Kapitel 12 (Die Party)

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Seit ganzen 2 Stunden suche ich im Keller nach Sallys verborgenem Kleiderschrank. Glaubt mir, wenn ich euch sage, der Keller ist größer als das Haus zusammen. Von alten Spielsachen hin zu riesigen Gemälden ist alles mit dabei.
Die sollten mal ein Flohmarkt mit dem Zeug machen, dann wären sie Billionäre. Wenn die nur einen kleinen Teil ihrer Unmengen an Schuhen spenden würde, wäre viele in den Slums für den nächsten Winter sicherer vor der Kälte.
Entmutigt öffne ich den nächsten Schrank, indem mich eine große, haarige Spinne begrüßt und eine Sammlung von Gewehren. Etwas gruselig, dass man so etwas im Keller hat...
Von oben höre ich Mr. Silvers laute Anweisungen geben. Die Vorbereitungen dauern jetzt schon über 5 Stunden und sind noch im vollen Gange. Der nächste Schrank ist ein Volltreffer. Prinzessinnenkleider in allen Größen und Farben hängen in dem grauen, vermoderten Schrank. Eines ist schöner als das andere.
Ich ziehe mir ein Dunkelblaues mit dünnen Trägern, enger Taille und breitem Rock heraus. Um das Dekolte sind funkelnde Perlen eingearbeitet. Das Kleid ist ein Traum für jede Märchenprinzessin.
Das einzige Problem ist, dass Sally nach ihrer Mutter kommt und absolut schlank ist. Wenn ich in 2 Stunden nicht 15 kg verliere wird es sicher schwer meine Oberweite da rein zu bekommen.
Ich schnappe mir ein paar Kleider von den Farben, die mir gefallen und schleppe sie durch die wuseligen Vorbereitungen vorbei in mein Zimmer.
Da das Blaue mein geheimer Favorit ist, probiere ich es als erstes an. Wie befürchtet passt es nicht um meine Oberweite und Hüften. Ich habe eine wirkliche Sanduhrfigur, definitiv mehr Oberweite als Sally und ein wenig mehr Speck am Bauch. Der gesunden Speck am Bauch halt, der sich bei all dem Stress eben so ansammelt.
Enttäuscht darüber, dass mir das wunderschöne blaue Kleid nicht passt, probiere ich das Gelbe an. Ich stelle mich vor meinen Schrankspiegel und mustere mich. Gelb lässt mich blass und meine Straßenköterblonden Haare gefärbt wirken. Genervt streife ich mir die Träger von den Schultern, als ich im Spiegel sehe, wie sich die Türe öffnet. Erschrocken halte ich das Kleid an meinen Oberkörper gepresst.
„Nathe!", rufe ich empört.
Ausdruckslos mustert er mich. „Nichts, was ich noch nicht gesehen habe."
„Kannst du nicht anklopfen verdammt?", meckere ich ihn an und verziehe mich ins Bad.
„Da ist aber jemand empfindlich. Ich hätte dir gleich sagen können, das Gelb nicht passt."
Genervt verdreht ich die Augen. Bevor ich das Kleid ganz ausziehen kann, steht er schon im Türrahmen des Bades und betrachtet meine Kleiderauswahl. „Brauchst gar nicht die Augen verdrehen."
„Spinnst du?", rufe ich verärgert und knalle die Türe vor seiner Nase zu „schon mal was von Privatsphäre gehört?"
„Sagt die, die mein Tagebuch gelesen hat?", kontert er durch die Türe hinweg.
Touché.
„Ich will dich nur ein wenig kennenlernen bevor wir zusammen zur Party gehen."
„Da reicht freundliches und respektvolles miteinander reden völlig aus.", motze ich und ziehe das gelbe Kleid schnell aus mit Blick auf die Türe. „Du hättest die letzten Tage Zeit dafür gehabt wenn du da gewesen wärst."
Ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit. Seit unserer letzten Begegnung in der er mich angeschriene und bedroht hat haben wir uns nicht mehr gesehen und jetzt will er mich auf einmal besser kennenlernen? Etwas stimmt ganz und gar nicht. Aber bevor ich mich diesem Problem widme muss ich mir erst mal was passendes anziehen bevor ich ihm unter die Augen trete um ihn zur Rede zu stellen.
