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Ich laufe die Straße lang. Blumen wachsen auf den Wiesen. Gelbe, pinke, rote blaue. Alles sieht so wunderschön aus. Ich bleibe stehen und bewundere alles. Schmetterlinge fliegen auf die Wiese, bleiben an Blumen hängen und fressen. Ich lächele. Spüre Ruhe im Herzen. Doch auf einmal werde ich nach hinten gerissen. Ein dunkles Loch. Ich drehe mich panisch um. Sebastian steht vor mir mit einem gefährlichen Grinsen. Sein Blick durstet nach mir. Es spricht Verlangen daraus. Ich weiche zurück, doch er packt mich unsanft und drückt mich an seinen trainierten Körper. Ich habe Angst. Er lächelt schadenfroh und flüstert :"Hab ich dich!"

Mit einem lauten Schrei wache ich auf. Ich zittere am ganzen Körper und schwitze. Mit der Hand taste ich nach dem Lichtschalter. Mein Herz rast. Ich sehe mich um, als das Licht die Dunkelheit verschwinden lässt. Langsam begreife ich. Ich habe schlecht geträumt. Warum? Es ist schon sehr lange her, dass ich von ihm geträumt habe. Ich dachte ich wäre soweit. Doch anscheinend war ich das nicht. Mein Herzschlag beruhigte sich etwas. Ich stehe auf. Etwas wackelig noch, aber ich stehe. Dann tapse ich ins Badezimmer. Sehe mich im Spiegel. Das blasse Gesicht. Die dicken Augenringe. Die Angst. Sollte ich meine Therapeutin anrufen? Ich schließe die Augen. Es ist alles in Ordnung. Er weiß nicht wo ich bin. Trotzdem was wäre wenn? Daran darf ich nicht denken. Er darf mich nicht finden. Sonst bin ich verloren. Doch trotzdem sehne ich mich nach ihm. Ich spüre diese Einsamkeit in meinem Herzen. Niemand ist da für mich. Er war es. Das schmerzhafte Ziehen in meiner Brust kommt wieder zum Vorschein. Ich versuche es zu unterdrücken. Nein! Hör auf Jasmin. Er ist nicht gut für dich! Ich wasche mein Gesicht mit kaltem Wasser. Einmal. Zweimal. Dreimal. Dann trockne ich mich ab. Gehe zurück zu meinem Bett. Lege mich hin. Schließe die Augen. Dunkelheit. Mein Herz rast. Ich öffne sie wieder. Licht an. Ich muss einfach das Licht anlassen. Irgendwann schlafe ich ein.

Der nächster Morgen. Ich bin schon viel zu früh wach. Selbe Routine wie immer. Duschen. Anziehen. Kaffee. Dann kommt der Mann zum Einkaufen. Ich kaufe ein. Wieder eingepackt, sodass mich keiner erkennt. Ich sehe eine Frau mit zwei Kindern. Sie kaufen beim Bäcker ein. Der Junge schaut mich an. Lächelt. Ich lächel zurück. Schaue nochmal hin. Es kommt mir vor, als ob ich den Jungen kenne. Nein. Ich sehe ihn zum ersten Mal. Aber sein Gesicht. Irgendwie erinnert er mich an jemanden. Der Mann zieht mich weiter. Ich darf nicht zu lange stehen bleiben. Es ist doch schon ein ganzes Jahr um. Kann man nicht langsam normal leben? Ich könnte mir die Haare färben. Kontaktlinsen holen. Doch das darf ich wohl nicht. Manchmal frage ich mich ob es wirklich die richtige Entscheidung war. Hier fühlte ich mich noch mehr gefangen. Ich vermisste mein altes Zuhause. Meine Eltern. Tatjana. Sogar Matthias. Was sie wohl taten? Und Sebastian? Ich bekam eine Gänsehaut. Bestimmt war er stinksauer. Ich dachte an Rosa. Hoffentlich ging es ihr gut. Wir bezahlten dann gingen wir wieder raus. Den selben Weg nach Hause. Und wieder die selben Worte. Mach niemandem die Tür auf. Halte dich bedeckt. Ohne Begleitung niemals das Haus verlassen. Ich verdrehe die Augen. Ich konnte es nicht mehr hören. Klar wollten sie dass ich in Sicherheit bin. Das weiß ich auch zu schätzen. Aber ein Leben wie im Knast wollte ich auch nicht haben. Mein Kopf schrie nach Freiheit. Oben angekommen blieb ich stehen. Vor meiner Haustür steht ein Paket. Ich beginne zu schwitzen. Unsicher blicke ich mich um. Dann beuge ich mich herunter. Kein Absender. Auch meine Adresse steht da nicht drauf. Nichts. War da eine Bombe drin? Ich gehe schnell rein. Sitze am Küchentisch. Zittere. Ich sollte den Mann anrufen. Aber ich möchte ihn nicht nerven. Nach einer halben Stunde halte ich es nicht mehr aus. Ich hole das Paket rein. Es ist klein. Ich öffne es. Keine Bombe. Ein kleines Etui. Ich hole es heraus. Öffne es. Es sind Ohrringe drin. Sehr schöne. Silber mit violetten Steinen darin. Doch von wem? Kein Zettel. Nichts. Ich rieche am Paket. Es riecht nach Rosenwasser. Seltsam. Ich nehme die Ohrringe und lege sie in die Schublade. Nach einer gründlichen Untersuchung entsorge ich das Paket. Ich bin verwirrt. Wer schickt mir Ohrringe? Ob es der Mann war? Aber warum? Es klingelt plötzlich. Ich erstarre. Mein Herz klopft. Wer ist das? Ich stehe auf, als es wieder klingelt. Ganz langsam gehe ich zur Tür und lausche. Ich sehe durch den unteren Türspalt einen Schatten. Jemand steht vor der Tür! Ich halte mir die Hand vor dem Mund um meinen Atem leiser klingen zu lassen. Der Schatten bewegt sich plötzlich. Ich höre leise Schritte die Treppe runtergehen. Ich flitze zum Fenster. Verstecke mich hinter der Gardine und schaue raus. Doch ich sehe niemanden! Ich warte. 20 Minuten. Doch immer noch keiner zu sehen! Wer war das? Mein Herz pocht immer noch wie wild. Ich traue mich nicht die Tür zu öffnen. Ganz leise gehe ich in mein Zimmer. Lege mich aufs Bett. Stille. Ich höre nur meinen eigenen Atem. Die Gedanken kreisen. Es hat noch nie jemand um diese Uhrzeit hier geklingelt! Oder war es ein Nachbar? Aber was hat derjenige gewollt? Und wenn Sebastian das war?? Nein woher sollte er wissen wo ich bin? Ich kriege Panik. Nein... Ich spinne mir was zusammen. Er weiß nicht wo ich bin. Sonst wäre er sofort hier reingekommen. Hätte bestimmt die Tür aufgetreten. Allein die Vorstellung lässt mich zittern. Ich stelle mir seinen Zorn vor. Sein Grinsen. Seine Zähne. Seine Zunge, die über seine Lippen wandern. Sein Blick. Stechend. Ich bekomme eine Gänsehaut. Ich mache die Heizung an. Es ist zu kalt. Die Decke wickele ich mir um meinen Körper. Ich bekomme Angst. Mir fallen die Ohrringe ein. Wer schenkt mir Ohrringe? Das kommt mir alles so komisch vor.. Ich stehe wieder auf und laufe in den Flur. Zur Kommode. Mache die Schublade auf. Da liegt das Kästchen. Ein Juweliername steht da drauf. Ich kenne den Namen. Es ist der Juwelier aus meiner Stadt! Ich bekomme wieder Panik. Irgendjemand beobachtet mich. Und was ist wenn er mich doch gefunden hat?

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