Fast augenblicklich hörte der Kerkermeister mit seinem schrecklichen Werk auf und starrte mich entsetzt an.
"Ihr sagtet doch, dass sie bereit wäre!" fuhr er meinen Vater, welcher mich immer noch am Arm zurückhielt, wütend an.
Doch so einfach wollte ich die Aufmerksamkeit des Freundes meines Vaters nicht aufgeben.
"WIE KÖNNT IHR ES WAGEN SO MIT EINEM ANDEREN MENSCHEN UMZUGEHEN?!" brüllte Ich ihn in meinem rasenden Zorn an. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und meine Abscheu vor diesem Mann hatte sich gefestigt.
"Wie ich es wagen kann? Versteht ihr denn nicht, wer dieser Gefangene ist?" fragte er nun ebenfalls mit vor Zorn funkelnden Augen. Fassungslosigkeit spiegelte sich auf seinem Gesicht.
Entschlossen riss Ich mich von meinem Vater los und trat einen drohenden Schritt auf den Kerkermeister zu. Nur am Rande sah ich, wie mich der auf dem Stuhl gefesselte Mann irritiert anstarrte. Offensichtlich war es das erste Mal, dass eine Adlige für ihn Partei ergriff. Diese Tatsache entfachte den brennenden Sturm aus Wut in mir immer weiter.
"Ich weiß sehr wohl wer er ist! Er ist ein Mensch wie-"
"DAS REICHT GABRIELLA!" unterbrach mich nun die harsche Stimme meines Vaters.
"Wir werden später über dein ungebührliches Verhalten reden."Dann drehte er sich zur noch immer offenen Kerkertür.
"Wachen! Geleitet die Prinzessin auf ihre Gemächer!", rief er. Augenblicklich kamen die beiden Soldaten zurück und sahen mich auffordernd an.Nun war ich diejenige, die fassungslos war. Das konnte mein Vater doch wohl nicht ernst meinen! Er konnte nicht der Unterstützer solch schrecklicher Gräueltaten sein. Nicht er!
Auf einen Wink des Königs traten die Soldaten auf mich zu. Wachsam wich ich einen Schritt zurück, weiter in Richtung des Gefangenen. Alles in mir sträubte sich bei dem Anblick des auf den Stuhl gefesselten Mannes. Dieser sah mich wiederum mit einer Mischung aus Verwunderung und Misstrauen an.
Plötzlich packten mich die beiden Soldaten an den Armen und zogen mich in Richtung Ausgang. Heftig wehrte ich mich gegen ihren Griff, trat und strampelte, doch es half nichts. Ihr Griff hatte sich nicht einmal ein kleines Stückchen gelockert.
"Dann können wir ja jetzt ungestört fortfahren." hörte ich Quens Dorsan sagen.
"NEIN!" schrie ich und versuchte erneut mich loszureißen. Doch mein Schrei mischte sich mit dem schmerzerfüllten Brüllen des Gefangenen. Ich musste ihm helfen. Musste verhindern, dass er weiter gefoltert wurde. Eine weitere Sache kam mir plötzlich in den Sinn: Hinter all den anderen Stahltüren im Kerker saßen noch viele weitere Gefangene, die auf diese und andere Arten jeden Tag gefoltert wurden. Das durfte ich nicht zulassen.
"Lasst mich los! Ich befehle es euch!" zischte ich die Soldaten an. Doch ihre Schritte eilten weiterhin zielstrebig in Richtung meiner Gemächer und ihr Griff war wie der eines Schraubstocks.
"Der König gab uns ausdrückliche Befehle." lautete nur die knappe Antwort des befehlshabenden Offiziers.
Fieberhaft dachte ich nach. Irgendetwas musste es doch geben, um sie loszuwerden.
"Glaubt ihr wirklich, dass mein Vater wollen würde, dass ihr mir die Arme zerquetscht?" fuhr ich sie an.Verdutzt von meinen Worten lockerte der jüngere der beiden seinen Griff um meinen Arm und ich nutzte den Moment. Rasch entwandt ich mich dem Griff des Jüngeren und rammte dem überraschten Befehlshaber meinen Ellbogen gegen die Seite. Dadurch kam er kurz ins taumeln und ehe sie sich versahen, hatte ich mich aus ihrem Griff befreit. Mit rasendem Puls rannte ich den Gang entlang, die schweren Schritte der Soldaten hinter mir. Zurück zum Kerker um den Gefangenen zu befreien konnte ich nicht, denn dort hätte ich zweifelsohne in der Falle gesessen. Doch auf mein Zimmer wollte ich definitiv auch nicht.
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Grey Soldiers ~ Manipulation
FantasyVor vielen Jahren nahm der König von Toron die schwangere Anführerin einer Rebellengruppe gefangen. Sie gebar im Kerker des Schlosses eine Tochter und starb bei der Geburt. Der König konnte es jedoch nicht übers Herz bringen die Kleine töten zu lass...