Ich habe noch ungefähr 8 weitere Kleider und Farben. Hellrosa, Beige, Rot, Dunkelgrün, Hellblau, weiß, Flieder und Orange.
Wie wenn er meine Gedanken lesen kann, beantwortet er meine Frage: „Nimm das Rote."
Das Rote? Vom Aussehen her gefallen mir die anderen besser...
„Willst du mich bei der Deko abstellen wenn ich zu anstrengend werde?"
Ich kann sein Schmunzeln fast schon vor mir sehen: „Da hast du mich durchschaut."
Ich betrachte das Rote Kleid genauer. Es ist schlichter als die anderen. Spagettiträger, eigene Körbchen für die Oberweite, samtiges Oberteil mit Wasserfallausschnitt und einen bodenlangen, glatten Rock mit leichter Schleppe. Weniger ist mehr... oder? Schnell schlüpfe ich rein und zwänge mich in die Oberweite rein, die nun in dem Kleid unterzugehen scheint. Ich  werfe keinen Blick in den Spiegel, er wird schon selbst sehen, dass er definitiv mit seiner Farbauswahl nicht recht hat.
Das Kleid wird am Rücken zugeschnürt, wobei ich mir jetzt keine Mühe gegeben habe, da ich nicht vorhabe es länger als ein paar Sekunden zu tragen.
Ich öffne die Türe und warte nur darauf, dass er zugibt wie falsch er liegt.
„Wow, Cat", sein Blick mustert mich von oben nach unten „... das sieht... noch etwas komisch aus."
Und ich dachte schon es kommt mal zur Abwechslung was Nettes.
„Das Kleid passt mir nicht. Sally ist viel dünner, hat weniger Oberweite...", maule ich und lasse die Schultern hängen.
Er deutet mir an aus dem Bad heraus zu kommen und mich vor den Schrankspiegel zu stellen.
Zugegeben, die Farbe steht mir sehr gut. Da das Kleid hinten noch nicht zu ist, sieht das Oberteil etwas misslungen aus.
Ich spüre wie er seine Hand um meine Hüfte legt und sich neben mich stellt. Er setzt einen arroganten Blick auf und betrachtet uns im Spiegel.
„ Wir werden heute Abend eine gute Show abliefern.", stellt er zufrieden fest und zwinkert mir zu. „Und ich seh dabei noch gut aus."
Ich löse mich aus seinem Griff. „Ich hab nicht vor heute Abend aufzufallen. Ich hab ohnehin keine Lust." Ohne darauf zu reagieren, nimmt er meine Haare und legt sie über meine Schulter nach vorne. Ganz sachte und irgendwie sexy. Ich spüre ein aufregendes Kribbeln in meinem Bauch. Was macht er nur mit mir?
Mit kräftigen Handbewegungen zieht er die Schnüre am Rücken zusammen, sodass das Oberteil sich wie angegossen um meine Taille legt. Meine Figur kommt plötzlich zur Geltung, die Kurven und vor allem die Oberweite, die etwas nach oben zusammengedrückt wird. Ich traue mich kaum Luft zu holen, da ich seinen Atem in meinem Nacken spüre. Als er fertig zu sein scheint, umfasst er meine Oberarme fährt mit seinen Fingerspitzen zwischen meinem Schlüsselbein und Hals entlang. Ich hätte vor Lust aufstöhnen können. Ich bin wie Wachs in seinen Händen und verliere jegliche Kontrolle über meinen erzitternden Körper. Mein Kopf legt sich in den Nacken um ihn noch intensiver zu spüren. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinem gesamten Körper aus.
Mehr. Ich will mehr. Ich will ihn...
Wir werden werden heute Abend Spaß haben."
Er zwinkert mir zu und lässt mich dann zitternd vor Begierde in meinem Zimmer zurück. Ein heißer Schauer läuft mir über den Rücken. Was macht er nur mit mir? Ich hab ihm doch eindeutig gesagt, dass er mich nicht benutzen soll! Außerdem habe ich mir extra §3 aufgestellt, mich auf keinen der Idioten in der Schule einzulassen.
Ich weiß auch, dass er nur mit mir spielt. Er braucht mich für die Party heute Abend und nutzt mich für irgendetwas aus.
Er ist und bleibt halt ein arroganter Arsch!

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