"Gabriella was machst du denn hier?" fragte mich eine verwunderte Juminiko. Die beiden hatten ihre Schwerter sinken lassen und ihre Aufmerksamkeit lag ganz bei mir.
"Was ich hier mache?! Was macht ihr hier?" mit vor der Brust verschränkten Armen stand ich abwartend vor ihnen.
Maranus hielt sich im Hintergrund, weshalb erneut Juminiko antwortete:
"Reg dich ab. Ich musste doch testen wie gut der persönliche Gehilfe des Klingenmeisters von Toron wirklich ist. Das war rein zur Übung." Belustigung schwang in ihrer Stimme mit.Noch immer musterte ich die beiden kritisch. So wie ich Juminiko kannte, war das durchaus möglich. Sie liebte es einfach andere andauernd herauszufordern. Maranus konnte ich noch nicht so gut einschätzen, doch er sah aus wie jemand der sich gerne herausfordern ließ. Nur um zu beweisen, dass er es konnte.
Seufzend nickte ich und gab mich somit mit ihrer Erklärung zufrieden. Eigentlich wollte ich nun wieder rein, um endlich schlafen zu gehen, doch Maranus Worte hielten mich zurück.
"Hast du die Bücher gefunden die du gesucht hast?" ich drehte mich ihm zu und er sah mich fragend an.
"Welche Bü..." gerade so konnte ich mich noch Bremsen. Erst hatte ich nicht verstanden was er meinte und hätte mich somit fast verraten. Doch ein kurzer Blick in sein Gesicht zeigte mir, dass ich mich tatsächlich verraten hatte. Ein wissendes Lächeln stahl sich auf Maranus Gesicht und ich konnte die Neugierde in seinen Augen aufblitzen sehen. Verdammt!
Um von der Situation abzulenken und nicht auch noch Juminikos Interesse zu wecken wandte ich mich wieder ihr zu:
"Und wie ist er so, oh große Kriegerin? Und warum testest du ihn mitten in der Nacht?""Ich habe ihn aus dem Hinterhalt angegriffen um zu sehen wie er reagieren würde. Das sagt nämlich viel über einen Kämpfer aus. Außerdem ist es ein ganz anderes Gefühl jemanden nachts zu überrumpeln und anzugreifen." Sie sprach mit einem gewissen Grad an Hingabe.
" Und wenn du wissen willst wie er ist, wirst du dir wohl selbst ein Bild davon machen müssen. " redete sie weiter und hielt mir erwartungsvoll den Knauf ihres Schwertes entgegen. Verstohlen zwinkerte sie mir zu.
"Komm schon, das wird lustig."Unsicher was ich davon halten sollte nahm ich das Schwert entgegen. Damit hatte ich heute Nacht schon gar nicht gerechnet. Außerdem war ich bei weitem nicht so eine gute Kämpferin wie Juminiko. Trotz meines Unterrichts bei Klingenmeister Bellwood. Von Waffengewalt hatte ich noch nie sonderlich viel gehalten, weshalb ich auch nie mehr übte als Meister Bellwood verlangte.
Das Schwert lag gut ausbalanciert in meiner Hand und war überraschend leicht. Der Griff war mit weichem Leder umwickelt, wodurch ich einen guten Halt hatte. Die Klinge war lang und über die ganze Länge hinweg waren Worte in der alten Sprache des Nordens eingraviert.
~Heg'dar'se cremicode san'farweq xynon~
Durch den umfassenden Unterricht in den verschiedensten Sprachen setzte sich die Übersetzung in meinem Kopf ohne großes Zutun zusammen.
~Siegreich ist nur wer auch wagt zu kämpfen. ~Ein schöner Spruch der gut zu Juminiko passte.
