liegt auch nur ein kleines Waldstück zwischen unseren beiden Häusern.

Immer noch in Gedanken verloren, wie ich jetzt weiter vorgehen will, um Amber zu finden, steigt mir plötzlich ein unwiderstehlicher Duft in die Nase. Ein Duftgemisch aus Vanille Frucht und Zedernholz. Irgendwie kommt mir dieser Duft auch von irgendwoher bekannt vor aber ich habe ihn noch nie so intensiv wahrgenommen. Ich schaue mich um, um zu erfassen, woher dieser Geruch herkommen könnte, doch auf einmal steigt in meinem inneren Kern auch diese wollige Wärme hoch und plötzlich weiß ich woher dieser Duft kommt.

„MATE“, flüstere ich zu mir selbst.

Panik steigt in mir hoch, denn ich darf diesen Geruch nicht mehr verlieren, sonst bin ›ICH‹ verloren.

Ich fange an zu laufen und im Laufen reiße ich mir meine Klamotten vom Leib. Ein Teil nach dem anderen landet achtlos auf dem Waldboden. Dann fange ich an zu rennen und während des Rennens verwandelt sich mein Körper in den eines großen schwarzen Wolfes.

Meine Pfoten spüren den erdigen, kalten Waldboden unter sich. Meine Sinne sind geschärft, vor allem mein Geruchssinn, den ich jetzt so dringend benötige. Der Duft wird auch immer intensiver, je näher ich der Quelle komme.

Ich renne immer weiter und weiter durch den Wald. Immer weiter und immer schneller. Ich habe bereits einige Meilen hinter mir und folge weiter dem Geruch. In meiner Welt gibt es gerade nichts mehr außer diesen Duft und ich achte auch nicht mehr richtig auf meine Umgebung. So bemerke ich auch nicht, das ich auf einmal auf die East River Road renne, die sich eng am Waldrand entlang schlängelt.

Plötzlich sehe ich nur noch hellen Scheinwerfer eines dunklen Pick Up's auf mich zu rasen und dann spüre ich auch schon den harten Aufprall, der mich an die Seite schleudert.

Mir wird Schwarz vor Augen!

-----[1.092 Wörter, Update 28.05.21]-----

Bella

Tja, ihr wolltet es so …

Wird Adam sterben? Und als Werwolfgeist wiederkehren?

Oder ist die Geschichte etwas einfach schon zu Ende? (Ihr wollt ja kein ›Happy End‹)

Wer wird wohl am Steuer des Pick Up sein?

Spoiler: Nächstes Kapitel ist aus Ambers Sicht!

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Meine Mate, ihr Welpe & ich ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt