Kapitel 26

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Bereits am nächsten Morgen hatte ich von Maranus einen passenden Gefangenen genannt bekommen. Die Schnelligkeit mit der er an diese Information gekommen war überraschte mich. Das musste ja irgendwie bedeuten, dass sein Kontakt zu den Grey Soldiers hier ganz in der Nähe war.

Bei der Person die er mir beschrieben hatte, handelte es sich wohl um einen auf den ersten Blick unscheinbar erscheinenden Mann in den Zwanzigern. Zudem würde ich ihn, laut Maranus, an seinen zweifarbigen Augen erkennen. Als ich fragte in wie fern er für die Gruppe wichtig wäre, antwortete Maranus damit, dass er eine besonders starke Verbindung zu den Toten habe und ihm bereits viele Tote ihre Loyalität geschworen hätten.

Bei seiner Beschreibung machte ich mir keine Sorgen, dass die Soldaten ihn nicht gehen lassen würden, denn wie sollten sie von seiner Stärke wissen? Schließlich sollte keiner der hier normal im Palast lebte ein Totenseher sein.
Bis auf meine Wenigkeit.

Gleich nach dem Frühstück, welches ich zusammen mit meinem Vater verbrachte, begab ich mich also In den Kerker. Das einzige, beziehungsweise der einzige der mir Sorgen bereitete war Quens Dorsan. Noch immer überkam mich ein großes Unwohlsein wenn ich schon allein an ihn dachte.

Vor der Tür zum Kerker standen die selben zwei Wachen wie damals als ich zum ersten Mal hier war. Ob sie wohl immer nur Kerkerwachdienst hatten?

"Prinzessin!", grüßte mich der Ranghöhere der beiden und salutierte.

"Kommandant Langton.", grüßte ich kühl zurück und neigte würdevoll meinen Kopf ein kleines Stück. Noch hatte ich unser letztes Treffen nicht vergessen und auch nicht die Art und Weise wie sie mich aus dem Kerker gezerrt hatten.

"Ich nehme an man hat euch über meine Aufgabe unterrichtet?", fragte ich in der Hoffnung, dass es so war. Denn ich konnte es echt nicht gebrauchen wenn einer von beiden jetzt zu meinem Vater rennen musste um zu fragen ob ich die Wahrheit sagte. Wie demütigend das war brauchte ich mir gar nicht vorzustellen.

Doch zu meinem Glück nickte der Wachmann.
"Ja Eure Hoheit, wir wurden darüber aufgeklärt."

Anschließend gab er seinem Partner ein Zeichen, auf welches dieser die Tür aufschloss und dann öffnete.

Angespannt stieß Ich die Luft aus, als mein Blick auf die dahinter liegenden weißen Kacheln und die Stühle mit den Handschellen fiel. Kaum, dass ich den Raum betreten hatte, stieg mir ein ekelhaft stechender Geruch in die Nase.

An die Wand zu meiner Rechten gelehnt stand der Mann dessen Augen mich bereits beim Hereinkommen feindlich angeblitzt hatten. Das Grau seiner Augen schien mich geradezu zu erdolchen und seine gesamte Haltung war abweisend.

"Prinzessin.", seine Stimme glich einem Schwert mit dem er unerbittlich versuchte mich zu töten. Doch ich würde mich nicht unterkriegen lassen. Diesmal würde er nicht gewinnen. Immerhin war ich die Prinzessin und nicht er, verdammt nochmal!

"Kerkermeister", gab ich ihm mit der selben kalten Präzision zurück. Ganz bewusst nutzte ich dabei nicht seinen Namen.

"Ihr wisst warum ich hier bin?", fragte ich nun auch ihn und gab meiner Stimme eine harte Arroganz, von der ich vorher noch nicht mal gewusst hatte, dass ich sie besaß.

"Ja.", aus seiner Stimme konnte ich deutlich sein Missfallen und sein Misstrauen heraushören. Doch das war mir egal.

"Na dann. Worauf wartet Ihr noch? Führt sie mir vor! "

Bei meinen Worten konnte ich genau sehen wie der Hass im Herzen des Kerkermeisters auf mich wuchs. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass ich ihm Befehle gab, doch er gehorchte.

Grey Soldiers ~ ManipulationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt