Kapitel 23

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"Hauptmann.", grüßte ich ihn kühl und achtete genauestens darauf mir nichts anmerken zu lassen. Auch wenn meine Gedanken und Gefühle im Moment ein einziger, großer, verwirrender Knoten waren und sowohl mein Herz noch immer heftig klopfte als auch die Schmetterlinge in meinem Bauch nicht verschwinden wollten, durfte ich nicht zulassen, dass er mich mit diesem vorwurfsvollen Blick ansah. Schadensminimierung war nun an erster Stelle und ich konnte es nun wirklich nicht gebrauchen, dass das was auch immer zwischen Maranus und mir gerade passiert war zu meinem Vater drang. 

Eilig erhob ich mich von der Bank, richtete mich gerade auf und schritt so würdevoll es mir möglich war auf den Hauptmann zu. Jedoch schien dieser eher wenig beeindruckt von meinem Versuch.

"Prinzessin...", fragend sah er zwischen dem hinter mir sitzenden Maranus und mir hin und her. Nach wie vor konnte man ihm ansehen, wie wenig er von dem was er eben gesehen hatte, hielt. 

"Was? Habt ihr ein Problem Hauptmann?", fragte ich ihn und meine Stimme war so scharf wie ein Schwert. Unbeugsam sah ich ihn an und hatte plötzlich das dringende Bedürfnis ihn an seine Stellung zu erinnern. 

Rasch schüttelte er den Kopf und nahm Haltung an. Meine unausgesprochene Mahnung war angekommen, obwohl noch immer ein großer Vorwurf in seinem Blick zum Ausdruck kam. "Selbstverständlich nicht Eure Hoheit."

"Was wollt Ihr dann?"

"Euer Vater schickt mich. Er sagte, er habe etwas wichtiges mit euch zu besprechen.", antwortete er ohne zu zögern. 

Doch kaum wurde mir die Bedeutung seiner Worte klar, überkam mich auch schon eine eiskalte Gänsehaut. In meinem Hals bildete sich ein Kloß und meine Hände ballten sich zu Fäusten. Erinnerungen von dem Tag als er das letzte Mal mit mir etwas besprechen wollte, durchzuckten mich. Ich war noch nicht bereit erneut dorthin zurückzukehren und all das erneut zu sehen. 

"In Ordnung."

Vergeblich versuchte ich den Kloß in meinem Hals herunter zu schlucken, doch es ging nicht. Viel zu stark schlug Panik ihre Krallen in mein Herz. Aber ich durfte es nicht zeigen, durfte dieses Treffen nicht verpassen. Mein Vater würde dann Fragen stellen, die ich nicht beantworten konnte. Nicht beantworten durfte. Das konnte ich nicht riskieren. 

Mit einer raschen Handbewegung deutete ich dem Hauptmann an voran zu gehen, was er auch mit steifen Schritten tat. Dann drehte ich mich noch einmal kurz nach Maranus um.

"Wir sehen uns später.", sprach ich zu ihm und bemühte mich meine Stimme möglichst fest klingen zu lassen. Doch der besorgte Blick den er mir zuwarf verriet mir, dass er es trotzdem aus meiner Stimme herausgehört hatte. So ganz hatte ich es also nicht geschafft meine Panik zu verbergen. 

Hastig folgte ich dem Hauptmann wieder ins Palastinnere und die vielen verschiedenen Gänge und Flure entlang. Was sollte ich nur machen, wenn Vater mich wieder mit in den Kerker nehmen wollte? Das konnte ich einfach nicht. Erneut dabei zusehen zu müssen, wie jemand gefoltert wurde, war zu viel für mich.

Vor der Tür zum Thronsaal standen zwei Wachen, welche für den Hauptmann zur Begrüßung salutierten und sich dann demütig vor mir verbeugten. Innerlich stöhnte ich genervt auf, denn ich hatte schon tausend mal gesagt, dass ich diese Förmlichkeiten nicht brauchte. Doch bisher hatte in dem Punkt noch nie jemand auf mich gehört.

Mit einem Ruck zogen die beiden Wachen an den Türflügeln, welche sich daraufhin geräuschlos öffneten. Ohne zu zögern trat der Hauptmann ein und eine erneute Welle der Panik schlug in mir hoch.

Jetzt bloß keinen Fehler machen!
Ermahnte Ich mich selbst.

Mit aller Kraft schloß ich die Angst in meinem Herzen ein, setzte ein freudiges Lächeln auf und schritt zielstrebig in den Thronsaal.

Grey Soldiers ~ ManipulationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt