Kapitel 7

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Unruhig drehte ich mich in meinem Bett um. Ich befand mich in einem seltsamen Zustand aus schlafen und wach sein. Kaum hatte ich die Augen geschlossen schreckte ich auch sofort wieder hoch. Was war nur wieder mit mir los?

Müde rieb ich mir über die Augen. Erschöpfung zog sich durch meinen Geist und die Worte meines Vaters wiederholten sich in Dauerschleife. Was nicht gerade hilfreich war. Aber seine Reaktion hatte mich stutzig gemacht. Noch nie hatte er so heftig auf dieses Thema reagiert. An Frieden mit den Rebellen schien er auch nicht zu denken, was mich ein wenig traurig stimmte. Wenn ich an all die Menschen dachte, die bereits wegen dieses Kampfes gestorben waren, sowohl auf Seiten der Rebellen als auch auf Seiten der Königssoldaten, erfüllten mich Trauer und Zorn. Vater hätte schon lange etwas anderes gegen diesen Kampf unternehmen können, etwas anderes als mit Gewalt gegen die Rebellen vorzugehen. Doch er hatte nichts getan. Wieso nur?

Verdrießlich seufzte ich auf. Vater einfach danach zu fragen ging auch nicht, er würde sicher auch nicht antworten. Aber er war der einzige der die Antworten kannte. Es sei denn...

Es sei denn ich durchsuchte sein Arbeitszimmer. Aber sollte ich das wirklich wagen? Sollte ich tatsächlich einen solchen Vertraunsbruch begehen für Antworten, für die ich vielleicht nicht mal bereit war sie zu hören oder zu lesen? Für Antworten die ich eigentlich gar nicht wissen wollte? Denn eines war sicher: Vater tat nichts ohne Grund und wenn er mir in dem Punkt nichts weiter sagen wollte, hatte das sicher auch einen Grund. Durch das vorenthalten dieses Grundes versuchte er mich wahrscheinlich nur zu beschützen. Doch warum quälte mich das so?

Mein Blick fiel durch das Fenster nach draußen in den Hinmel, wo bereits ein erstes schwaches Leuchten die Dunkelheit vertrieb. Sonnenaufgang. Schwer seufzte ich. Durch meine sich im Kreis drehenden Gedanken, hatte ich  nicht fiel schlaf bekommen und fühlte mich jetzt dementsprechend auch erschöpft. Doch an Schlaf war auch jetzt nicht zu denken, dafür war ich noch immer viel zu aufgekratzt. Langsam drückte ich mich von der Matratze hoch. Ohne einen ersichtlichen Grund stand ich auf, lief aus meinem Zimmer und direkt in meinen kleinen Garten. Dort setzte ich mich wie in Trance auf die Bank im hinteren Teil und starrte Verträumt auf die im immer stärker werdenden Sonnenlicht deutlich erstrahlendere Farbenpracht um mich herum. Mit den Armen umklammert ich meine Knie und atmete tief den süßen Duft der verschiedenen Blüten ein.

So döste ich einige Zeit lang vor mich hin, vollkommen in der Schönheit des Moments vertieft, als plötzlich eine Stimme hinter mir ertönte:" Unglaublich schön habt ihr es hier Prinzessin!"

Erschrocken blickte ich mich um und entdeckte Sir Cessair Soylan links neben mir. Erleichtert atmete ich auf.

"Dürfte ich so frei sein und euch Gesellschaft leisten Milady?" fragte er und verbeugte sich höflich. Mit einem Lächeln nickte ich ihm zu und bedeutete ihm sich neben mich zu setzten. Dankbar lächelte er zurück und folgte meiner stummen Bitte.

"Dieser Garten ist herrlich. Ihr könnt wirklich sehr stolz auf euren Gärtner sein." sprach er weiter.

Ein sanftes Kichern entkam meiner Kehle und ich antwortete, :"Habt vielen Dank Sir Soylan. Eure Worte bedeuten mir sehr viel, denn ich habe diesen Garten selbst angelegt. Ihr seid die erste Person die ihn außer mir je gesehen hat."

Erstaunt sah er mich an. "Welch eine Ehre! Ich danke euch! Wenn ich fragen dürfte: Was hat euch denn zu diesem Wunder der Natur inspiriert?"

Über seine Frage musste ich erstmal einen Moment nachdenken, denn so wirklich Gedanken hatte ich mir darüber noch nie gemacht. "Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Ich hatte auf einmal vor einigen Jahren den Impuls, dass ich unbedingt meinen eigenen kleinen Rückzugsort gestalten wollte. Also fragte ich meinen Vater danach und nach und nach ist dieses kleine Fleckchen Paradies hier entstanden. "

Grey Soldiers ~ ManipulationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt