Kapitel 17 (fluff)

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Mit einem unguten Gefühl im Bauch, laufe ich mit Feli die Treppen hoch zu den Musikräumen, wobei ich nicht sagen kann, ob ich was schlechtes gegessen oder der Gedanke an den Musikunterricht mir den Magen verdreht.
Im Musikraum tummeln sich schon 11 und 12 Klässler durch den Raum. Lustlos wähle ich mir die letzte Reihe aus. Da Brent schon da ist, muss sich Feli wohl oder übel zu ihm nach vorne setzen. Als es klingelt und Mrs. Kedding wie auch Mr. Bold anwesend sind und der Platz neben mir noch frei ist, entspanne ich mich erleichtert. Nathe kommt nicht zum Unterricht. Ich schicke ein kurzes Gebet Richtung Himmel dafür, bevor mir einfällt, dass ich ohne Nathe das Gehörbildungszeug gar nicht kann. Feli dreht sich zu mir fragend um, aber mehr als einen verzweifelten Gesichtsausdruck kann ich ihr nicht geben. Sie versucht mich aufmunternd anzulächeln, nach dem Motto: das wird schon.
Mrs. Kedding begrüßt alle zum gemeinsamen Unterricht und warnt schon mal vor, dass wir die Aufschriebe heute abgeben sollen, zur Einschätzung, ob dieses Projekt in dieser Konstellation Sinn macht. Ich hoffe, dass es viele aus meiner Stufe genauso sehen wie ich und heute ein schlechtes Ergebnis abgeben. Dann werden beide Lehrer sehen, es macht keinen Sinn und ich muss mit Nathe nicht noch mehr Zeit verbringen.
Vielleicht hat er die Anspannung zwischen uns seit gestern Abend bemerkt und traut sich nicht mehr zum Unterricht.
Meine Bedenken legen sich, als sein Lockenkopf in der Tür erscheint.
„Mr. Silver", begrüßt ihn mein Musiklehrer. „Schön, dass sie uns mit ihrer Anwesenheit beehren."
Nathan ignoriert kühl die Bemerkung und sucht im Raum nach mir. Seine grünen Augen fixieren mich. Die grünen Augen, in die ich mich heute Nacht verliebt habe, aber es niemals zugeben darf, will, soll und tun werde.
„Gibt es auch eine Entschuldigung für ihr Spätes erscheinen?", forscht Mr. Bold nach, der Unpünktlichkeit nicht gerne sieht.
„Die Schule ist sooo riesig, da verläuft man sich schnell."
Wie immer schafft er es, allen im Raum ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, außer mir. Ich bin gerade nicht im Stande dazu.
Ich bin so angespannt wenn er im Raum ist, als wüsste ich, dass er eine Atombombe bei sich trägt, die gleich in die Luft fliegt. Und diese Atombombe ist meine Neugierde, was er wirklich von mir will und für mich empfindet. Schon komisch, vor einer Woche hätte ich schwören können, dass dieser Typ das Wort Emotionen gar nicht in seinem Wortschatz hat.
Nathe setzt sich neben mich und zwinkert mir zu. „Alles klar, Swany?", nennt er mich fragend bei seinem neuen Lieblings –Spitznamen für mich.
Stumm nicke ich und konzentriere mich auf das Tablet vor mir mit den leeren Notenlinie. Ich sehe im Augenwinkel wie er mich mustert, aber nach dem ersten Intervall vom Klavier von mir ablässt.
Ich versuche mich auf die Töne zu konzentrieren um nicht auf sein Tablet spicken zu müssen, aber schon nach ein paar Minuten schleicht sich in mein Kopf seltsames Szenario.

