Kapitel 47: Womit hab ich das verdient?

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Meine Geschichtslehrerin hat bei meiner Mutter angerufen und ihr erzählt, dass ich sie angeblich auf das Unterste beleidigt und respektlos behandelt hätte ... Ich! ... Ich habe gar nichts gesagt ... Außerdem hat ihr wohl wer meine Schulsachen gebracht.

Wir sitzen gerade gemeinsam hier am Küchentisch und starren uns an. "Warum tust du so etwas schreckliches? Beamtenbeleidigung und Anwesenheitspflicht missachten? Du hast Glück, dass sie dich nicht anzeigt, Luke! Ich dachte, wir hätten darüber geredet!"
Zum vermehrten mal rolle ich mit den Augen und habe dabei den Kopf auf meine Hände gestützt. "Ich war das nicht, Mum, die verwechselt mich! Aber ja, ich bin einfach zu einem Freund gegangen, weil es mir nicht gut ging und die einen ja nie abmelden lassen...!", murmle ich gereitzt und müde zun gefühlten zehnten mal.
"Okay...", scheint sie es dann wohl aufzugeben, nachdem wir schon länger diskutiert haben. Ich will in mein Bett und mir nicht weiter ihr Gelaber anhören. Lust habe ich gerade wirklich wenig auf sie ...
"Dein Freund hat hier übrigens angerufen", beginnt sie dann und ich werde hellhörig. "Hiro?"

"Ja genau, der liebe Junge, der sich immer Sorgen um dich macht ... Genau wie heute. Ich hab gesagt, dass ich nicht weiß, wo du bist. Er meinte dann, du solltest ihn zurückrufen oder oder ihm schreiben."
Ich nicke nur müde und stehe auf. Kaum einen Tag habe ich Ruhw voe Hiro. Aber irgendwie auch süß, dass ich ihm so wichtig bin. "Wie hat er das mit deinem Ausrutscher eigentlich aufgenommen?"
"Habs ihm noch nicht sagen können..."

In meinem Zimmer, auf meinem Bett liegend, bekomme ich unbegründet Herzrasen ... Ein Gefühl von Panik steigt in mir auf, aber dann fällt mir ein, warum es so sein könnte...

Angst vor der Zukunft.

Ich muss Hiro noch immer sagen, dass ich mit Nick geschlafen habe ... Langsam spiele ich mit den Gedanken, ihn einfach anzulügen. Es ist ja nur zu seinem Besten! Am Ende bekomme ich die Nachricht, dass er sich erschossen oder erhängt hat, oder er stattet Nick einen Besuch ab und vernichtet ihn aus unserem Leben. Nachdem, was vor Hiros Haua abgelaufen ist, würde ich ihm eine solche Gewalttat durchaus zutrauen ... Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll ...

Mit diesen Gedanken bin ich wohl eingeschlafen. Mit vor Tränen verkrusteten Augen wache ich auf und kann wohl nicht all zu gut geträumt haben. Na super! Mit wenig Hungergefühl schiebe ich mir Brot in den Mund und entscheide mich dafür, bei dem sonnigen Wetter in den Swanpark zu gehen ... Zu meiner Mum sage ich einfach, dass es mir nicht gut gehen würde ... was auch mehr oder weniger die Wahrheit war.

So wartete ich, bis sie zur Arbeit fuhr und ging los zum Park. Und jetzt sitze ich hier auf unserer Bank und schaue den letzten Schwänen beim Schwimmen zu. Die haben keine Probleme, die sind immer glücklich. Gerne wäre ich auch nur ein Tier ... Denen ist das Aussehen und die sexuelle Neigung egal.

Durch das Vibrieren meines Handys werde ich wieder einmal aus meinen Gedanken gerissen. Dieses Ding nervt mich langsam ... Vielleicht soll ich es mal auf lautlos stellen ... und es für immer so lassen.

Mal wieder lese ich Hiros Namen beim Anrufer. Ich seufze ... Am Ende ruft er wieder meine Mutter an. Also gehe ich ran. "Ja, hi?" Hiros Stimme klingt glücklich, als sie mir entgegen rauscht. Wo ich sei, wie es mir geht, warum ich erst jetzt ran gehe ...
Im Swanpark, ganz okay, weiß ich nicht.
Kreativ, oder? "Darf ich vorbeikommen?"
"Mach halt." Es ist mir gerade egal, ob er da ist oder nicht. Wenn er stört, kann ich ja sagen, dass er gehen soll oder so ... obwohl Hiro eigentlich eh so ruhig ist.

Nachdem wir aufgelegt haben, lehne ich mich zurück und lasse die Sonne durch den Schatten der Blätter auf mein Gesicht fallen. Dieser Ort ist so ruhig, wenn Drake nicht da ist. Niemand da, der alte Menschen anspuckt oder Mülltonnen über die Straßen tritt ... Die Sonne ist angenehm warm und langsam beginne ich, mich wieder in meiner Haut wohl zu fühlen. Mit geschlossenen Augen konzentriere ich mich auf die Geräusche um mich herum ... Auf das Zischen der Brise, die mein Gesicht kühlt und sich unter mein Shirt zwingt, das Lachen der Schwäne und das Prasseln des Springbrunnens ... Menschen um mich herum sprechen miteinander, eine Frau ruft ihr Kind ...
Der Geruch von Dönerfleisch steigt mir in die Nase und ich muss feststellen, dass es hier wirklich schön sein kann. Hätte ich Geld dabei, würde ich mir wohl etwas zu essen kaufen ... Schade.

Wie als hätte Gott meinen inneren Wunsch erhört, ist der Geruch plötzlich so intensiv und eine Wärme strahlt auf meinem Gesicht, obwohl die Sonne etwas dunkler wird ... So scheint es mir, doch als ich die Augen aufschlage, steht da tatsächlich Drake und hält mir einen Döner vor die Nase. Selbst hält er auch einen in der Hand und lächelt sanft. Ich muss sagen, mit dem sanften Licht der Sonne hinter ihm und das vor leichten Wind wehende, braune Haar sieht er gerade echt gut aus ...

Ich muss sofort grinssn und nehme dankend den Döner entgegen, während ich mich richtig aufsetze und mich umsehe. Drake ist alleine hier. "Womit hab ich das verdient?" Mit einem Kichern setzt er sich neben mich und antwortet mir erst, nachdem er einen großen Bissen genommen hat. Die Soße hängt ihm im Gesicht, als er mich aus den Augenwinkeln ansieht. "Du bist so ein einsamer Penner, da hab ich Mitleid bekommen."

So essen wir gemeinsam und lachen. Kaum sind wir fertig, kann ich Hiro den Weg schon entlang gehen sehen. Fuck! Den habe ich ja jetzt total vergessen! Hiro und Drake? Eine verdammt üble Mischung, die streiten sich auch so manchmal schon! Gut, dass wenigstens Nick nicht hier ist ... Ich würde Drake jetzt gerne wegschicken, aber Hiro hat uns sowieso schon gesehen... Na geil. Aber hoffentlich mache ich mir nur unnötig Sorgen ...

Love Drugs and Boys (boyxboy yaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt