"Was ist das für eine Pflanze?", fragte Maranus und deutete auf einen kleinen Busch mit winzigen Blättern und orangenen Beeren.
"Xypol. Die Beeren sind für uns Menschen ungenießbar, doch Vögel sind verrückt danach.", antwortete ich ohne lange zu überlegen. Seit einer Weile spielten wir nun schon dieses kleine Spielchen. Er stellte mir Fragen zu irgendeiner Pflanze und ich beantwortete sie ihm. Seltsamerweise war er noch immer nicht davon gelangweilt und hörte sich geduldig jede meiner Erklärungen an.
"Und die hier?", kam sofort die nächste Frage und er zeigte auf einen noch recht jungen Baum, dessen Äste in wilden Kringeln abstanden. Dunkelrote Blätter zierten die Baumkrone.
"Ein Tumibaum. Ihr Holz ist äußerst widerstandsfähig und wird häufig zum Bau von Häusern verwendet. Gerade in der Moluregion, wo dieser Baum eigentlich herkommt, wird sein Holz viel benutzt."
Verstehend nickte er und ich seufzte. Irgendwie war diese Situation, obwohl ich über eine meiner großen Leidenschaften sprechen konnte, ermüdend.
" Was ist mit dir? ", fragte ich nun Maranus bevor er zu einer neuen Frage ansetzen konnte, von der ich mir noch nicht mal sicher sein konnte, dass sie ihn wirklich interessierte.
Irritiert sah er mich an.
"Was soll mit mir sein?""Was machst du gerne in deiner Freizeit?"
"Du meinst außer eigensinnige Prinzessinnen aus misslichen Lagen zu befreien?", spielerisch zwinkerte er mir zu und ich musste wieder an den Nachmittag denken an dem er mich hinter einen Vorhang gezogen hatte und mich somit vor den Wachen gerettet hatte.
Kurzerhand entschloss ich mich dazu darauf mit der selben Verspieltheit zu antworten, : "Natürlich. Denn ich glaube nicht, dass dein ganzer Tag daraus besteht den Helden zu spielen und arme, hilflose Prinzessinnen zu retten."
Ein befreites Lachen löste sich aus seiner Kehle und er legte den Kopf in den Nacken. Der tiefe, volle Klang bescherte mir eine Gänsehaut und ich war wie gefesselt von diesem Geräusch.
" Wenn ich eines in dieser kurzen Zeit in der wir uns nun kennen gelernt habe, dann, dass du keineswegs hilflos bist."
Seine Stimme klang bei diesen Worten fest und in seinen Augen lag ein warmer Glanz. Verlegen strich ich mir eine Haarsträhne, welche sich aus dem Knoten gelöst hatte, hinters Ohr. Jetzt bloß nicht rot werden!" Wenn ich mal Zeit habe neben all dem Untergrund-Kram und den anderen Pflichten die mein Dasein so mit sich bringt, dann spiele ich auf meiner Toco. Aber es ist schon lange her seit ich das letzte Mal dazu gekommen bin darauf Musik zu machen.", ein leicht verträumter Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. Doch egal wie sehr ich mich anstrengte, ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er dieses Instrument spielte. Eine Toco war ein Zupfinstrument, welches vom Aussehen her ein wenig einer Violine ähnelte, jedoch einen längeren Hals besaß und deren Saiten man mit den Fingern zupfen musste. Um es zu spielen stellte man sie auf seinen Oberschenkel und hielt mit der linken Hand den Hals und legte seine Finger in gleicher Weise wie bei einer Violine auf die Saiten. Sie hatte einen sehr eigensinnigen und markanten Klang und man brauchte Jahre lange Übung um sie gut spielen zu können.
"Das ist für mich irgendwie schwer vorstellbar.", gestand ich und er sah mich fragend an.
"Wieso?", hakte er nach doch in seiner Stimme war keine Gekränktheit oder Anschuldigung. Er wollte es einfach nur wissen.
Kurz zuckte ich mit den Schultern und verzog befangen das Gesicht. "Irgendwie ist es leichter mir dich mit einem Schwert oder mit einer anderen Waffe vorzustellen als, dass du eine künstlerische Ader hättest."
Eilig wich ich mit meinem Blick aus und wanderte langsam weiter durch den Garten, Maranus an meiner Seite.
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Grey Soldiers ~ Manipulation
FantasyVor vielen Jahren nahm der König von Toron die schwangere Anführerin einer Rebellengruppe gefangen. Sie gebar im Kerker des Schlosses eine Tochter und starb bei der Geburt. Der König konnte es jedoch nicht übers Herz bringen die Kleine töten zu lass...