Kapitel 32

23 2 0
                                    

Energisch klopfte es an meine Tür und beendete somit meinen Schlaf.

"Wer stört?", rief ich grummelnd und zog mir die Bettdecke über den Kopf.

"Jemand den Ihr besser nicht hättet warten lassen.", ertönte die Stimme des Klingenmeisters vor der Tür und ich war auf einen Schlag hellwach.

Verflucht!

"Ich komme sofort Meister Bellwood!", gab ich ihm rasch als Antwort und sprang hektisch aus dem Bett.

Wie spät war es?

Mein Blick flog zur Uhr an der Wand und ich erschrak. Wir hatten bereits Nachmittag, was bedeutete, dass ich den gesamten Vormittag verschlafen hatte.

Das durfte doch wohl nicht wahr sein!

"Das will ich Euch auch geraten haben!", kam es von der anderen Seite der Tür und ich konnte deutlich seine Verärgerung hören. Jedoch konnte ich ihn verstehen, denn es war definitiv nicht seine Aufgabe mich zu wecken.

So schnell es irgendwie möglich war zog ich mich um und eilte zur Tür.

Meister Bellwood stand mit vor der Brust verschränkten Armen im Flur und kaum traf sein Blick auf mich, schrumpfte ich in mich zusammen. Ich schämte mich dafür, denn so etwas sollte mir überhaupt nicht passieren dürfen. Egal ob ich gestern die bisher schönste Nacht in meinem Leben hatte, oder nicht.

"Was hielt Euch denn die ganze Nacht auf, dass Ihr bis jetzt geschlafen habt?", hakte er nach und sah dabei auf mich herab wie ein Raubvogel.

Schnell, eine Ausrede! Irgendwas!

"Ich schäme mich unglaublich dafür und ich bitte Euch um Verzeihung für diesen groben Fehltritt. Ich habe noch bis spät in die Nacht in den Büchern gelesen, welche ich gestern im Unterricht begonnen hatte. Ich habe leider komplett die Zeit vergessen."

Den Kopf hielt ich während meiner gesamten Erklärung gesenkt, in der Hoffnung, dass er glaubte ich würde dies aus Scham und peinlicher Berührtheit machen. Jedoch auch damit er in meinem Gesicht nicht lesen konnte und möglicherweise die Lüge entdeckte.

Meister Bellwoods Blick lag wie eine schwere Last auf mir und er sagte eine ganze Weile lang nichts. Doch gerade das machte mich nur noch nervöser und ein flaues Gefühl machte sich in meinem Bauch breit. Ich spürte einen ersten Schub Adrenalin durch meine Adern pumpen und mein Herz klopfte wie wild.

Würde er es bemerken? Und wenn ja, was sollte ich dann sagen? Auf keinen Fall durfte ich ihm die Wahrheit erzählen.

"Um Eurer eigenen Ehre Willen hoffe ich, dass ihr die Wahrheit sagt."

Überrascht flog mein Blick zu ihm hoch. Sein Tonfall war zwar noch immer von Zorn gefärbt, doch seine Worte nahmen mir die Nervosität. Die Last schien von mir abzufallen wie eine viel zu schwere Rüstung.

"Jedoch werdet Ihr nicht umhin kommen, dass der König davon erfahren wird.", fügte er noch an und ich biss mir auf die Unterlippe.

Verdammter Mist! Das konnte ich gar nicht gebrauchen. Aber ich hatte mir das selbst zuzuschreiben.

Noch während ich mit seinen Worten haderte, drehte er sich um und ging in Richtung der Trainingsräume davon. Das war dann wohl seine stumme Aufforderung ihm zu folgen.

***

Wie sich auf dem Weg zu den Trainingsräumen herausstellte, bin ich heute morgen tatsächlich von einer Zofe geweckt worden. Jedoch konnte ich mich beim besten Willen nicht daran erinnern überhaupt vor Meister Bellwood mit jemand anderem geredet zu haben, geschweige denn jemanden gesehen zu haben.

Grey Soldiers ~ ManipulationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt