Mein Herz schlug mir bis zum Hals und mir war gleichzeitig unendlich heiß und eiskalt. Meine Worte hingen noch immer zwischen uns und mit jeder Sekunde wurde ich nur noch nervöser.
Doch mein Vater regte sich nicht, sah mich einfach nur an. Einzig an seinen zusammengezogenen Augenbrauen und seinem Blick konnte ich sehen, wie er nachdachte. Vor lauter Anspannung vergaß ich beinah das Atmen.
Warum reagierte er nicht?
Langsam ließ er seinen Blick von mir hinüber zu dem großen Fenster schweifen. Ein schweres Seufzen entwich ihm.
"Das ist wirklich schlimm.",war das einzige was er vorerst dazu sagte.
In mir zog sich alles zusammen. Irgendwas war hier seltsam. Ich hatte damit gerechnet, dass er wütend sein würde, sogar mich anschreien würde. Doch bis jetzt hatte er nicht einmal die Stimme wirklich erhoben.
"Das ist nicht nur schlimm! Das ist eine absolute Katastrophe! Das alles ist meine Schuld! Ich habe es angeordnet und jetzt ist ein Gefangener der Krone entkommen.", begann ich mein Schauspiel von neuem, da ich nicht wusste welche Reaktion mein Vater jetzt genau von mir erwartete.
Erneut spürte ich den Blick meines Vaters auf mir und ich rang die Hände auf der Suche nach Worten die meine gespielten Gefühle ausdrücken sollten.
"Es tut mir leid. Du musst von mir enttäuscht sein. Ich habe versagt.""Du hast recht."
Wieder sprach er nur wenige Worte, doch ich konnte hinter seinen Worten klar den Ärger heraushören. Hätte ich das was ich spielte wirklich so gemeint, so wäre diese Antwort bestimmt einem Schlag ins Gesicht gleich gekommen.Ich schlug die Augen nieder und wich bewusst seinem Blick aus. Zudem war ich aufs äußerste darauf bedacht nicht zu gerade zu stehen und in mir zusammen zu sinken. Mein Magen fühlte sich an wie ein Knoten.
Plötzlich tat Vater etwas, was ich absolut nicht erwartet hatte. Er trat auf mich zu und nahm meine Hände in seine. Überrascht blickte ich ihm ins Gesicht.
"Ja das ist schlimm. Und ja, ich bin enttäuscht. Aber nicht direkt von dir. Die Idee an sich war gut auch wenn ich dagegen war. Aber letztendlich musst du damit klarkommen. Als künftige Königin wirst du oftmals das Gefühl haben versagt zu haben. Aber das gehört dazu und glaub mir, du wirst dir jedes Mal Vorwürfe machen. Doch es ist wichtig wie du mit diesem Versagen umgehst. Aus jedem Fehler kann man eine Lehre ziehen. ", sprach er und sah mir direkt in die Augen.
Langsam nickte ich verstehend.
" Glaub mir, ich habe meine Lehre daraus gezogen. Man darf niemals mit Totensehern arbeiten und sie schon gar nicht als Lösung einsetzten. "Scheinbar beschämt senkte ich den Blick. Wenn mein Vater nur wüsste wie verlogen meine Worte eigentlich waren.
"Genau so sieht es aus. Weißt du schon was genau passiert ist?"
Wieder überraschte mich mein Vater. Er reagierte absolut nicht so wie ich erwartet hatte. Warum blieb er so ruhig? Es ging hier immerhin um den Ausbruch eines Gefangenen!
"Nein, der Soldat der mir Bescheid gab wusste es nicht. Er hat die Nachricht per Rabe bekommen.", klärte ich ihn auf.
"Du wirst dir jetzt überlegen wie deine nächsten Schritte im Bezug auf den Gefangenen aussehen. Ich werde mich derweil nach dem Stand der Dinge in Blester erkundigen.", wies Vater an und ich war verwirrt.
"Was meinst du mit meine nächsten Schritte?"
"Ich habe dir gesagt, dass die ganze Blester-Angelegenheit in deiner Verantwortung liegt. Also wirst du auch überlegen wie du nun vorgehst und was du unternehmen willst um den Gefangenen wieder zurück zu bekommen.", stellte er klar.
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Grey Soldiers ~ Manipulation
FantasyVor vielen Jahren nahm der König von Toron die schwangere Anführerin einer Rebellengruppe gefangen. Sie gebar im Kerker des Schlosses eine Tochter und starb bei der Geburt. Der König konnte es jedoch nicht übers Herz bringen die Kleine töten zu lass...