Kapitel 25

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Fragend blickte mir der Überbringer des Grundes meiner ersten eigenen Mission entgegen. 

Mit einem strahlenden Lächeln gab ich ihm Auskunft über meinen Plan. Selbstverständlich nur über die Dinge, die er auch wissen musste. "Ein Trupp meiner besten Soldaten wird in wenigen Tagen in Blester eintreffen und die ganze Sache untersuchen. Habt keine Angst, sie werden euch beschützen. Ihr könnt gewiss sein, dass ich diese Angelegenheit mit großem Ernst behandle. Wir werden euch helfen."

Eine Woge aus Erleichterung zog über das Gesicht des Mannes und seine Schultern hoben sich ein Stück, wie als wenn ein tonnenschweres Gewicht von ihnen genommen worden wäre. "Ich danke Euch eure Hoheit! Ihr wisst ja nicht was uns das bedeutet, dass Ihr euch unserer Sache selbst annehmt. Ohne Zweifel kann Toron sich glücklich schätzen in Zukunft ein Königin wie Euch zu haben."

Tief verbeugte er sich und verließ mit leichten Schritten den Saal. Ich hatte das Gefühl zu schweben und durch all meine Adern schien das pure Glück zu fließen. Es war einfach unbeschreiblich. Wie wenn ein Küken zum ersten Mal alleine seine Flügel ausbreitet und fliegt. 

"Dann pass aber besser auf, dass es kein kurzer Flug wird und du abstürzt.", gab irgendwo in den hintersten Winkeln meines Geistes eine fiese Stimme ihren Kommentar dazu ab.  

Doch ich würde alles in meiner Macht stehende tun, damit alles so ablief, wie ich es mir vorstellte. Und da gehörte jetzt erstmal dazu, dass ich einen Gefangenen aussuchte. Wie ich dieses Wort verabscheute. Sie waren genauso Menschen wie ich und saßen zu Unrecht im Kerker fest. Nur weil sie anders waren.

Steif vom langen Sitzen stand ich ein wenig wackelig auf und schritt die Stufen hinab. Die Audienzen waren jetzt vorbei und ich musste jetzt dringend diese Mission voran bringen.

Mitten in der Bewegung hielt ich inne. Ein großartiger Gedanke hatte mich zum Stehen gebracht. Ich sollte mit Maranus besprechen welchen Gefangenen ich nehmen würde. Vielleicht haben die Grey Soldiers noch irgendwen hier festsitzen den sie brauchen könnten.

"Wache!", wandte ich mich an den mir am nächsten stehenden Wachmann. Dieser drückte augenblicklich die Schultern ein Stück weiter nach hinten und salutierte.

"Ich möchte, dass ihr Maranus für mich sucht  und ihn zu meinen Gemächern schickt. Ich habe noch etwas wichtiges mit ihm zu besprechen.", befahl ich ihm und wunderte mich über mich selbst. Warum hatte ich mich mit dem zweiten Satz vor dem Wachmann gerechtfertigt? Es könnte ihm schließlich egal sein, was ich von Maranus wollte.

Vielleicht hatte ich den zweiten Satz aber auch nur gesagt um die Gerüchteküche nicht noch weiter zu befeuern, denn ich war mir nicht so sicher ob unser fast Kuss heute morgen noch so geheim war.

"Ich habe verstanden meine Prinzessin!", entgegnete mir der Mann und lief zielstrebig aus dem Thronsaal.

Für einen kleinen, gedankenverloren Moment blickte ich auf die Stelle an der er eben noch gestanden hatte. Meine Gedanken kreisten um heute morgen. Was war nur los gewesen mit mir? Wir hätten uns fast geküsst! Und verdammte Scheiße, ich wollte es auch noch! Konnte es tatsächlich sein, dass ich begann Gefühle für ihn zu entwickeln? Aber das war doch völlig abwegig, oder nicht? Klar, er war nett und sah nicht gerade schlecht aus, aber das war auch schon so gut wie alles was ich über ihn wusste. Wir kannten uns erst seit wenigen Tagen und schon versuchte ich diesen Typen zu küssen! Ich musste vollkommen den Verstand verloren haben!

Energisch schüttelte ich den Kopf. Über solche Nebensächlichkeiten konnte ich mir auch später noch Gedanken machen. Jetzt musste ich erstmal zu meinem Zimmer gehen, bevor Maranus noch vor mir da war und warten musste.

Grey Soldiers ~ ManipulationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt