Kapitel 24

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Ganz langsam spürte ich die Erschöpfung an mir zehren. Auch mein Lächeln hatte innerhalb dieser paar Stunden immer mehr an Überzeugung verloren. Es war wirklich erstaunlich zu sehen wofür die Menschen unbedingt alles eine Audienz brauchten. Teilweise waren es nun wirklich banale Dinge, die man eigentlich innerhalb von wenigen Minuten selbst hätte lösen können. Doch das Volk wollte den Rat seiner nächsten Königin hören um mich einschätzen zu können. Das konnte ich wirklich gut verstehen, doch bedeutete das wirklich, dass jeder Bauer dem ein Schaf entlaufen war hierher kommen musste um mich zu fragen wie man das am besten verhindern könnte?

Mit dem Finger zog ich die Maserung meiner Lehne nach, während ich den Mann der gerade durch das Tor schritt beobachtete. Vor den Stufen zu den Thronen blieb er stehen, zog sich seinen einfachen Hut vom Kopf und verbeugte sich. Ihm war anzusehen wie nervös er war, so wie er an der Krempe seines Hutes herumspielte. Unschlüssig an wen er das Wort richten sollte sah er zwischen meinem Vater und mir hin und her. 

"Nun mein werter Herr, wie heißt Ihr? Was führt euch her?", nahm ich ihm die Entscheidung ab und versuchte möglichst beruhigend auf ihn zu wirken. 

Ich konnte förmlich sehen, wie ein Teil seiner Anspannung verpuffte und ein schüchternes Zucken umspielte seine Mundwinkel. 

"Mein Name ist Ant Rowen. Ich bin Handwerker aus dem kleinen Dorf Blester an der westlichen Grenze. Ich komme im Auftrag meines gesamten Dorfes um euch um Hilfe zu bitten, denn seit einiger Zeit kommt es zu merkwürdigen Vorfällen."

Interessiert lehnte ich mich ein Stück vor. "Was für Vorfälle?"

"Nun ja," , noch nervöser als vorher drehte er seinen Hut in den Händen. "des Nachts passieren immer merkwürdigere Sachen. Am Anfang waren es nur kleine Dinge, wie zum Beispiel, dass am nächsten Morgen alle Stalltüren in der Stadt offenstanden und sämtliche Tiere ausgebüxt waren. Wir hielten das ganze für irgendeinen seltsamen Streich. Doch in den nächsten Nächten wurde es noch merkwürdiger. In unseren Häusern standen plötzlich Dinge an einer anderen Stelle als wir sie eigentlich hingestellt hatten. Der Kleiderschrank meiner Tochter stand zum Beispiel am nächsten Morgen ohne Grund in der Küche. Doch das Schlimmste passierte vor ein paar Tagen. Wir alle sind ganz normal in unseren Betten eingeschlafen, doch aufgewacht sind wir alle auf der Straße. Als hätte uns jemand aus unseren Betten getragen und auf der Straße liegen gelassen. "

Ungläubig sah ich ihn an. Das was er da erzählte war wirklich unglaublich, doch seinem verschreckten Blick nach zu urteilen war jedes einzelne seiner Worte wahr. Und grade das machte die ganze Sache noch beunruhigender. 

Kurz schweifte mein Blick zu meinem Vater, auf dessen Stirn sich vor Bestürzung eine tiefe Falte gebildet hatte. Genau wie er hatte auch ich eine Vermutung wer für diesen Spuk verantwortlich war. Und das gefiel mir ganz und gar nicht. 

"Wie lange geht das ungefähr schon so bei euch im Dorf?", hakte ich nach.

"Ungefähr seit einem Monat eure Hoheit.", antwortete er mir demütig.

"Und habt ihr davor schon irgendetwas seltsames bemerkt? Kamen zu dieser Zeit Fremde in euer Dorf oder sind vielleicht jetzt noch da?"

Kurz überlegte er, dann schüttelte er den Kopf. "Nein davor war alles ganz normal. Auch Fremde sind nicht gekommen. Wir kriegen in unserem Dorf nicht oft Besuch müsst Ihr wissen."

"Hat jemand aus eurem Dorf einen Streit mit jemandem außerhalb des Dorfes, oder etwas ähnliches?" , fragte ich weiter. Meine Vermutung war ursprünglich, dass ein Totenseher in die Stadt gekommen war und dort jetzt seinen Spaß mit den Bewohnern trieb, doch das konnte ich jetzt ausschließen. Jedoch konnte es möglich sein, dass jemand von außerhalb seine Totenverbündeten auf das Dorf hetzte. 

Grey Soldiers ~ ManipulationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt