Summend lief ich durch die Gänge des Palastes, als plötzlich eine mir vertraute Stimme begann meine Melodie mit zu summen. Überrascht drehte ich mich um und entdeckte Maranus knapp hinter mir. Verwunderung durchzog mich, denn das Lied welches ich gesummt hatte kannten nicht viele Leute. Eine meiner Hofdamen hatte es mir als kleines Kind immer vorgesungen und irgendwie hatte es sich bei mir festgesetzt. Jedes Mal wenn ich dachte, dass ich ungestört war, summte oder sang ich es um mich zu beschäftigen.
"Woher kennst du denn das Lied der wehenden Seelen?" fragte ich ihn.
"Ich komme aus dem Süden, dort hört man dieses Lied öfter als hier. Deshalb hat es mich ehrlich gesagt gewundert als ich euch summen hörte." Belustigung funkelte in seinen Augen und Interesse stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Ich kannte mich im Süden nicht so gut aus, daher vertraute ich einfach darauf, dass er die Wahrheit sagte. Da ich mich weiter mit ihm unterhalten wollte und seine Anwesenheit als angenehm empfand, Spann ich unser Gespräch weiter.
"Wo genau kommst du denn her?" wollte ich wissen.
"Aus Riseq. Vielleicht kennst du es ja? Es liegt direkt an den Blutstränden. Ich war bisher fast jeden Sommer dort. Die Aussicht ist einfach unbezahlbar und die Magnolienbäume rings um die Stadt blühen in den wunderschönsten Farben. Die Luft ist erfüllt von ihrem Duft und die Leute in der Stadt sind unglaublich nett. Jeder ist dort willkommen und jedem wird geholfen, sollte er oder sie Hilfe brauchen. " In seinen Augen lag ein besonderes Funkeln als er von seiner Heimat sprach. Seine Stimme war gefärbt von Hingabe.
"Ich kenne es leider nicht, doch so wie du es beschreibst muss es wirklich traumhaft dort sein. Ich werde meinen Vater mal fragen, ob wir dort hin reisen können." Ich hatte mich von seiner Begeisterung anstecken lassen und Abenteuerlust stieg in mir auf. Am liebsten würde ich schon jetzt dort hin reisen.
"Und selbst wenn dein Vater selbst nicht mitkommen kann, könnte ich dich mitnehmen. Dann würdest du einfach inkognito reisen. Dann hättest du auch nicht den ganzen königlichen Trubel um dich herum und könntest die Stadt mit den Augen einer einfachen Reisenden sehen." schlug er vor.
Mit wurde ein klein wenig flau im Magen. Ich war noch nie ohne meinen Vater verreist und mich unerkannt unter die Menschen zu mischen hatte ich noch nie versucht. Zudem kannte ich Maranus erst seit gestern und trotz seiner netten Taten konnte er sich noch als das komplette Gegenteil entpuppen.
Er schien mir meine Bedenken anzusehen, denn er sprach zu mir:"Hey, wenn du nicht willst, musst du nicht mitkommen. Ich verstehe, wenn du mir noch nicht genug vertraust um mit mir zu kommen." ein schiefes Grinsen zierte sein Gesicht und das flaue Gefühl in meinem Inneren ebbte ab.
Erst jetzt sah ich mich wieder richtig um und musste ein wenig erschrocken feststellen, dass ich einfach neben Maranus hergelaufen war und den Weg zu meinem eigentlichen Ziel verloren hatte. Ein Lachen kam über meine Lippen und er sah mich fragend an.
"Ich hätte eigentlich vor zwei Gängen abbiegen müssen." gestand ich und auch ihm entfloh ein kleines Lachen.
"Dann lass dich von mir nicht aufhalten. Wir sehen uns bestimmt nochmal." mit einem Nicken verabschiedete er sich und ging den Gang weiter entlang.
Nachdenklich schaute ich ihm nach. Ein Lächeln umspielte meine Lippen und ich musste mir selbst etwas eingestehen. Ich fand Maranus sympathisch. Sehr sympathisch. Ich begann ihn wirklich zu mögen.
Gut gelaunt und wieder summend lief ich den Weg zurück und klopfte sacht an die Tür zum Arbeitszimmer meines Vaters. Deutlich klang seine Stimme durch die Tür und er bat mich herein.
"Hallo Vater!" begrüßte Ich ihn, trat auf ihn zu und zog ihn in eine Umarmung. Etwas überrumpelt erwiderte er die Umarmung. Dann setzten wir uns an seinen Arbeitstisch und er musterte mich genau.
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Grey Soldiers ~ Manipulation
FantasyVor vielen Jahren nahm der König von Toron die schwangere Anführerin einer Rebellengruppe gefangen. Sie gebar im Kerker des Schlosses eine Tochter und starb bei der Geburt. Der König konnte es jedoch nicht übers Herz bringen die Kleine töten zu lass...