Love Drugs and Boys (boyxboy yaoi)

Kapitel 51: Erdbeerlutscher

In 2 Tagen ist wieder Schule - schöne Scheiße! Aber noch habe ich Zeit ein paar Abenteuer zu erleben. Klingt im Bezug auf Nick und Drake falsch, ist aber so. Den heutigen Tag verbrachte und verbringe ich mit Hiro. Es soll eine Art Date sein. Momentan frage ich mich nämlich, wie ich monatelang mit einem Jungen zusammen sein kann, obwohl ich über den so gut wie gar nichts weiß? Also habe ich Hiro noch am selben Abend zum Date geladen und ganz kitschig gehen wir gemeinsam in einem Restaurant essen. Was besseres ist mir eben nicht eingefallen und ich denke, dass das sowieso genau Hiros Ding ist. Und morgen würde ich dann wieder heimlich den Tag mit Drake und Nick verbringen, dabei Nick genauso ausquetschen wie Hiro, einfach um ihn kennenzulernen und mit dem Problem, dass ich mit ihm habe, abschließen zu können. Dann wäre der Ausrutscher mit ihm bestimmt nicht mehr so schlimm und ich könnte mich gewissenlos auf Hiro einlassen, perfekter Plan, finde ich.

So kommt es also, dass ich hier in einem Lokal mit meinem Freund sitze und mir ein Schnitzel in den Mund schiebe. Es ist abends, am Tag war ich mit ihm in der Stadt und komischerweise hat er mehr gelacht als sonst ... Vielleicht wegen dem Date. Einmal ist Hiro fast angefahren worden, weil so ein Depp über Rot ist, wir haben Straßenkätzchen gekrault und uns in stillen Ecken den ein oder anderen Kuss gegeben. Es ist ein teures Restaurant, Hiros Eltern bezahlen, obwohl ich ihn eingeladen habe ... Das erinnert mich ein bisschen an Drake, wie er mich oft einlädt und ich am Ende mein Geld springen lassen muss.

Die Tische sind mit weißen Decken besetzt, der Boden ein roter Teppich, schöne helle Lampen an der Wand und ein großes Fenster, vor dem wir uns gegenüber sitzen.
Ich bin bereits mitten in meiner Fragerunde und Hiro antwortet immer brav. Er hat das selbe genommen wie ich, hätte mich auch gewundert, wenn es etwas anderes gewesen wäre.

Ich habe Hiro gebeten ganz ehrlich zu sein ... dass seine Antworten etwas stalkerhaft sind, daran muss ich mich wohl gewöhnen. Er sehnt sich eben nach Liebe und Zuneigung und ich bin sein Freund, an mir hängt er.
"Lieblingsessen?"
"Erdbeeren."
"Und warum?" - "Wegen dem Erdbeerlutscher auf deinem Nachttisch."
"Was isst du sonst gerne?"
"Pizza!"
Ein bisschen komisch und Außenstehende denken sicher, Hiro hat einen an der Klatsche ... was auch so ist ... aber er ist auch liebenswert. "Hörst du gerne Rap?" - "Nein!" Was erwarte ich auch von einem Spongebob-Gucker!? "Ich hör unter anderen gern Dubstep, aber meine Mutter sagt, das hören nur Drogenabhängige."

Viele Standardfragen, die ich aber trotzdem wichtig finde. Nach Hiros Lüge erwarte ich Ehrlichkeit von ihm, auch wenn ich jetzt der mit dem Geheimnis bin.

"Wann hast du Geburtstag?" - "Winter!"
"Dein Lieblingsgenre?" - "Horror!"
"Liest du gerne?" - "Nein, nur 'Doch...Liebe?'"
"Stehst du auf blond oder braun?" - "Mir egal."

Nach dem Essen stelle ich dann aber eine wohl für Hiro unangenehme Frage: "Was hatte das eigentlich mit deinem 'Das ist  nicht so leicht für dich, du bist ...'-Kram auf sich?"
Seine erhellte Miene verfinstert sich sofort. Mir liegen seit heute morgen schon verschiedenste Vermutungen im Bauch, doch ich will es wissen. Hiro ist schließlich ein Heimkind und aus einer Psychatrie ...
"Bitte sags mir", bitte ich, als er mich nur finster anstarrt.

"Kannst du dir das nicht denken, Luke?", spricht er, als er erst einmal tief ein und aus geatmet hat. "Und das ist kein Ich-bin-arm-und-brauche-Lukes-Mitleid-Scheiß. Du kannst meine Mutter fragen."
Ich nicke und muss es trotzdem auf den Punkt bringen. Ich beuge mich zu Hiro über den Tisch, als er die Scheine auf die Karte legt. "Bist du vergewaltigt worden?"
Wortlos starrt er mich an. Es fühlt sich fast so an, als würde gerade jemand mit einem Messer in der Hand hinter mir stehen und ausholen - und ich würde es gerade noch so im Spiegel vor mir sehen.
Plötzlich verzweifelt suche ich Emotionen in Hiros Blick. Wut, Trauer, irgendwas! Doch nichts.

Ich sehe die Leere in dem Meer aus Schwarz in diesen Augen.

Ein Messer in meinem Herzen.

Noch immer ohne Emotion steht Hiro auf und wäre keine Wand mit Heizung hinter ihm, wäre sein Stuhl krachend zu Boden geknallt, doch er wird gefangen. Er dreht mir den Rücken zu und ohne mich nur ein einziges mal noch anzusehen lässt er das Glöckchen am Ausgang schellen, indem er die Tür öffnet und einfach geht.
Einfach geht, obwohl ich "Tut mir Leid, warte!" rufe ...

"Luke? Ist alles okay?", reißt mich eine Stimme aus den Gedanken und neben mir steht ein bekanntes Gesicht in Kellneruniform.