Mein Herz schien für einen schier unendlich langen Moment stehen zu bleiben, ehe es laut klopfend seinen Dienst wieder antrat. Zugleich tobten hunderte Fragen in einem wilden Sturm in meinem Kopf, doch ich schien unfähig eine von ihnen in Worte zu fassen. Das einzige was ich noch tun konnte, war Maranus wie ein verschrecktes Reh anzustarren.
"Jetzt siehst du aber ziemlich sprachlos aus." Ein siegessicheres Lächeln erschien auf seinem Gesicht und in seinen Augen glitzerte Freude. Lässig lehnte er sich an die gegenüberliegende Wand und gab mir somit etwas Raum. Noch immer wollte kein Wort über meine Lippen kommen. Wie konnte er der Kontaktmann sein? Er war mit Meister Bellwood verwand, bedeutete das dann, dass auch Meister Bellwood zu den Rebellen gehörte? Dieser Gedanke schockierte mich fast noch mehr als die Tatsache, dass Maranus mein Kontakt zu den Rebellen war.
"Mylady, Ihr solltet lieber Antworten und denkt bitte daran, was ich auch gesagt habe.", mahnte mich Sir Soylan mir ruhiger Stimme. Leicht nickte ich und atmete tief durch, ehe ich meine erste Frage hervorbrachte.
"Wieso du?" Meine Stimme spiegelte wieder wie schockiert ich noch immer war. Die Frage war mir einfach herausgerutscht, ohne es wirklich zu wollen. Es gab bei weitem noch wichtigere Fragen die ich hätte als erstes stellen können, doch nun war diese schon ausgesprochen. Da konnte er sie genauso gut auch beantworten.
"Was eine seltsame Frage.", bemerkte er mit dunkler Stimme. Er legte den Kopf leicht schief und musterte mich noch ein wenig eingehender. Vor Nervosität wollte ich an meinem Ärmel spielen, doch dann rief ich mir wieder ins Gedächtnis, was Sir Soylan gesagt hatte und ließ es lieber sein. Ich durfte nach außen nur meine perfekte Maske zeigen. Wobei, genau betrachtet hatte ich mich von Anfang an nicht wirklich daran gehalten.
"Hmm, wieso ich?", nachdenklich strich er sich durchs Haar bevor wieder die Andeutung eines belustigten Grinsens um seine Mundwinkel tanzte. Misstrauisch blickte ich ihm in die Augen. "Also wenn du meinst wieso ich hier bin, dann weil ich von meiner Gruppe geschickt wurde. Wenn du aber meinst, wieso ich dieser bestimmten Gruppe angehöre, dann werde ich es dir jetzt leider nicht erzählen können, denn es würde viel zu lange dauern das zu erklären und so viel Zeit haben wir leider nicht. Aber ich hätte eine Frage: Wieso du? Du hast doch eigentlich alles was du willst, wieso lehnst du dich also gegen alles auf wofür dein Vater steht? Was für einen Nutzen hat diese Entscheidung für dich?"
Verwunderung erfüllte meinen Geist. Einerseits weil er wahrscheinlich von einem komplett falschen Hintergedanken bei mir ausging, andererseits aber auch weil er mir zutraute noch einen weiteren Nutzen darin zusehen, neben der Gerechtigkeit in Toron. Denn nicht eine Sekunde lang hatte ich darüber nachgedacht was mir mein Handeln noch bringen könnte. "Ich schwöre dir, dass ich keine Hintergedanken habe. Sagen wir es so, es gab einige.....Begegnungen durch die ich meine Denkweise geändert habe."
Das leichte Grinsen war von Maranus Gesicht verschwunden und einer kritischen Mine gewichen. Sein Blick war stetig auf mich gerichtet, während er anmutig ein paar Schritte auf mich zukam. In diesem Moment erinnerte er mich an einen Panther, der langsam und bedacht auf seine Beute zu schlich. Nur war ich in dem Fall seine Beute.
Kurz vor mir blieb er stehen und ich musste zu ihm hochschauen um ihm ins Gesicht sehen zu können. Erst jetzt wurde mir klar, wie groß er eigentlich war und es verstärkte meinen Eindruck, dass er das Raubtier und ich seine Beute war.
"Du bist nicht dumm Gabriella. Warum stellst du dich gegen alles was dein Vater vorschreibt? Nur um deine 'neue Denkweise', wie du es nennst, auszuleben? das kauf ich dir nicht ab. Was hat dich dazu gebracht mit den Rebellen zusammen arbeiten zu wollen?" Seine Stimme klang deutlich wie eine Warnung ihn nicht anzulügen und so klein wie in diesem Moment hatte ich mich noch nie gefühlt.
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Grey Soldiers ~ Manipulation
FantasyVor vielen Jahren nahm der König von Toron die schwangere Anführerin einer Rebellengruppe gefangen. Sie gebar im Kerker des Schlosses eine Tochter und starb bei der Geburt. Der König konnte es jedoch nicht übers Herz bringen die Kleine töten zu lass...