Nathe und ich liegen in seinem Zimmer auf dem Bett. Wir kuscheln. Sehr eng. Sehr vertraut. Seine Hand erforscht meinen Rücken. Ganz zärtlich, als würde ich zerbrechen können. Er küsst mich an der Schulter, wie damals, als er mir das Kleid zugemacht hat, und die Gänsehaut kann ich nicht mehr zurück halten. Genauso wenig wie mein aufgeregtes Atmen, das ich nun endlich ohne Hemmungen frei heraus lasse. Ich schäme mich nicht, ihm meine Gefühle zu zeigen, ihm zu unterliegen und die Kontrolle abzugeben. Ich will mich dem Gefühl ganz hingeben.
Sein Körper drückt sich nahe an meinen, sein Bauch ist an meinem Rücken, wie beim Billardspielen gestern Abend. Ich spüre seinen Herzschlag und wie aufgeregt auch er ist.
Ich höre seine raue Stimme in mein Ohr flüstern: „Ich liebe dich Caitlin Swan." Dieser Satz lässt alles in mir erbeben. Seine grünen Augen strahlen voll Zärtlichkeit und Liebe.
Sein Daumen fährt über meine Lippen. Er wartet auf meine Erlaubnis, die ich ihm mit einem Kuss gebe. Ich will mehr. Ich will ihn.
So wie er heute morgen fordere ich ihn auf, den letzten Satz zu wiederholen.
Nathe nimmt meinen Kiefer in seine Hand. „Ich liebe dich, Cat!"
Cat....
„Cat!"
Völlig perplex starre ich in zwei wunderschöne Augen, die mich fordernd anschauen. Genau diese Augen haben mich soeben gewollt. Begehrt, mehr als alles andere auf der Welt.
Oh Gott! Hatte ich gerade einen Tagtraum im Musikunterricht direkt neben ihm? Caitlin Swan, was ist nur los mit dir? Dieser Junge verdreht deinen Kopf, deine Gedanken, einfach alles!
Was ist los mit dir?", flüstert er leicht verärgert. Gute Frage Silver, wüsste ich selbst gerne!
„ Was mit mir los ist? Das sollte ich wohl dich fragen!", gifte ich an, und merke, dass ich heute auf ihn total zickig wirken muss. Aber er hat mich aus einem Tagtraum geholt, indem ich nichts mehr als nur bleiben wollte. Und das schon da zweite Mal heute.
„Alter, hast du deine Tage?", fragt er genervt und verdreht theatralisch die Augen.
„Der Einzige, der Stimmungsschwankungen hat bist doch du! Weißt du Nathe, geht man einen Schritt auf dich zu, gehst du zwei zurück. Ich versteh dich einfach nicht, erst bist du kühl, dann nett, dann eröffnest du mir neue Möglichkeiten nur um mich vor den Kopf zu stoßen. Keine Ahnung ob es an deiner toten Mutter liegt, dass du dich Frauen gegenüber immer wieder zurück ziehst und ihnen nicht zeigst, was du wirklich fühlst."
Die grünen Augen färben sich schlagartig dunkel und das Pokerface des Badboys der Medicin kommt zum Vorschein.
Oh shit. Ganz dünnes Eis. Warum lege ich mich auch heute mit ihm an?
Ohne Worten wendet er sich wieder seinem Tonsatz zu. Ich kann sehen, wie ich ihn tief im Inneren verletzt habe. Vor einer Woche hätte ich das durch sein Pokerface noch nicht gesehen, aber die Art wie er sich auf die Unterlippe beißt hab ich auch beim Streit mit Victor oft gesehen.
„Kann die letzte Reihe endlich auch mal die Klappe halten?", beschwert sich Mr. Bold und der ganze Raum dreht sich zu uns um. Ich sehe die eifersüchtigen Blicke vieler Mädchen, die mich anstarren und am liebsten vom Stuhl zerren würden, um selbst den Platz neben dem Footballkapitain einnehmen zu können.
Aber glaubt mir Ladys, das ist kein Spaß mit ihm. Er ist anstrengend, egoistisch, abweisend und unverschämt. An so einem Schwiegersohn wird eure Mutter nicht glücklich.
Caitlin, wenn dich Mr. Silver nervt, dann sag Bescheid.", lächelt mir Mr. Bold zu.
„Ich komm schon mit ihm klar", beruhige ich den Musiklehrer und ernte dafür noch mehr böse Blicke.
Und wer fragt mich?", beschwert sich Nathe. „Vielleicht stört sie mich ja!"
Wieder einmal bringt er einige im Raum zum Schmunzeln. Alle, außer mich, weil ich die Einzige bin, die weiß, dass er es ernst gemeint hat.

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