Kapitel 25 Zwang

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Sobald Nathe in seiner Football-Sportjacke und Jeans die Gäste begrüßt hat, ( er hat nicht auf meine Bitte gehört sich umzuziehen) wird da Essen verteilt. Hätte ich gewusst, dass ich an der Adeligen Tafel mitessen darf, hätte ich mir den Bäckerbesuch gespart.
Ich setze mich an den gewohnten Platz neben Sally, die verträumt auf die Blumen von Freddy schaut, die nun in einer Vase auf dem Tisch stehen.
Oh man, der Amor hat sie echt erwischt. Erst mich, dann Sally, ich hab noch Hoffnung für Feli.
„Victor, ihr habt ein wunderschönes Anwesen hier.", beginnt Tina zu schwärmen.
„Ohne meine Frau wäre es nur halb so schön.", bedankt sich Victor und lächelt seine Frau gegenüber warm an. Unglaublich, was der Mann für zwei Gesichter hat.
„Nathan, ich habe gehört, du bist im Modelgeschäft von Ivona eingestiegen, stimmt das?", erkundigt sich Sophie neugierig.
Irgendwie interessiert sie sich zu viel für ihn... oh man, jetzt werde ich schon eifersüchtig. Caitlin Swan, es gibt kein Grund dafür. Sie sind miteinander verwandt!
Nathe nickt nur leicht und widmet sich wieder seinem Lachsbrot. Aber Sophie will nicht locker lassen.
„Und Footballkaptain bist du auch noch?"
Wieder nickt er ohne eine Antwort. Jeder normale Mensch würde verstehen, dass das Gespräch hiermit beendet wäre. Doch die Menschenkenntnisse scheinen bei den Silvers generell nicht ausgeprägt zu sein.
„Du musst ja der angesehenste Typ der Schule sein... wie findet deine Freundin das?"
Mein Blick schnallt sofort auf den Lockenkopf, der geduldig seine Gabel auf den Teller legt und seine Verwandte Cousine zu ersten Mal in die Augen schaut.
Victor wird doch keinem was von uns gesagt haben, also was soll die Frage?
In Nathes Haltung kann ich keinerlei Anspannung sehen. „Warum willst du das wissen?"
Sophie läuft etwas rot an und lenkt ihren Blick auf ihre Mutter.
„Nathan, es ist nicht höflich eine Dame in Verlegenheit zu bringen!" Ermahnt er streng seinen Sohn und wendet sich dann an Sophia: „Natürlich hatte Nathan neben seinen vielen Beschäftigungen noch nicht Zeit gehabt sich Gedanken um eine passende Frau an seiner Seite zu machen."
Was ist das denn plötzlich für eine Sprache hier? Kaum sind Adlige im Haus versetzt uns das 1000 Jahre Sprachkultur zurück.
„Aber Victor", mischt sich nun Tina ein. „Sollen wir ihm nicht sagen, um was es bei dem Treffen heute geht? Dann wird er schon sehen, warum Sophie ihn mit solche Art von Fragen überfällt."
Mr. Silver räuspert sich noch einmal und richtet seine diktatorischen Blick auf seinen Sohn. „Tina und ich haben und dazu entschlossen, das es das Beste für dich und Sophie wäre den gemeinsamen Weg gemeinsam zu gehen. Es ist wichtig für das Wohl unserer Familie sich untereinander zu unterstützen und zusammen zu halten."

Stille.
Absolute Stille.
Nathe unterbricht sie mit einem ironischen Lachen. „Ihr meint das doch nicht ernst?!"
Ivona meldet sich als erste zu Wort: „Schätzchen, das ist kein Witz"
Ich glaube, mir fällt die Decke auf den Kopf. Wir sind im 21. Jahrhundert, egal ob Adelig oder nicht, man wird doch nicht mehr Zwangsverheiratet. Das macht doch keinen Sinn.
Genau das muss auch Nathe denken, der mit zusammengezogenen Augenbrauen seinen Vater anstarrt.
„Du willst entscheiden mit wem ich zusammen bin?"
Mr. Silver setzt sich kerzengerade hin und faltet die Hände zusammen, um seriöser zu wirken. „Das Familienansehen ist mit deiner Geburt beschmutzt worden, als du als Bastard auf die Welt kamst. Du kannst es wieder heben, indem du mit Sophie zusammen bist, die adeliges Blut in den Adern hat."
Mit Wucht knallt Nathe seine Faust auf den Tisch, sodass Maxi erschrocken aufschreit. Wahrscheinlich versteht er nicht einmal, um was es hier geht. Und das ist auch gut so. Was hier gerade abgeht ist absurd.
„Du wirst mir nicht mein Leben vorschreiben und schon gar nicht meine Liebe.", droht Nathe wütend und das kalte Blickduell von Vater und Sohn beginnt.
„Ich bin dein Vater, ich kann mit dir machen, was ich möchte!"
„Vergiss es Victor! Die Zeiten, in denen du Kontrolle über mich hattest, sind vorbei. Ich schulde dir und dieser Familie gar nichts!" Nathe springt auf um sich physisch über seinen Vater zu erheben.
Wieder einmal sitze ich nur da und kann niemandem helfen. Die Situation kommt mir vor, wie ein schlechtes Theaterstück. Mein Herz zerspringt in 1000 Einzelteile. Mir tut Nathe leid und unsere Beziehung...
„Lasst uns später darüber reden und in Ruhe Essen. Setz dich, Nathanael!" Wie immer findet Ivona die richtigen Worte um die Wogen zu glätten. Eine Stimmung der Unsicherheit und Spannung liegt im Essaal, also entscheide ich mich, Alfred und Berta beim Dessert zu helfen.
Aber auch in der Küche ist angespannte Stimmung. Weder Berta noch Alfred reden ein Wort und verziehen keine Miene.
„Darf man das überhaupt?", unterbreche ich die Stille während ich das Dessert in Schalen löffele. „Zwangsverheiraten?"
„In vielen Kulturen ist es die Norm, auch noch teilweise unter den Adligen. Sie denken halt immer noch, sie sind was besseres als das normale Volk.", murmelt Alfred, dem ich zu, ersten Mal schlecht gelaunt erlebe. Seine Bewegungen sind langsamer und bedachter. Sein ganzes Erscheinungsbild wirkt kraftlos.
„Die Borrowfamilie ist teilweise adliger Abstammung, Ivonas Urururonkel war ein Graf. Somit ist nur Nathe in der Familie ohne blaues Blut, zumal er auch noch das schwarze Schaf ist. Ach, der Junge kann einem nur leid tun..."
Berta gießt heiße Himbeerem über das Panna Cotta und wischt sich dabei eine Träne aus dem Augenlied. Sie kennt Nathe seit er ein kleiner Junge ist, sie ist wie eine Oma für ihn.
„Man muss doch was dagegen tun...Wenn es verboten ist, kann man es doch anzeigen."schlage ich vor.
Diese Idee wird von Berta kopfschüttelnd verwischt: „Lass nur die Finger von der Polizei. Wer Geld hat, hat auch Beziehungen....nachher sitzt der Falsche im Gefängnis."

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