Maranus beeilte sich aufzustehen und reichte mir dann seine Hand. Dankbar ergriff ich diese auch, doch mein Blick klebte noch immer an dem Mann der soeben unser Training unterbrochen hatte.
Jaro hatte es also geschafft!
Ich hatte das Gefühl, dass eine riesige Last von meinen Schultern und von meinem Herzen abfiel. Diese Nachricht ließ mich sogar beinah erleichtert aufatmen, doch ich konnte mich gerade so noch zurück halten. Von jetzt an galt es, bestürzt zu tun, ungehalten zu sein und ganz die zukünftige Königin zu sein die mein Vater erwartete.
Also sah ich den Wachmann entsetzt an, ehe sich meine Augenbrauen in gespieltem Entsetzen zusammen zogen.
"WIE KONNTE DAS PASSIEREN?", schrie ich ihn an, sodass der arme Mann zusammenzuckte.
"Ich... Also, verzeiht meine Prinzessin... aber ich weiß es nicht.", gab er mir haspelnd zur Antwort. Er war sichtlich überrascht über meinen Ausbruch und wusste nicht wie er sich verhalten sollte. Bisher hatte ich noch nie wirklich einen Grund gehabt jemanden derart anzuschreien.
Nach außen hin vor Zorn überkochend ging ich auf den Mann zu. Kaum dass wir direkt voreinander standen, sah ich ihm fest in die Augen.
"Wo ist der Trupp der mit dem Gefangenen in Blester war?", fragte ich ihn weiter aus und sein flüchtiges Ausweichen meines Blickes verriet mir bereits wie seine Antwort lauten würde.
"Eure Hoheit, auch das weiß ich nicht. Die Nachricht kam per Rabe und ich bin sofort losgegangen Euch zu informieren."
"DANN FINDET ES HERAUS!", donnerte ich und ich war mir ziemlich sicher, dass meine Stimme noch weithin durch die Gänge zu hören war.
Eilig verneigte sich der Mann kurz vor mir, ehe er losrannte um meinen Auftrag auszuführen. Dabei war er sichtlich erleichtert nicht mehr mir ausgesetzt sein zu müssen.
Tief atmete ich durch. Auch wenn das ganze nur gespielt war, irgendwie überkam mich gerade eine stürmische Kraft von Innen heraus, wie ein brennendes Feuer.
"Verzeiht Meister Bellwood, aber ich werde mich frühzeitig vom Unterricht entfernen müssen.", wandte ich mich an den Klingenmeister.
Dieser nickte nur und fügte noch hinzu: "Nur zu, Ihr müsst Euren Pflichten nachkommen."
Ohne mich noch einmal nach Maranus umzudrehen, eilte ich aus dem Raum und den Gang entlang. Wobei ich doch insgeheim gerne gewusst hätte, was er für ein Gesicht gemacht hatte als ich losgelegt hatte. Bestimmt hatte auch er nicht erwartet, dass ich derart ausrasten würde.
Konzentrier dich!
befahl ich mir selbst. Das wichtigste war jetzt zu meinem Vater zu gehen und es ihm zu sagen. Auch wenn ich mir seine Reaktion schon bildhaft vorstellen konnte, so musste ich es machen. Nur durfte ich dabei keinen Fehler machen und meine Schauspielkunst nochmal auf eine ganz neue und vor allem um einiges höhere Ebene steigern.Denn das würde ohne Zweifel die größte Herausforderung werden. Meine Glaubwürdigkeit musste ohne Zweifel und perfekt sein.
Doch um meinem Vater entgegen zu treten, musste ich ihn erstmal finden. Angestrengt überlegte ich wo er gerade sein könnte. Die Sonne stand hoch am Himmel, was mir verriet, dass wir so ungefähr Mittag haben mussten.
Wo war mein Vater Mittags?
Das war ehrlich gesagt nicht leicht zu beantworten, da er sich aufgrund seiner Pflichten nicht unbedingt an geregelte Abläufe hielt. Das bedeutete unter anderem auch, dass er nicht unbedingt dann aß wenn es die Zeit vorsah. Also könnte er praktisch überall sein.Verflucht!
An der nächsten Abzweigung des Gangs ging ich links und traf auf einen weiteren Wachmann. Zwei Köpfe größer als ich und doch wirkte er irgendwie schlacksig in seiner Rüstung, erkannte ich ihn sofort.
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Grey Soldiers ~ Manipulation
FantasyVor vielen Jahren nahm der König von Toron die schwangere Anführerin einer Rebellengruppe gefangen. Sie gebar im Kerker des Schlosses eine Tochter und starb bei der Geburt. Der König konnte es jedoch nicht übers Herz bringen die Kleine töten zu lass...