Mit einem flauen Gefühl im Magen stellte ich mich nun in Ausgangsstellung vor Maranus auf. Er tat es mir gleich und nach einer kurzen förmlichen Begrüßung durch das zusammenführen der Klingen, begann er auch sogleich mit seinem Angriff. Mein Arm zitterte unter der Wucht seines ersten Schlages.Meine Füße bewegten sich in den erlernten Schrittfolgen und ich parierte mehr als das ich angriff. Auf jeden Schlag von mir schien er bereits vorbereitet zu sein, was mich ein wenig frustrierte. Unser Duell zog sich durch die ziemlich einseitige Attackierung immer weiter in die Länge und bald schon zog Erschöpfung durch meine Glieder. Ich hatte doch eigentlich nur ins Bett gewollt. Warum stand ich nun also hier und kämpfte?
Meine Bewegungen wurden immer fehlerhafter und mehr als ein Mal hätten mir seine Schläge das Schwert beinah aus den Händen gerissen. Nur noch mit Mühe wich ich seinen Hieben aus. Warum hatte ich das Angebot auch angenommen?
Dann geschah es schließlich, mit einem gekonnten Schlag, welcher ihn scheinbar noch nicht mal ins Schwitzen brachte, entriss er meinen Händen die Waffe. Mit einem Klirren landete sie auf dem Boden. Durch den Schwung landete ich unsanft auf meinem Hinter im Gras. Schwer atmend blieb ich dort auch erstmal sitzen. Meine Muskeln brannten und Schweiß lief mir über die Stirn. So hatte ich mir die Nacht eigentlich nicht vorgestellt.
"Nicht schlecht Prinzessin." kommentierte Maranus und ging vor mir in die Hocke. Ein verschmitztes Lächeln lag auf seinen Zügen.
Das einzige was ich für ihn im Moment als Antwort hatte, war ein missbilligendes Schnauben. Zu mehr war ich gerade nicht fähig, da ich immer noch nach Luft rang.
Maranus griff nach meinen Händen, welche er sanft mit den seinen umschlossen und zog mich mit sich hoch.
"Du bist wirklich viel besser als ich." brachte ich nach einem tiefen Atemzug hervor. Dabei war es nicht sonderlich schwer besser im Kämpfen zu sein als ich.
"Hab dank. Deine Freundin da drüben ist nämlich nicht sonderlich erfreut über meine Kampfkünste." mit der Hand machte er eine Geste in Richtung Juminiko, welche ich sofort fragend ansah.
"Was denn?! Ja er ist gut, doch das heißt nicht, dass er besser ist als ich." entgegnete sie mir motzig.
Zielstrebig hob ich das Schwert wieder auf und reichte es Juminiko, welche es gleich wieder an sich nahm. Sie hütete es normalerweise wie einen Schatz, weshalb es mich im Nachhinein auch wunderte, dass sie es mir ausgeliehen hatte. Normalerweise durfte niemand es auch nur anschauen.
"Danke für diese gelungene Darbietung deiner Begabung. Es war... umwerfend. Im wahrsten Sinne des Wortes. Doch ich bin total müde und kann einfach nicht mehr. Entschuldigt mich bitte."
Müdigkeit machte sich in mir immer weiter breit und ich befürchtete schon vor Erschöpfung hier auf dem Rasen umzukippen. Was Juminiko und Maranus dann wohl tun würden?Juminiko würde Maranus wahrscheinlich dazu zwingen mich in mein Zimmer zurück zu tragen. Wobei, so wie Maranus auf mich wirkte, würde er das wahrscheinlich ganz nach der Art eines jungen Kavalliers freiwillig machen. Die Frage war nur ob ich das auch wollen würde.
Meine Schritte trugen mich zur Tür, doch Maranus war bereits schneller als ich gewesen und hielt die Tür für mich offen. Ganz nach der Art eines Kavalliers.
Ein müdes, dankbares Lächeln huschte flüchtig über mein Gesicht und ich nuschelte meinen Dank.Mit dem selben verschmitzten Blick sah er mir nach und schloss dann die Tür.
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Grey Soldiers ~ Manipulation
FantasyVor vielen Jahren nahm der König von Toron die schwangere Anführerin einer Rebellengruppe gefangen. Sie gebar im Kerker des Schlosses eine Tochter und starb bei der Geburt. Der König konnte es jedoch nicht übers Herz bringen die Kleine töten zu lass...