Kapitel 27

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Verantwortung ist eine Bürde die zugleich das schönste, als auch das schrecklichste Gefühl in dir wecken kann.

Diese Worte hatte mein Vater einst zu mir gesagt. Damals hatte ich es nicht verstanden, doch mittlerweile konnte ich ihm nur noch recht geben. Denn genauso fühlte ich mich im Moment, während ich unruhig darauf wartete, dass ich noch einmal mit Jaro sprechen konnte. Ich hatte den Befehl gegeben mich zu benachrichtigen, wenn er fertig für die Reise war, damit ich ihm die letzten Instruktionen geben konnte.

Beziehungsweise ihn darüber aufklären konnte was mein eigentlicher Plan war.

Einerseits war ich absolut bereit diese Verantwortung zu tragen und etwas zu bewegen. Jedoch haderte ich auf der anderen Seite noch immer stark mit mir selbst. Nicht in dem Punkt, dass ich nicht helfen sollte. Ich wusste, dass ich wahrscheinlich die größte Chance der Grey Soldiers auf einen Erfolg war und genau das wollte ich auch sein. Nein, ich haderte damit was das alles für die Beziehung zwischen meinem Vater und mir bedeuten sollte. Immerhin war er die einzige Familie die ich kannte.

"Wenn Ihr weiterhin wie eine Feuerkatze im Käfig auf und ab lauft, verursacht Ihr bald ein Loch im Boden.", riss mich eine mir wohlbekannte Stimme aus meiner Nervosität und ich blieb überrascht stehen.

An der Tür zur Bibliothek, in welche ich geflüchtet war, lehnte Sir Soylan und ein amüsiertes Lächeln lag auf seinen Lippen.

"Sir Soylan! Wie geht es euch?", fragte ich, denn seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten, war es schon ein paar Tage her.

Ein Lachen entkam ihm und ich sah ihn fragend an. Was war denn nur so lustig?

"Verzeiht meine Prinzessin. Es ist nur, dass Ihr einen Toten gerade gefragt habt wie es ihm geht. Das Ganze entbehrt nicht einer gewissen Ironie, findet Ihr nicht?"

Jetzt wo er es sagte fiel es mir auch auf. Ein leises Kichern entrang sich meiner Kehle.
"Ihr habt recht. Daran habe ich noch gar nicht gedacht."

Eine kleine Pause entstand, ehe Sir Soylan wieder zu sprechen begann.
"Ich habe von Eurer kleinen Mission gehört. Ich muss sagen, Eure Idee gefällt mir. Doch liege ich richtig in der Annahme, dass Ihr noch einen geheimen Plan habt, der mit diesem verknüpft ist?"

Selbstsicher nickte ich. "Genau. Es ist-"

Unsanft unterbrach mich das Geräusch der sich öffnenden Tür, welche genau durch Sir Soylan hindurch glitt. Ein Soldat in Uniform trat durch die Tür und lief genau durch Sir Soylan hindurch.

Erschrocken musste ich einen Aufschrei unterdrücken und riss meine Augen auf. Hinter dem Soldaten, welcher nichts zu bemerken schien, schüttelte sich Sir Soylan und zog ein entrüstetes Gesicht.

"Eure Hoheit!", begann der Soldat mit fester Stimme und salutierte. Der Blick aus seinen blauen Augen ging stur geradeaus und ließ keine Emotionen zu. Ich schätzte ihn höchstens auf fünfundzwanzig, doch von seiner Körpersprache her agierte er wie einer aus der alten Garde.

"Was gibt es Wachmann?", fragte ich in höflichem Ton. Natürlich kannte ich auch seinen Namen, doch gehörte es sich, dass ich ihn auch mit diesem ansprach?

"Ich melde gehorsamst, dass der Gefangene nun bereit für die Reise ist. Wünscht Ihr, dass ich Euch zu ihm führe?"
Auch die Art zu reden war ganz wie die der älteren Wachmänner. Kurz, knapp und direkt. Nie mehr Worte als eigentlich nötig waren.

"Gewiss.", stimmte ich ihm zu und er drehte sich augenblicklich wieder zum Gehen um. Mit schweren Schritten ging er voran und ich lief hinter ihm.

Als ich an Sir Soylan vorbeilief, gab ich ihm ein unauffälliges Zeichen mir zu folgen. Vielleicht war es gut, wenn er bei dem Gespräch mit Jaro dabei war.

Grey Soldiers ~ ManipulationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt